Morgenstadt - wie wir morgen leben
für Menschen mit Behinderung entwickelt, aber sie kann für alle im täglichen Leben von großem Wert sein.
Ähnliches gilt für Gesten, die der Rechner versteht. Heute in erster Linie üblich bei Spielekonsolen, wird diese Art der Mensch-Maschine-Kommunikation künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Und nicht zuletzt die Sprachsteuerung: Sie ist nicht nur im Ambient Assisted Living ein großes Hilfsmittel: In besonderen Umgebungen, etwa im Auto, ist sie eine gute Möglichkeit, mit dem Computer in Verbindung zu treten und Geräte wie Navi, Radio oder Klimaanlage zu steuern. Bei beiden Arten der Kommunikation – über Gestik und über Sprache – muss allerdings gewährleistet sein, dass sie für die Maschine eindeutig verständlich sind, ohne dass der Nutzer vorher lange Test- und Übungsphasen durchstehen muss, wie das heute üblich ist.
Matthias Peissner, Leiter des Competence Centers Human-Computer Interaction am IAO, geht mit seinen Prognosen sogar noch einen großen Schritt darüber hinaus: „In der Morgenstadt könnte es neuroadaptive Arbeitsplätze geben, die automatisch den emotionalen Zustand des Nutzers erkennen und sich darauf einstellen.“ Dies gilt natürlich in erster Linie für den Arbeitsplatz Auto, aber auch in anderen Situationen, wo es darauf ankommt, dass Ärger, Enttäuschung oder Müdigkeit keinen negativen Einfluss auf die Qualität der Arbeit haben.
„Außerdem sollte der Mensch mit der Technik möglichst leicht und gut umgehen können, das ist unser Ziel“, sagt der Psychologe. So könnte sich Peissner vorstellen, dass man künftig Formulare ausfüllt, indem man auf dem Bildschirm die betreffende Zeile anschaut und dann diktiert, was dort stehen soll. „Oder in Reinräumen, wo aus Hygienegründen keine Tastaturen und Knöpfe möglich sind, wäre diese Art der berührungslosen Steuerung sehr hilfreich.“ 105 Erste, einfache Versuche hat Peissners Labor zusammen mit Siemens gemacht: Es ging um ein elektronisches Rezeptbuch, das über ein Display am Kühlschrank abrufbar war. „In der Küche, wo man oft fettige oder klebrige Finger hat, ist die Blicksteuerung ein wunderbares Mittel der Kommunikation mit dem Bildschirm“, sagt der Forscher, „aber auch bei Wartungsarbeiten, die über einen Monitor begleitet werden.“
WENN ROBOTER FENSTER PUTZEN
Roboter werden in der Stadt der Zukunft eine weit größere Rolle spielen als heute. „Wir müssen uns freimachen von der Vorstellung, dass Roboter immer große Ungetüme sind“, sagt Martin Hägele vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart. „Viele Roboter der Zukunft werden kleiner und leichter sein und lassen sich als flexible Helfer des Werkers einsetzen. Auch mobile Roboter werden häufiger anzutreffen sein, sie werden schwere Dinge präzise und verlässlich transportieren.“ So können dem Werker assistierende Roboter auch in kleinen und mittelständischen Betrieben Einzug halten, etwa in Schreinereien, im Stahlbau oder in der Lebensmittelproduktion.
Aber nicht nur in der Fabrik lassen sie sich einsetzen, sondern auch für andere Aufgaben wie die Wartung von Außenanlagen, Boden- oder Fassadenreinigung oder Kanalinspektion. Auch in unserem Lebensumfeld werden die Gesellen zu finden sein: „Die Anzahl der auf dem Markt befindlichen Kleinroboter für Haushaltsanwendungen wächst ständig“, sagt IPA-Forscher Martin Hägele. „Diese Roboter müssen billig und robust, einfach und ohne Schulung zu bedienen sein und auch mit einer unbekannten Umgebung zurechtkommen.“ Bisher kann man derartige Roboter zum Staubsaugen, Wischenund Rasenmähen kaufen. „An weiteren Anwendungen wie zum Beispiel der Fensterreinigung arbeiten wir derzeit“, sagt Hägele.
Einen besonders intelligenten und vielseitigen Alltagsroboter haben er und seine Kollegen vom IPA schon entwickelt: „Haushaltsassistent“ nennen sie den mobilen Roboterassistenten Care-O-bot 3 106 , den sie in 10-jähriger Arbeit nun in der dritten Generation entwickelt haben. Der rund 1,20 Meter große Roboter in seinem eleganten schwarz-grauen und sanften Schaumstoffkleid kann Menschen im täglichen Leben aktiv unterstützen, etwa wenn sie behindert sind oder aufgrund ihres Alters Bewegungseinschränkungen haben: Als interaktiver Butler ist der Roboter in der Lage, typische Haushaltsgegenstände zu erkennen, zu greifen und sicher mit dem Menschen auszutauschen. „Er kann Türen öffnen, Getränke servieren, Dinge holen und bringen,
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