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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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Mädchen kennenlernen wollte, gab’s nur Zeltfest, Kino, Stufenparty oder Autoskooter auf der Kirmes. Mal ganz ehrlich, ich wollte auch den Skooterschlüssel mit dem Fuchsschwanz dran haben. Ich weiß nicht, wie ich diese Typen beschreiben soll. Kennt ihr noch die Geiselgangster von Gladbeck? ... Genau, Rösner, so ’n Typ, den Arm bemalt wie ’ne Bahnhofstoilette, 1,85 Meter groß, 36 Kilo leicht, ’ne Gesichtsbehaarung, als hätte er gerade ’n Opossum gefressen, blöd wie sieben Schweine – aber er hatte den „Magicstick“. Doch das ist ein anderes Thema!
Die beste aller Möglichkeiten war immer noch die Vorabifete. Wie der Name schon sagt, das ging so ab der achten Klasse los! Da musstest du dir vorher erst mal Mut antrinken und den Zugriff genau planen: Bei Bier elf warst du noch gut drauf, bei Bier zwölf konntest du allerdings schon zu voll sein! Ein Bier hat damals oft die K-Frage entschieden: knutschen oder kotzen? Oder beides? Und nicht unbedingt in dieser Reihenfolge! Wenn du damals ’ne Frau kennenlernen wolltest, hattest du zwischen Bier elf und zwölf nur ein schmales Zeitfenster, heute hast du zig Fenster offen: „facebook.de“, „studivz.de“, „myspace.de“ und „wer-fickt-wen.de“! Früher gab’s für dich auch nur ein Mädchen, auf das du dich den Abend über konzentriert hast, heute streust du wie so ’n Flyerverteiler am „Ballermann 6“, du streust wie eine bekannte Nachrichtensprecherin bei der Aussprache des Worts Pistazieneis! Heute hängst du nur noch vor der Kiste, bist am Chatten, am Adden, am Verlinken, am Posten, am Gruscheln! Is doch wahr, früher hieß es immer: „Du hängst ja nur zu Hause rum, wie willste denn da Frauen kennenlernen?“ Heute heißt das: „Du bist ja nie zu Hause, wie willste denn da Frauen kennenlernen?“
Mittlerweile ist man ja teilweise schon überfordert, wenn man „in echt“ aus Versehen in eine tolle Frau reinläuft. So ist es mir in der Mensa ergangen: Da stand sie plötzlich neben mir, die zukünftige Exfrau von David Werker! Ich hatte die Nacht über nicht gepennt, war wieder 18 Stunden im Netz gewesen und dachte mir: Komm, die fügst du jetzt eben auch noch als neuen Freund hinzu! Gesagt, getan. Sie dreht sich zu mir um und meint: „Sag mal, reibst du dich da gerade an meinem Bein?“
Ich sach: „Nö, äh, ich wollt dich nur mal kurz gruscheln!“
Wie soll ich sagen? So richtig zurückgegruschelt hat sie jetzt nicht. Dafür hat erst mal übergangslos ihr Tablett mein Jochbein geaddet! Ich konnt grade noch eine Statusmeldung an den Notarzt rausschicken! Da hab ich mir gedacht: Wenn es bei ihr so nicht funktioniert, dann mach ich’s eben auf die gute alte Tour: Stalk ich sie im Internet!

    Komplett überbewertet: die Realität!
Das ist ja das Fantastische: Du findest heute jede Frau, die du nur flüchtig kennst, im Internet wieder! Also, Schlinge auslegen und dann langsam immer enger ziehen. Hab ich als Erstes mal zum Aufwärmen ’ne ganz allgemeine Personenbeschreibung bei „Google“ eingetippt: lange, blonde Haare, prima Möpse und die Augen so blau wie mein Jochbein! Bingo! 22 Millionen Treffer – ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert! Ja, ich meine, hey: In 0,59 Sekunden mal eben 5,978 Milliarden andere ausgeschlossen! Dafür hättest du früher aber auf verdammt viele Vorabifeten gehen müssen! Jetzt weiter einkreisen. Was wusste ich von ihr? Sie war in der Mensa, also Studentin oder Hartz-IV-Empfängerin! Der Schlag mit dem Tablett chirurgisch präzise, dazu die leichte Alkoholfahne, ganz klar: Medizinerin! Jetzt war’s Zeit fürs „studiVZ“!
Die Angaben in die Tastatur gehackt und Bingo: 300 Treffer. Das bedeutete jetzt: weitersuchen, recherchieren und – vor allem – Gruppenarbeit! Und was es da alles für Gruppen gibt! „Wer Sex für das Geilste hält, hat noch nie richtig gegrillt“, „Deine Mutter ist schwarz und fährt den Bus vom A-Team!“, „Deine Mutter sitzt auf dem Fernseher und guckt Couch!“, „Dem Knight Rider sein verkorkstes Leben!“, „Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen“, „Holla the Woodfairy, my english is under all pig!“, „Ist kein Zufall, dass Frau sich auf Küche reimt“, „Affen – Ich schätze ihre Weisheit, doch ich fürchte ihre Power!“, „Krieg ist scheiße, aber der Sound ist geil!“, „Es ist völlig normal, sich einen Pinguin aus dem Zoo mitzunehmen!“, „Alta, nur weil du Genasium bist ...!“.
Ich wusste, irgendwo musste sie ja sein! Ich wurde zum

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