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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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konnte. Er sagte sich, dass die Wut seiner Kabinettskollegen verrauchen würde, bevor sie in dem Blut, das sie selbst vergossen, ertranken – und er tat sein Bestes, die Liste der Verdächtigen durch jede Menge Personen aufzustocken, die für niemanden besonders wichtig waren.
    Nur in einer Hinsicht hielt er sie im Zaum. Als sie nach einer neuen Quelle für AM 2 Ausschau hielten, zog er einen Schluss-Strich.
    »Ich finde, wir sollten diese Sache eine Zeitlang auf sich beruhen lassen«, sagte er.
    »Nennen Sie uns einen guten Grund dafür«, fuhr ihn Lovett an.
    »Nach dem Zwischenfall mit den Honjo«, erwiderte Poyndex, »weiß jeder, dass Ihr wirklicher Beweggrund für den Angriff in den AM 2 -Vorräten zu suchen ist. Und dass die Honjo zu Unrecht der Verschwörung angeklagt wurden.«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Malperin.
    »Verflucht noch mal!« Eine der Kraa-Zwillinge explodierte. »Was bedeutet schon ein Honjo oder gar zwölf? Das sind doch nur ein paar durchgedrehte Idioten, sonst nichts, und das weiß jeder. Niemand hat mit diesen Säcken Mitleid.«
    »Schon möglich«, gab Poyndex zurück. »Aber wenn wir sofort das nächste System mit viel versprechenden AM 2 -Vorräten angreifen, egal unter welchem Vorwand, dann werden unsere Verbündeten befürchten, schon bald als das nächste Opfer dazustehen.«
    »Damit liegen sie verdammt richtig«, sagte die fette Kraa. »Mein Schwesterlein und ich hätten auch schon einige geeignete Kandidaten.«
    »Daran hege ich keinen Zweifel«, konterte Poyndex. »Trotzdem finde ich, dass wir zuerst intensiv beratschlagen sollten. Wenn wir jetzt überstürzt zuschlagen, verlieren wir zu viele unserer Verbündeten.«
    Das Kabinett musste zugeben, dass er recht hatte. Um sicherzugehen, schlug Poyndex einige besonders blutige Aktionen vor, mit denen die Säuberung intensiviert werden konnte. Mit diesem Vorschlag gelang es ihm, die Wogen zu glätten. Außerdem half er ihnen dabei, eine große Aktion zu starten, die das Ziel hatte, die AM 2 -Diebe zur Strecke zu bringen. Poyndex hatte den faulen Fisch, den das Kabinett zu verstecken versuchte, gerochen: Ian Mahoney, der frühere Chef desselben Geheimdienstes, den Poyndex jetzt befehligte. Äußerst interessant. War Mahoney nur ein Schurke? Möglich. Vielleicht auch nicht. Warum hatten seine Kabinettskollegen soviel Angst vor diesem Mann?
    Poyndex zweifelte nicht daran, dass er auf die eine oder andere Weise schon recht bald hinter die wahren Hintergründe kommen und dass ihm diese Antwort sehr nützlich sein würde. Bis dahin wollte er sich als jüngstes Mitglied des Kabinetts die größte Mühe geben, seinen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Außer Poyndex gab es auch noch ein anderes relativ zufriedenes Kabinettsmitglied.
    Kyes konnte seine Langeweile nur schwer verbergen. Der Ausgang des Gerangels interessierte ihn herzlich wenig, und er bemühte sich redlich, Interesse zu heucheln und hin und wieder seine Meinung kundzutun. Doch an diesem Tag des allgemeinen Zorns hatte er extrem gute Neuigkeiten erhalten.
    Die Datenbänke seines Prototyp-Computers waren jetzt, dank der Hilfe von Lagguth, Poyndex und seiner langen Liste historischer Spürnasen, randvoll. Der Computer hatte sämtliche Daten seit Wochen verdaut und wiedergekäut, und nun war er im Besitz sämtlicher Fakten, Gerüchte und Halbwahrheiten, die über den Ewigen Imperator aufzutreiben waren.
    Kyes hatte sich fast davor gescheut, die Frage zu stellen. Der Glaube an den Erfolg hatte ihn einigermaßen beruhigt, doch der Glaube allein schafft keine Tatsachen. Als Wissenschaftler und Erfinder wusste Kyes das besser als jeder andere. War er denn verrückt, wenn er nicht an den Tod des Ewigen Imperators glaubte?
    Trotz aller Beweise, Zeugenaussagen und der sogar auf Film festgehaltenen Ermordung?
    Diese Frage konnte nur der Computer beantworten. Man hatte ihn mit jeder Kleinigkeit gefüttert, die im Zusammenhang mit früheren Berichten über Anschläge auf den Imperator stand. Was sollte jedoch geschehen, wenn Kyes die Frage stellte und die Wahrscheinlichkeit unbefriedigend schwach ausfiel? Kyes war fast sicher, dass ihm eine solche Antwort, wenn er nicht ohnehin schon übergeschnappt war, den Rest geben würde. Wenn er aber nicht fragte, würde er niemals eine Antwort erhalten. Kyes war buchstäblich in der Lage desjenigen, dem man mitgeteilt hatte, dass sein Leben und sein Tod vorherbestimmt waren. Er musste nur in die Kristallkugel blicken,

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