Morgenstadt - wie wir morgen leben
„grüne“ Lackiererei der Welt zu bauen: „Wir werden dort pro lackierter Karosse nur noch 500 Kilowattstunden Energie benötigen“, sagt Lehnert. „Das ist nur noch ein Drittel dessen, was vor 10 Jahren üblich war.“
AUSBLICK AUF DIE FERTIGUNG VON MORGEN
„Roboter haben ihre Stärke in der Wiederholung von einfachen Handgriffen. Menschen dagegen sind mit ihren kognitiven Fähigkeiten einzigartig, etwa mit ihrem Verständnis der Aufgabe“, sagt IPA-Forscherin Rebecca Hollmann. „Die Kombination von Mensch und Roboter kann die Stärken von beiden miteinander verbinden.“ So lassen sich Aufgaben, deren komplette Automatisierung zu teuer oder zu komplex ist, wenigstens teilweise rationalisieren.
In der Morgenstadt werden Fabriken oft auch anders aufgebaut sein als heute, da sie flexibler und schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren müssen. „Wir erforschen schon heute, wie man wegkommt vom Konzept des starren Takts und der festgelegten Produktionslinie“, sagt Martin Hägele. „Wandlungsfähige Logistiksysteme und schneller Informationsaustausch erlauben es, dass man künftig Fabriken modular aufbauen kann. Dies gilt besonders in der Automobilproduktion – weg von der starren Großserie, hin zu individuellen Fahrzeugen.“
Immer mehr werden auch Kommunikationsmedien in die Arbeitsabläufe integriert werden: So werden in der Fabrik von morgen Trainingssimulatoren eingesetzt, oder manwird Reparaturanleitungen virtuell übertragen. Manfred Dangelmaier vom IAO geht sogar noch weiter. Er meint: „Ohne computergenerierte Bilder und realitätsgetreue Simulationen läuft in der Industrie bald nichts mehr, vom Design bis zum Verkauf.“ 109
Der Trend zeigt sich heute schon ganz ausgeprägt in der Automobilindustrie, denn je hochwertiger ein Produkt ist und je größer sein Entwicklungsaufwand, desto eher lohnt es sich, Geld für die Visualisierung auszugeben. Sie erleichtert es Entscheidern, eine neue Produktidee zu präsentieren oder Designskizzen miteinander zu vergleichen. „Ein gutes Beispiel ist neben der Fahrzeugindustrie auch die aktuelle Entwicklung in der Baubranche. Weil im Modellbau die physischen Architekturmodelle zunehmend durch digitale Modelle ergänzt oder gar ersetzt werden, ist es möglich, die geplanten Gebäude in virtuelle Stadtansichten zu integrieren oder den Bauherrn auf einen ersten virtuellen Rundgang mitzunehmen“, so Dangelmaier. 110
Und IAO-Chef Dieter Spath ergänzt: „Architekten können dann sich und den betroffenen Bürgern ihren Entwurf der Morgenstadt schon im Planungsstadium in drei Dimensionen vor Augen führen: Eine Stadt, in der die Wege zwischen zu Hause, Arbeit und Freizeit kurz sind, in der man sich wohl fühlt, weil sie sauber und leise ist, aber dennoch von Leben erfüllt, und zwar bei Tag und Nacht. Eine Stadt, in der Leben und Arbeiten gleichermaßen Spaß macht.“
KAPITEL 8
VER- UND ENTSORGUNG
Auf Reisen sieht man die unterschiedlichsten Abfallkörbe in der Stadt. So findet man in Brasilien häufig an den Straßen große Gestelle auf eisernen Füßen, die wirken, als wären sie zur Aufnahme von Blumenkübeln gedacht. In Wirklichkeit laden die Bewohner ihre Mülltüten dort ab. Die aufwendige Konstruktion dient dazu, Hunde, Katzen und vor allem Ratten von den Abfällen fernzuhalten. In den USA hingegen hat bei der Müllsammlung in manchen Städten schon die Kommunikationstechnik Einzug gehalten. Beschriftet mit dem Namen BigBelly stehen beispielsweise in Boston dunkle Abfallkisten, die dadurch auffallen, dass auf ihrem Deckel Solarmodule montiert sind. Auf Nachfragen erfährt man, dass in den Kästen eine kleine Müllpresse steckt, so dass fünfmal so viel Müll hineinpasst wie in normale Abfallbehälter. Ein Computer im Inneren steuert die Presse und meldet der Zentrale, wenn der Kasten voll ist; die nötige Energie stammt aus den Solarzellen. Damit spart man unnötige Fahrten für die Müllmänner. Inzwischen gibt es solche Abfallkörbe auch in Deutschland, seit März 2012 beispielsweise in München.
Sotschi ist ein mondäner Kurort am Schwarzen Meer, in dem sich die Reichen gern erholen: im Sommer am Strand und im Winter in den Skigebieten des Kaukasus, dessen Berge unmittelbar hinter der Stadt aufragen. So ist der Ort eingezwängt zwischen Wasser und Gebirge. Das beschert ihm ein subtropisches Klima und macht ihn zur malerischen „russischen Riviera“, schränkt aber die Möglichkeit für Verkehrswege enorm ein.
Als im Juli 2007 die
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