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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Experten beraten lassen.
    Der Mann strahlte durch und durch Vertrauenswürdigkeit aus. Das alles hatte eindeutig mit einem Mangel an Intelligenz zu tun. Dieser offene Blick aus seinen großen Augen entstand allein dadurch, dass sich hinter dem optischen System nichts befand. Dummheit konnte sich bei einem Kandidaten jedoch als größter Vorteil erweisen – solange er den richtigen Leuten zuhörte. Raschid nahm an, dass die »richtigen Leute« in diesem Fall Avri war.
    »Ich bin erstaunt zu hören, dass wir soviel Gemeinsames haben«, sagte Walsh, als der politische Tanz allmählich zum Ende kam. »Ich wusste nicht, dass Sie so über das Problem der Besteuerung denken. Mann! Nachdem wir uns so lange gestritten haben, sind sämtliche Streitpunkte mit einem Mal wie weggeblasen!« Zur Illustration plusterte er die Wangen auf.
    Solon Kenna quittierte seine Geste mit einem freundlichen, väterlichen Lächeln. »Ein Missverständnis, mehr nicht«, sagte er. »Da können Sie mal sehen, was passiert, wenn sich zwei ehrliche Leute offen aussprechen.«
    »Das ist doch alles Augenwischerei«, schaltete sich Avri ein. Walsh warf seiner Beraterin einen nervösen Blick zu; er war bereit, bei der geringsten Bemerkung Avris umzufallen. Gut. Damit konnte man umgehen. »Aber was bringt uns das? Was wollen Sie damit erreichen? Sie führen doch etwas im Schilde, sonst würden Sie nicht soviel Staub aufwirbeln.
    Wenn Sie glauben, Solon Walsh lässt sich mit einem kleinen Handgeld abspeisen und bricht dann seine Zelte ab … Ich weiß nicht … Was genau haben Sie vor?«
    Kenna reagierte, ohne mit der Wimper zu zucken. Weitere Pluspunkte für ihn. Raschids Gefühl hinsichtlich seines Plans wurde immer besser.
    »Immer voll ins Schwarze, wie immer, meine junge Avri«, gurrte Kenna. »Doch dabei soll mir Sr. Raschid helfen. Ich kann wirklich nicht genug betonen, dass die Verdienste dieses Herrn weiter reichen, als ich es hier ausdrücken kann. Viel weiter.«
    Avris Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als Raschid ins Spiel einstieg.
    »Solon Kenna und ich haben uns diese Sache aus allen möglichen Blickwinkeln angesehen«, sagte Raschid. »Tatsache ist, dass alle einen Wechsel wünschen. Tyrenne Yelad wird es diesmal nicht mehr schaffen. Das Problem besteht darin, dass er bei der gegenwärtigen politischen Verteilung immer noch als erster durchs Ziel geht. Weil Walsh und Kenna sich gegenseitig ausstechen. Habe ich recht?«
    Avri nickte steif. Das angedeutete Lächeln auf ihren Lippen verriet Raschid, dass er Yelads Mordida übertreffen musste, außerdem die Versprechungen für die Zeit nach der Wahl.
    »Also. Solon Kenna schlägt Ihnen vor, dass er sich aus der Wahl heraushält – und seine Unterstützung statt dessen Ihnen zukommen lässt.« Er nickte zu dem verdutzten Walsh hinüber.
    Der völlig überrumpelte Walsh brabbelte unzusammenhängendes Zeug vor sich hin, doch Raschid brachte die Sitzung rasch auf die richtige Schiene und ging dazu über, die Details zu erläutern. Kenna würde einen dicken Packen Credits an Walsh schicken, der würde daraufhin seine Kampagne hochfahren, seinen Namen überall bekannt machen und noch einmal die Ochsentour durchziehen.
    Das betraf jedoch nur die nach außen sichtbaren Aktivitäten. Das entscheidende Geld war für die wenigen mächtigen Bezirke gedacht, die über eine große Zahl unabhängiger Wähler verfügten, also über Leute, die sich bis zum Schluss zurückhielten, um den größten Gewinn einzustreichen.
    In der Zwischenzeit würde Kenna eine glanzlose Kampagne fahren und dabei einige seiner Unterstützer ausbluten lassen.
    »Zwei Abende vor der Wahl«, erklärte Raschid, »zieht sich Kenna ganz zurück und behauptet, dass ihn der Strahl der Erkenntnis getroffen habe oder sonst was, und schreibt das alles den Worten seines ehrenwerten Gegenspielers zu – einem gewissen Solon Walsh. Dann überschreibt er seine Stimmen auf Sie.«
    Sie ließen sich nicht sofort darauf ein. Das hätte niemand getan. Sie verlangten eine hieb- und stichfeste Garantie dafür, dass sie nicht in letzter Minute hereingelegt wurden. Nachdem sie die erhalten hatten, wurden die restlichen Bedingungen festgelegt. Walsh würde der neue Tyrenne werden. Im Gegenzug verteilte Kenna noch mehr Knete als zuvor. Avri scherte sich nicht im geringsten um die Wahlgeschenke. Sie war viel mehr daran interessiert, als graue Eminenz hinter dem Thron eines Tyrenne zu stehen.
    »Trotzdem ist das nicht genug«, sagte Avri. »Selbst

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