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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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misshandelten Arbeitern da drinnen versichert habe, dass sie unter Freunden sind, und sie mit der schrecklichen Wahrheit von Tyrenne Yelads unersättlicher Gier zu uns herauskommen.«
    »Kleinen Moment, Boss«, sagte der Reporter. »Sind Sie sicher, dass Sie »Niedertracht« sagen wollen? Ich meine, vielleicht gehen wir ein wenig zu weit, wenn wir diesen Drecksack einen Lügner nennen. Aber – ich weiß nicht genau. Der Ausdruck ist ganz schön heftig. Die Leute denken vielleicht, Sie seien eingebildet.«
    »Kein Problem«, antwortete Kenna. »Dreh es so hin, wie du es haben willst. Ich vertraue auf das Urteil eines Profis.«
    »Zweite Frage: wie nennen wir diese Typen?« wollte der Reporter wissen. »Wir möchten sie doch nicht als Meuterer bezeichnen, oder? Das wäre doch nicht der Sinn der Sache, meine ich jedenfalls.«
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete Kenna. »Wir haben es hier mit Ungerechtigkeit in bisher kaum bekanntem Ausmaß zu tun.«
    Bevor er fortfahren konnte, wurde er vom Gejohle der Dockarbeiter unterbrochen. Die Hauptfrachtluke des Frachters begann sich knirschend zu öffnen, und nach und nach traten einige heruntergekommene Mannschaftsmitglieder aus dem Schiff heraus.
    Raschid hielt sich eher am Rande des Geschehens und beobachtete mit einem professionellen Interesse, das ihn selbst verblüffte, wie sich die Situation weiterentwickelte. Pitcairn erwies sich als großartige Interviewpartnerin. Die anderen Meuterer nahmen ihre Hinweise dankbar an, und Raschid fand, dass sie ihre Aufgabe ausnahmslos hervorragend erledigten. Trotzdem war die gesetzwidrige Fracht der Hit des Tages. Kenna ging damit wie ein abgebrühter Profi um. Sein Gesichtsausdruck wechselte von Trauer über Wut zu maßlosem Zorn angesichts Tyrenne Yelads Maßlosigkeit, mit der die ohnehin knappen AM 2 -Vorräte vergeudet wurden, während seine eigenen Leute verhungerten.
    »Nicht schlecht«, dachte Raschid. Obwohl der Kerl die unangenehme Angewohnheit besaß, mit großen Worten um sich zu werfen, wo sie überhaupt nicht angebracht waren. Den Leuten, auf die er damit zielte, fiel das ohnehin nicht auf. Sie fühlten sich wahrscheinlich nur deshalb beleidigt, weil er eine Spur zu pompös auftrat. Trotzdem fuhr Kenna seine Ernte mit sicherem Gespür ein.
    Wieder wunderte er sich darüber, wieso er sich in diesen Angelegenheiten so gut auskannte. Doch er schob die drängenden Fragen beiseite, zusammen mit diesem eigenartigen Gefühl, ständig von jemand oder etwas, das sich immer gerade außerhalb seines Blickfeldes aufzuhalten schien, beobachtet zu werden.
    Er sah, wie Pitcairn in seine Richtung wies. Kenna blickte herüber und grinste sein wölfisches Grinsen. Raschid wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, doch er würde es bald herausfinden. Solon Kenna wies das Livie-Team an, zurückzubleiben, und kam auf Raschid zu. Raschid hielt es für das beste, sich nicht von der Stelle zu rühren und die Karten so auszuspielen, wie sie ausgegeben wurden.
    Kenna pflanzte sich vor ihm auf und ließ das halbe Dock mit seinem Grinsen erstrahlen.
    »Wie geht’s, mein Freund?« sagte er. »Ich bin Solon Kenna. Der bescheidene Vertreter dieser armen Arbeiter.«
    Als Raschid die ihm entgegengestreckte Hand schüttelte, beugte sich Kenna näher heran und flüsterte: »Mir wurde mitgeteilt, dass Sie kommen. Wir müssen uns dringend unterhalten – später.«
    Raschid stutzte, nickte dann aber. »Sie haben recht«, sagte er. »Wir müssen uns unterhalten.«
     
    Das Cairene-System bestand aus ungefähr einem Dutzend recht spärlich besiedelter Agro-Welten plus dem großen, dichtbesiedelten Raumhafenplaneten Dusable. Hier hatte der verstorbene Tanz Sullamora sein zweites Vermögen gemacht – in der Schiffsbaubranche. Die Werften, die zu Zeiten des Krieges mit drei Schichten auf vollen Touren gelaufen waren, lagen jetzt verlassen da. Die AM 2 Krise hatte so gut wie alle Bereiche von Dusable in Mitleidenschaft gezogen.
    Das wäre jedem Planeten schlecht bekommen, doch auf Dusable löste es die reinste Katastrophe aus, denn das Cairene-System war ein politischer Atavismus. Auf Dusable gab es eigentlich nur eine Industrie: Politik. Auf dem gesamten Planeten gab es so gut wie niemanden, der seine Existenz nicht der Protektion verdankte, vom Tellerwäscher über den Kanalarbeiter, den Polizisten und den Geschäftsmann bis hin zum Joygirl, dem Bezirksboß und Tyrenne Yelad selbst.
    Es war ein schwerfälliges System, korrupt bis ins Mark, doch es

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