Morgenstadt - wie wir morgen leben
Kamera schneidet nungenau die Lichtscheibe heraus, die der gewünschten Tiefe entspricht. „Da der Laserstrahl unsichtbar ist, eignet sich das Verfahren, um bestimmte Bereiche sogar noch aus mehreren Kilometern Entfernung unbemerkt zu beobachten, etwa Innenstadtbereiche, Bahnhofsareale oder Flughäfen“, so Göhler.
BESSERER SCHUTZ FÜR DIE RETTER
Wenn eine Katastrophe eingetreten ist, steht die Rettung von Menschenleben im Vordergrund. In der Morgenstadt könnte dazu beispielsweise die vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Nürnberg entwickelte awiloc-Technologie dienen. Durch diese lässt sich mit Hilfe eines Smartphones der eigene Standort in Städten und Gebäuden ermitteln. Im Gegensatz zu den heute üblichen Navigationsgeräten, die zur Ortung nur Funksignale der Satelliten des GPS benutzen, beruht diese Lösung auf der gemessenen Sendeleistung der vielen WLAN-Sender, die es heute schon in Innenstädten gibt. Es benötigt also kein GPS-System. An jeder Stelle der Stadt kann man Signale von mehreren WLAN-Sendern empfangen, je näher, desto stärker. Daraus ergibt sich ein charakteristisches Muster, mit dem man auf dem mobilen Endgerät die Position bestimmen kann.
Forscher an anderen Fraunhofer-Instituten haben Möglichkeiten entwickelt, wie man auch in verrauchten Gebäuden jeden Retter lokalisieren und mit ihm kommunizieren kann. Dazu zählt auch intelligente Kleidung für die „first responder“, wie sie am IIS erforscht wird. „Die sensorische Schutzkleidung erfasst automatisch die Umgebung und meldet sie weiter, etwa Temperatur, Position oder die Belastung durch Gefahrstoffe“, sagt René Dünkler. „Außerdem erkennt das System den physiologischen Zustand des Trägers, weil es Puls, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung, Aktivität oder die Körpertemperatur überwacht.“ Überschreiten die Werte bestimmte Grenzen, sendet die Kleidung eine Warnung oder Alarmmeldung an die betroffenen oder nachfolgenden Einsatzkräfte sowie an die Leitstelle.
„Man tut alles, um die Ersthelfer zu unterstützen“, sagt EMI-Chef Klaus Thoma. „Und wir ziehen dabei die Lehren aus den Vorgängen nach dem Attentat auf das World Trade Center. Viele der dort tätigen Rettungskräfte könnten noch am Leben sein, wenn es gelungen wäre, sie zu orten und rechtzeitig zu warnen, dass der Einsturz des zweiten Turms bevorsteht. Aber so war die Lage zu chaotisch, als dass einzelne Retter den Überblick behalten konnten – mit den bekannten tragischen Folgen.“
Thoma als Sprecher des Fraunhofer-Verbunds Verteidigungs- und Sicherheitsforschung stimmt dabei mit der ganzheitlichen Sicht von Professor Annette
Schavan überein, der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Sie schreibt im Vorwort zum aktuellen Sicherheitsforschungsprogramm: „Innovation meint …
nicht nur technische Neuerungen, sondern beinhaltet auch innovative organisatorische Konzepte und Handlungsstrategien. Interdisziplinäre Projekte mit
Beteiligung der Geistes- und Sozialwissenschaften, Wissenstransfer in die Öffentlichkeit, Begleitforschung zu kritischen Fragen und Transparenz sind in
der Sicherheitsforschung Voraussetzungen für den Erfolg.“ 102
KAPITEL 7
ARBEITSWELT
Besuch in einer Fabrik in Japan: Ein großer Montageroboter steht mitten in der Werkhalle und beginnt zu arbeiten. Derartige Roboter sind darauf ausgelegt, zentnerschwere Teile zu heben, zu bewegen, zu bearbeiten und zu transportieren. Damit sie mit ihren übermenschlichen Kräften niemandem gefährlich werden können, ist das Umfeld, in dem sie sich aufhalten, in deutschen Fabriken meist mit Zäunen und Absperrplanken gesichert. In Japan verlässt man sich eher auf die Einhaltung von Regeln. Auf die etwas ängstliche Nachfrage, warum es in dem besuchten Werk keine Absperrgitter gibt, lächeln die japanischen Gastgeber freundlich und sagen: „Wieso? Hier befindet sich doch eine gelbe Linie auf dem Fußboden, und unsere Mitarbeiter wissen, dass sie sie nicht überschreiten dürfen.“
Edle Perserteppiche auf Eichenparkett, tiefe Sofas, Kaffeeautomaten und gedämpfte Beleuchtung empfangen gut 200 Mitarbeiter der Credit Suisse in Zürich jeden Morgen, wenn sie ihren Arbeitsplatz betreten. Nein, es handelt sich nicht um die Mitglieder des Vorstands, sondern um ganz normale IT-Mitarbeiter. Sie kümmern sich um Bank-Applikationen, Sicherheitsfragen und den reibungslosen Ablauf des Handels. Dass sie in einem so komfortablen Ambiente arbeiten, haben sie
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