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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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steht: „Ein Beispiel für perfekte Arbeitsorganisation sind Flughäfen. Dort gibt es irrsinnig hohe Schwankungen, aber dank guter Organisation läuft meist alles reibungslos. Mitarbeiter sind mit mobilen Geräten ausgestattet, immer erreichbar und somit flexibel einsetzbar.“
    Gerade im Dienstleistungssektor verändert sich die Arbeitswelt schon heute rapide, und die Veränderungen, die noch auf uns zukommen, sind kaum abzuschätzen. Moderne Informationstechnologie und das Internet sorgen dafür, dass man jederzeit und überall arbeiten kann. Damit verlieren stationäre Büros und feste Arbeitszeiten an Bedeutung. Die Globalisierung tut ein Übriges: Wer ständig mit Partnern rund um den Globus zusammenarbeitet, muss sich nach unterschiedlichen Zeitzonen richten. So sind neue, andere Organisationsformen erforderlich.
    Dies bietet für die Stadt von morgen auch große Chancen: Die festgefügten Raster bei der Arbeitszeit lösen sich auf, künftig kann im Idealfall jeder arbeiten, wann und wo er will. „Heute kontrollieren wir Verhalten, etwa über Zeiterfassungssysteme“, sagt Prof. Wilhelm Bauer, stellvertretender Institutsleiter des IAO. „Morgen hingegen wird es darum gehen, dass man Ergebnisse liefert, das heißt, die Mitarbeiter agieren wie einzelne kleine Unternehmer.“
    Gleichzeitig soll die Stadt attraktiv für ihre Bewohner bleiben oder werden, das heißt, man muss die heutige Trennung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz aufheben. „Wir wollen keine Autostädte, in denen man zweimal am Tag stundenlang im Stau steht, sondern Menschenstädte“, so Bauer. „Das heißt im Bereich der Wissensarbeit, dass man mit den digitalen Devices dort arbeitet, wo man ist, und im Produktionssektor, dass man Fabriken und produzierende Betriebe wieder an und in die Stadt bringen muss.“ Wenn die Wege zum Job kürzer werden, steigt die Lebensqualität: Man kannvielleicht sogar zu Fuß zur Arbeit gehen, Luftverschmutzung und Lärm durch den Autoverkehr nehmen ab. Man spart Zeit, Nachbarschaften gewinnen wieder an Bedeutung, die Stadt wird zum Lebensraum, und zwar Tag und Nacht: Nächtliche Geisterstädte gehören der Vergangenheit an.
    Die neuen Freiheiten bei der Arbeitsgestaltung bringen auch neue Herausforderungen an die Organisation von Arbeit mit sich: „Künftig wird es weniger darum gehen, Arbeitszeiten zu erfassen, sondern darum, Zielvereinbarungen zu schließen, die beschreiben, was vom Mitarbeiter erwartet wird“, sagt Walter Ganz, Leiter des Geschäftsfeldes Dienstleistungs- und Personalmanagement am IAO. „Vieles werden die Mitarbeiter selbst untereinander absprechen, und zwar in Einklang mit den Erfordernissen. Denn nicht jeder kann arbeiten, wann er will, sondern auch in Zukunft müssen sich viele Arbeitnehmer an festen Arbeitszeiten orientieren, vor allem in der Produktion.“
    Wie aber kann man Leistung erfassen? „Die Arbeitsabläufe werden besser strukturiert sein und damit auch besser messbar werden“, sagt IAO-Forscher Hartmut Buck. „Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass in dem Spannungsfeld zwischen Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenbedürfnissen und Rentabilität ein Gleichgewicht gefunden wird.“ Die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter wird dabei eine noch größere Rolle spielen als heute. Auch die Art der Bezahlung wird sich künftig ändern: „Der Trend geht dahin, dass man künftig ein Grundgehalt erhält, das hoch genug ist, dass man davon gut leben kann“, sagt Arbeitsforscher Wilhelm Bauer. „Dazu gibt es dann ein Prämiensystem, das sich an den Leistungen orientiert. Diese Anteile am Einkommen werden wohl weiter zunehmen.“
    In den kommenden Jahrzehnten wird es in Deutschland immer schwieriger werden, gut ausgebildete Arbeitskräfte zu finden, da die Geburtenrate sinkt und deshalb der Nachwuchs fehlt. Die Situation wird sich noch erheblich verschärfen, das zeigt schon ein Blick auf die Statistiken. Bis 2025 soll sich die Zahl der Erwerbstätigen bundesweit um 6,5 Millionen verringern. Um diesen gewaltigen Aderlass auszugleichen, genügt es nicht, das Renteneintrittsalter um zwei Jahre zu erhöhen oder Hausfrauen verstärkt zurekrutieren. Neue Arbeitszeitmodelle könnten die Lage etwas entspannen. Denn Herr über die eigene Zeit zu sein ist ein hohes Gut, sei es nun die tägliche Arbeitszeit oder die Balance zwischen Arbeit und Altersruhestand.
    Das Durchschnittsalter der Belegschaften steigt schon jetzt mit jedem Jahr. Der Anteil der Erwerbstätigen, die 55 Jahre oder

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