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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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wenn wir unsere Kräfte vereinen, dürfte Yelad noch immer einen Vorteil haben. Zu viele Unabhängige. Aber vielleicht könnten wir uns da durchschlagen.
    Trotzdem hat er dann immer noch sein Polster in der Hinterhand. Er kann uns jederzeit schlagen, indem er die Gräber wählen lässt.«
    Avri spielte auf das wunderbar altmodische System an, das auf Dusable noch immer Gültigkeit besaß. Es kursierte der Witz, dass niemand wirklich starb. Jede Todesurkunde wanderte sofort in Yelads Computerspeicher, wodurch der Name des Verstorbenen auf seiner Wählerliste verblieb. Sobald Yelads Leute befürchteten, dass die Zahlen gegen sie sprachen, ließen sie die Toten wählen. Oder die Lebenden, falls es sich um Einträge von Leuten handelte, die aus den Cairenes emigriert waren, aber ebenfalls noch auf den Wählerlisten geführt wurden.
    Natürlich konnte Yelad das nicht an die große Glocke hängen. Millionen und Abermillionen nonexistenter Wähler waren selbst für das korrupte System von Dusable zuviel des Guten. Letztendlich zählen die tatsächlich abgegebenen Stimmen. Deshalb achteten Yelads Mitarbeiter mit strengem Blick darauf, dass richtig gewählt wurde, was aufgrund des mit Absicht beibehaltenen antiquierten Wahlsystems eine recht einfache Aufgabe war. Zunächst einmal war jedes erwachsene Wesen von Rechts her zur Wahl verpflichtet. Das Bezirks-Mordidasystem funktionierte nicht, wenn nicht jeder bei dem Spiel mitmachte, sowohl in physischer als auch in psychologischer Hinsicht. Zweitens trug sich jede Person auf der Liste des Solons seiner Wahl ein. Im Wahllokal musste eine Kennkarte vorgelegt werden, auf der die vollzogene Wahl vermerkt und später von einem Bezirkshauptmann kontrolliert wurde. Soviel zum Thema geheime Wahl. Anstelle einer Wahl per Computer von zu Hause aus, wie es die meisten Bürger des Imperiums taten, verlangte man schließlich von den Wählern, dass sie persönlich in den Wahllokalen erschienen. Dadurch waren einem Meisterdieb wie Yelad Tür und Tor für seine Betrügereien geöffnet.
    »Wie gehen wir damit um?« fragte Avri.
    »Darum kümmern wir uns schon«, entgegnete Raschid. »Das ist zwar nicht ganz einfach, aber sonst würde es auch keinen Spaß machen. Trotzdem möchten wir diese Sache noch eine Zeitlang für uns behalten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Es machte ihnen nichts aus. Kenna trug das ganze Risiko. Avri wusste, dass niemand sauer auf Walsh sein würde. Er war nur der Strohmann.
    Damit war das Geschäft perfekt. Dann sprach Raschid den nächsten Schritt an: das Wahlkampfthema. Yelad repräsentierte den Status quo. Kenna die Arbeiterschaft. Walsh hingegen hatte nichts als leere Worte zu bieten. Er brauchte ein Ziel, einen Gegner. Raschid hatte hierfür den Gringo-Trick in der Hinterhand. Außer ihm kannte keiner der Anwesenden den Ursprung dieses Ausdrucks, doch auch ohne nähere Erläuterung wussten sie, was er damit meinte. Greif den Außenseiter an, einen großen, mächtigen Gegner, der weit entfernt ist, ein Gegner, dem man die Schuld an allem in die Schuhe schieben kann.
    Walshs großes Thema war also das Privatkabinett. Sie waren daran schuld, dass nach dem Tod des Imperators alles den Bach runterging. Sie trugen die Schuld daran, dass es kein AM 2 mehr gab, dass die Zustände immer trostloser wurden. Damit war Yelad gezwungen, das Kabinett zu verteidigen. Tat er das nicht, war er gemeinsam mit dem allmächtigen Imperialen Kabinett dem Untergang geweiht.
    Als Raschid diese Idee noch vor der Zusammenkunft zur Sprache gebracht hatte, war Kenna so begeistert davon, dass er darüber beinahe die ganze Sache mit Walsh vergessen und die Kampagne am liebsten selbst durchgezogen hätte.
    Raschid verwarf diese Idee. Er wies darauf hin, dass Kenna als Präsident des Konzils der Solons das Kabinett mit einer Attacke sehr verärgern würde. Raschid versicherte Kenna, dass er derartige Aktionen weder nötig hatte noch brauchen konnte. Bei dem Gedanken daran wurde ihm selbst wieder höchst unwohl zumute, obwohl er auch diesmal nicht wusste weshalb.
    »Diese Aufgabe kann der Strohmann erledigen«, sagte Raschid. »Bei ihm denkt jeder, dass er nach Strohhalmen greift, weil er anders nicht gewinnen kann. Egal, was er tut oder sagt, sie werden sich nicht groß darum kümmern und die ganze Sache einfach ignorieren.«
    Das musste man ja Walsh nicht unbedingt auf die Nase binden. Es genügte vollauf, wenn Avri wusste, was damit gemeint war.
    Als sie die Bar verließen, war Kenna

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