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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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in Falten, das Kinn schob sich vor, während sie über Leas Angebot nachsann. Dann entspannten sich ihre Züge. »Einverstanden«, sagte sie geschäftstüchtig. »Aber ehe du loslegst, flehst du mich erst einmal inständig um Verzeihung an. Du egoistisches Miststück hast mich nämlich ganz schon viele Nerven gekostet. Außerdem wirst du mir sofort schwören, mich nie wieder so abprallen zu lassen. Ich weiß zwar nicht, wie man da, wo du herkommst, mit Busenfreundinnen umspringt, aber hier tut man das nicht.«
    Als Nadine am frühen Abend Lea nach einigen Abschiedsumarmungen und Freundschaftsbekundungen endlich verließ, fühlte sich Lea unendlich erschöpft. Erschöpft, aber auf eine friedliche Art und Weise. Es war ihr gelungen, Nadine von Adam und ihren widersprüchlichen Gefühlen für ihn zu erzählen, ohne die großen Geheimnisse zu streifen. Obgleich sie es nicht erneut angesprochen hatte, vermutete Nadine irgendwelche kriminellen Machenschaften als Grund, was Lea ganz recht war. Das würde sie auf Distanz halten, was Adam anging. EtienneCarrieres Tod bei einem Überfall passte da sehr gut ins Bild, in diesem Punkt hatte sie sich besonders bedeckt gehalten. Nun trieb sich Adam geschäftlich in der Stadt herum und war dabei in der Bar auf Lea gestoßen. Diese Bemerkung hatte Nadine ein skeptisches Schnaufen entlockt, das Lea wohlweislich ignoriert hatte. Dafür gestand sie Nadine nach einigem Nachhaken ein, sich nur bedingt freiwillig mit Adam zu treffen. Aber sie konnte den Vorschlag abweisen, ihm einen Schläger auf den Hals zu hetzen.
    Mit schweren Gliedern kuschelte Lea sich in den Sessel und genoss die Ruhe. Doch schon einige Minuten später sprang ihr die Katze auf den Schoß und drehte sich einige Male um die eigene Achse, bis sie die richtige Position gefunden hatte. Dabei schnurrte Minou und bohrte die Krallen ihrer Vorderpfoten genüsslich in Frauchens Oberschenkel. Augenblicklich kam Lea der Aufforderung nach und begann Ohren und Nacken des Fellknäuels durchzuwalken. Ihr Blick glitt zum Fenster hinaus in den nachtblauen Himmel, während das Schnurren sie warm umhüllte.
     

11. Gefährliche Spiele
    Nach ihrer Einführung auf Pis imposantem Fest hatte Adam sich nicht mehr blicken lassen. Dennoch vermutete Lea ihn praktisch hinter jeder Tür, denn sie wollte ihm nicht noch einmal unvorbereitet in die Hände fallen. So kam es, dass sie die Lobby des Verlagshauses erst einmal einer gründlichen Inspektion unterzog, bevor sie sie betrat, obwohl ihr dieses Verhalten verdutzte Blicke von Kollegen und Gästen einbrachte. Jedes Klingeln an der Tür verursachte ihr Herzrasen, und wenn sie in der Schlange auf dem Wochenmarkt anstand, rechnete sie damit, dass Adam ihr gleich auf die Schulter tippen würde. Allein bei der Vorstellung, er könnte plötzlich neben ihr stehen, verspannte sich ihr ganzer Körper. Aber es stellte sich auch Vorfreude ein, und auf dieses Kribbeln hätte sie gern verzichten können.
    Dennoch gelang es Adam, sie erneut in einem Moment völliger Unachtsamkeit abzufangen.
    Auf dem Weg vom Verlag nach Hause war Lea in einen dieser Regenschauer geraten, bei denen innerhalb von Sekunden die Straßen überflutet sind und die Kanalisation überläuft. Unglücklicherweise war Leas Arbeitstasche bis zum Anschlag mit Papierkram vollgestopft, so dass sie das handschriftlich abgefasste Manuskript eines technikfeindlichen Autors unter den Arm geklemmt hatte. Schon bei den ersten Regentropfen verspürte sie eine aufsteigende Panikattacke, als ihr Blick auf die zerlaufende Tinte fiel.
    »Sie dürfen mein Unikat auf keinen Fall einem dieser teuflischen Kopierer überlassen«, dröhnten ihr die Worte des Autors im Kopf. »Ich würde das spüren, Lea. Und dann wäre die Vertrauensbasis vollkommen zerstört. Der Akt des Schreibens ist etwas zutiefst Menschliches. Man darf ihn nicht mit dem Künstlichen der Technik verunreinigen. Erst wenn der Schaffensprozess wirklich abgeschlossen ist, können wir über Vervielfältigung nachdenken. Das verstehen Sie doch?«
    Sie hatte zustimmend genickt, denn bei Bestsellerautoren verstand sie aus Prinzip alles: Keine Marotte zu albern, keine Forderung zu groß. »Verdammt! Der wird mich um Grund und Boden verklagen, wenn sich sein schöpferischer Akt in Pappmaschee verwandelt«, schimpfte sie vor sich hin, während sie den herabstürzenden Wasserfluten zum Trotz den Mantel auszog und das Manuskript in den Stoff einwickelte. Froh darüber, dem Schicksal ein Schnippchen

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