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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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würde sie gleich anfangen zu weinen. «Es ist rührend von euch beiden.»
    «Unsinn, wir würden uns freuen, wenn du mitkämst.»
    «Ja, natürlich», sagte Rose. «Ich könnte ja abends für dich den Babysitter machen.»
    May hätte ihrer Schwägerin am liebsten eins über den Schädel gegeben. Aber geduldig sagte sie: «Es gibt dort nur ein paar Bauernhäuser und eine kleine Kapelle. Nachtleben findet da nicht statt.»
    «Na, dann könnte ich euch den Jungen doch am Tage mal abnehmen.»
    «Also hör mal, Rose», sagte Mummi energisch. «Wenn du mitkommst, dann als unser Gast und um dich zu erholen. Wir nehmen dich nicht mit, weil wir eine unbezahlte Kinderfrau oder eine Tageshilfe brauchen.»
    «Das ist sehr nett von euch», sagte Rose und versuchte, ihren Worten einen entspannten und dankbar klingenden Ton zu verleihen, konnte aber eine gewisse Schärfe dabei nicht unterdrücken.
     
    «Nun?» fragte Jocelyn.
    «Sie kommt mit.»
    «Aha. Fein.» Er freute sich wirklich - um Roses willen. Er sah seine Frau an. «Warum lächelst du?»
    «Die arme, alte Rose. Sie mußte sich erst einreden, daß sie uns damit einen Gefallen tut, bevor sie zusagte.»
    Und dann war es soweit. Paps öffnete die Tür zum Bau-ernhäuschen — und es war, als wären sie nie fortgewesen. Zufrieden und selbstgefällig blickten die Porzellanhunde von der Kaminecke herüber. Die Geranien standen noch immer in den tiefen Fensternischen. Und da hingen noch dieselben Fotos in den Samtrahmen, der Turm von Blackpool, der verstorbene Air. Davies und ein preisgekrönter Bulle. Alles war da, war immer dagewesen, hatte das lange, bewegte Jahr hindurch gewartet. Paps schleppte die Koffer hinauf. Gaylord ging an den Strand. Rose sagte: «So, May, du ruhst dich jetzt aus, und ich mache etwas zu Essen, es dauert keine zwei Minuten.»
    Resigniert stellte May fest, daß Rose sich plötzlich in eine Pfadfinderin verwandelt hatte. Rose war anscheinend wild entschlossen, in den kommenden vierzehn Tagen so verdammt heiter und hilfreich zu sein, daß man es kaum aushalten würde. Wenn man ihr nur die geringste Chance gab, würde sie alles (organisieren) wollen, und Mummi wußte nur zu gut, wie sehr Jocelyn es haßte, organisiert zu werden. Die einzige Möglichkeit, Jocelyn zu organisieren, war ihre eigene, unauffällige Art, die er niemals bemerkte.
    Gaylord kam zurück, ganz voller Sand, und Haar und Haut zeigten bereits einen Hauch von Salz und Sonne. «Nun?» fragte Paps. «Ist es noch da?»
    «Was?»
    «Das Meer», sagte Paps.
    Gaylord verstand, daß Paps einen Scherz machen wollte. Er grinste beifällig. Er hatte es gern, wenn Paps Scherze machte, nicht, weil sie besonders amüsant waren, denn im allgemeinen waren sie recht dürftig, sondern weil sie ein Beweis dafür waren, daß sie sich verstanden. Dann sagte Tante Rosie: «Jetzt kommt alle zum Tee. Nachher wasche ich ab, und ihr könnt euch derweilen Neptuns Reich ansehen.»
    «Was ist Neptuns Reich?» fragte Gaylord.
    «Das Meer, mein Lieber.»
    Aber Gaylord war schon bei etwas anderem. «Erinnert ihr euch noch an den Herrn, der an Weihnachten mit Tante Rosies Liebhaber bei uns war?»
    «Stan Grebbie, meinst du?» rief Rose. Und dann, um ihren Eifer zu verbergen: «Hieß er nicht so?»
    «Er ist am Strand», sagte Gaylord.
    «Ach, Gaylord, sei doch nicht albern», sagte Mummi. Aber Rose war sichtlich beeindruckt. Sie fiel aus ihrer Pfadfinderrolle. «Gaylord, bist du sicher?» fragte sie fast bittend und errötete tief. «Klar», sagte Gaylord.
    Mummi und Paps hatten die Veränderung an Rose bemerkt. Daher weht also der Wind, dachten sie beide. Und Mummi sagte freundlich: «Auf Gaylord ist nicht allzuviel Verlaß, Rose. Letzte Woche hat er Prinz Philip aus dem Tabaksladen in Shepherd’s Warning kommen sehen.»
    «Der war’s aber doch», sagte Gaylord trotzig.
    «Der steht im Stall», korrigierte Paps.
    «Wer, Liebling?» fragte Mummi. «Prinz Philip oder Mr. Grebbie?»
    «Beide», sagte Gaylord, und man hätte einen Penny auf seine schmollende Unterlippe legen können.
    Rose zerpflückte ihre Papierserviette. «Das... das ist kein Zufall», murmelte sie und hoffte und betete, es möge ihr jemand widersprechen. Das Gebet wurde erhört. «So was gibt’s», sagte Paps. «Ich schlage vor, daß Rose sich nach dem Tee mal ein wenig umschaut. Wenn er wirklich hier Ferien macht, können wir ihn gar nicht verfehlen.»
    «Ja, das mache ich vielleicht», sagte Rose, «wenn keiner etwas dagegen hat.» Sie wurde

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