Morgenstadt - wie wir morgen leben
Silben pro Sekunde, das hilft bei der Filterung.
Auf der anderen Seite steht die Planung und Evaluierung der akustischen Eigenschaften von Büroräumen. Je nach Anwendung sieht das jeweils anders aus: „So stellt man an einen Callcenter-Großraum andere Anforderungen als an ein Telefonkonferenzzimmer“, sagt Dr. Christian Nocke vom Akustikbüro Oldenburg.
Die neue, offene Arbeitsstruktur der Büros schlägt sich nicht nur im Ambiente, sondern auch in der Organisation nieder: Jeder kann – in gewissen Grenzen – entscheiden, wann und wo er arbeiten will. „Unser Ziel hier bei Siemens ist es, die work life integration zu verbessern“, sagt Lauschke, „das heißt, wir wollen, dass die Mitarbeiter die Arbeit besser in ihr Leben integrieren können. So kann man auch mal einen Tag zu Hause arbeiten oder zwischendurch zwei Stunden ins Fitnesscenter gehen. Oder man geht früher nach Hause, weil man später am Abend noch Telefonate mit Kollegen in den USA führen muss. Wir vertrauen den Mitarbeitern, dass sie ihre Arbeit auf jeden Fall sorgfältig erledigen.“
Die Zeiten, in denen Chefs mit Stechuhren und Anwesenheitskontrolle darüber wachten, wer wie lange im Büro saß, sind in der Morgenstadt vorbei. Jeder ist für sich und sein Ergebnis selbst verantwortlich. „Unsere Mitarbeiter sind schließlich gestandene Leute, die auch außerhalb der Arbeit viel leisten“, sagt Lauschke. „Sie gründen eine Familie, bauen ein Haus, betreiben ihre Hobbys mit großem Engagement. Warum sollten sie ausgerechnet in der Arbeit nicht so zielstrebig sein?“
Die offenen Strukturen – zusammen mit Einrichtungen zur Kinderbetreuung – geben den Mitarbeitern auch mehr Chancen, Arbeit und Familie zu vereinbaren. So werden Männer wie Frauen in der Morgenstadt die Möglichkeit haben, Karriere zu machen, ohne dafür auf ein erfülltes Privatleben verzichten zu müssen.
DER COMPUTER ALS STÄNDIGER BEGLEITER
Niemand kann in die Zukunft schauen. Aber ein Blick in die Vergangenheit ist aufschlussreich, wenn man erahnen will, wie sich die Arbeitsplätze der Zukunft im Vergleich zu heute ändern werden. Es ist noch keine 20 Jahre her, da drückte man sich verlegen in eine Häuserecke, wenn man auf der Straße mit dem Handy telefonieren musste. Wer in der Öffentlichkeit mit dem Telefon am Ohr erwischt wurde, erntete bestenfalls ein herablassendes Lächeln oder wurde als Wichtigtuer wahrgenommen. Heute besitzt schon fast jeder Schüler ein Smartphone, und auch die Computer werden immer leichter, kleiner und können immer mehr.
Experten vermuten, dass diese rasante Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten so weitergeht. Jeder wird seine virtuelle Identität mit sich tragen, sei es in Form eines Telefons, eines anderen Geräts oder als Chip in der Kleidung oder am Körper. Er wird jederzeit und überall Zugang finden zu allem, was im Netz erreichbar oder abrufbar ist: Informationen, Dienstleistungen, Kontakt mit anderen, aber auch seine eigenen Daten – vielleicht auch Programme – in der Cloud. Damit löst sich zumindest im Dienstleistungsbereich die Bindung an feste Arbeitsplätze auf. So wird man in der Stadt von morgen am Computer arbeiten können, egal, wo man ist.
Viele Morgenstadtbewohner werden auch in kleinen und mittelständischen Wissensmanufakturen tätig sein, die ihre Kapazitäten international erfolgreich und zu hohen Wertschöpfungserträgen anbieten. Dort werden sie in hochdynamischen, kreativen und maximal produktiven Arbeitsprozessen erfolgreich Ideen, Konzepte, Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die aufgrund ihrer hohen Individualität und Nachhaltigkeit weltweit nachgefragt werden.
Auch der Umgang mit dem Computer wird sich verändern: So wie iPhone und iPad den Touchscreen und das Darüberwischen salonfähig gemacht haben, werden künftig die Menschen immer intuitiver mit ihren Geräten umgehen. Niemand wird mehr einen Computerkurs besuchen müssen, um zu lernen, wie man ein Programm bedient; Hebel, Knöpfe und Tasten – sogar Fernbedienungen – werden immer weiter in den Hintergrund treten. „Man wird in der Morgenstadt weitgehend mauslos arbeiten“, meint Dr. Manfred Dangelmaier vom IAO. „Überall dort, wo man die Hände für andere Dinge braucht, wird man den Computer mit den Blicken steuern. Das heißt, man fixiert mit den Augen beispielsweise eine knappe halbe Sekunde ein Icon auf dem Bildschirm, das wirkt dann wie ein Mausklick.“ Forscher haben diese Interaktion mit dem Computer eigentlich
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