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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Spuren sind am schwersten zu verfolgen. Megan wird genug Bargeld für eine längere Reise dabeihaben.«
    Bei diesem Satz erwachte Lea wieder aus ihrer Lethargie. »Megan?«, echote sie ungläubig. »Du willst mich nicht nur ins Exil, sondern wohl auch in den Wahnsinn treiben! Das kannst du dir abschminken, mein Lieber. Ich sehe ein, dass ich mich eine Zeit lang zurückziehen sollte.Aber bevor ich Megan als meinen Schutzengel akzeptiere, schlitze ich mir lieber die Pulsadern auf und biete Akinora demütig meinen Gencode an.«
    »Megan wartet bereits in deiner Wohnung auf dich«, entgegnete Adam so gelassen, als hätte Lea eben keinen Widerspruch eingelegt.
    »Dieser kleine romantische Ausflug war also nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver, damit Megan genug Zeit hat, meine Sachen nach Dingen zu durchwühlen, die ihrer Einschätzung nach für unseren Roadtrip notwendig sind?«
    »Genau.«
    »Du bist so ein elender Lügner«, zischte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie ihre Zähne in seinen Unterarm versenkt, der immer noch locker zwischen ihnen hing. Stattdessen bemühte sie sich, all die drängende Entrüstung in ihre Stimme zu legen. »Adam, ich weiß, du kannst deine Ohren perfekt auf Durchzug stellen, aber ich sage es dir jetzt trotzdem noch einmal: Vergiss es!«
    Er funkelte sie zornig an, aber Lea dachte gar nicht daran, auch nur einen Zoll nachzugeben. So starrten sie sich eine Weile an, bis Adam schließlich den Bann brach, indem er laut durch die Nase schnaubte. Dann stand er auf und machte eine altmodische Verbeugung vor Lea.
    »Bedeutet das, dass du nachgibst?«, fragte sie ungläubig.
    »Weißt du, Lea, ich würde alles tun, damit du jetzt endlich die Klappe hältst und ohne weiteren Widerstand mit mir kommst«, antwortete er und setzte dabei ein würdevolles Gesicht auf. In seinen Augen blitzte es jedoch listig - nur war Lea zu abgekämpft, um über ihre Beobachtung weiter nachzusinnen.
    Nachdem er sich ihrem Willen gebeugt hatte, war es ihr eigentlich ganz recht, sich einfach von ihm den Arm um die Hüfte legen zu lassen und zum Auto zurückzukehren. Schweigend genoss sie seine Nähe und seinen verführerischen Duft, der seinen Weg durch die klare Frühlingsluft in ihre Nase fand.
     

17. Im Exil
    Sie hätte ihm weiterhin verbissen Paroli bieten müssen, warf sich Lea zum tausendsten Mal vor, während sie Megan beim Schlafen beobachtete. Dieser verlogene Mistkerl hatte ihre Erschöpfung schamlos ausgenutzt.
    »Hör zu, mein Engel, Megan packt doch nur die Sachen für dich, weil du so erschlagen bist.«
    »Megan fährt dich doch nur zu diesem Hotel, auf das Pi niemals kommen wird. Du kennst den Weg nicht und musst dich außerdem um die Katze kümmern.«
    »Megan checkt dann nur noch die Details mit dem Hotelier und trägt die Koffer aufs Zimmer.«
    Auf das Doppelzimmer, wie sich schließlich herausstellte. Außerdem stellte sich heraus, dass Megan schwerer aus diesem Zimmer zu entfernen war als eine Zecke aus der Leiste. Mit stoischer Gelassenheit befolgte sie den Auftrag, den Adam ihr zugeraunt haben musste, als Lea versucht hatte, Minou mit einem Säckchen Katzenminze unter dem Bett hervorzulocken.
    Spätestens als Adam sie kurz beiseitegenommen hatte, nachdem sie Megan Schläge angedroht hatte, wenn sie nicht sofort ihre Finger aus der Wäschelade nehmen würde, hätte ihr klar werden müssen, worauf die Scharade hinauslief.
    »Hör auf, Megan anzupflaumen«, hatte Adam sie mit gefährlich beherrschter Stimme angefahren. Dass er sich dermaßen am Riemen riss, hätte zumindest ihren Argwohn wecken müssen. »Megan hat sich für uns schon mehr als nötig aus dem Fenster gelehnt. Dass sie uns jetzt hilft, geschieht nur aus einem starken Gefühl der Loyalität heraus. Danach wird sie sich selbst aus der Schusslinie bringen müssen, denn Pi wird sie nicht in seine Dienste zurücknehmen. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was es für Megan bedeutet, nicht länger Dienerin zu sein?«
    »Es tut mir wirklich sehr leid für Megan, dass sie so plötzlich zur Freiheit gezwungen wird. Unter Pis Fittichen ist es sicherlich schön kuschelig gewesen.«
    Ihr Gespött geflissentlich überhörend, hatte er ein Totschlag-Argument nachgeschoben: »Dass ich dein geheimes Stelldichein mit Pi.«
    Nachdem Lea ein leises Knurren zur Antwort gegeben hatte, hatte Adam geseufzt und sie kurzerhand mit diesem speziellen Blick bedacht, der jedes Mal den Boden unter ihren Füßen schmelzen ließ.

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