Morituri - Die Todgeweihten
ich an dem Attentat beteiligt war, hätten sie dann nicht für mein Verschwinden gesorgt oder eine Zusammenarbeit angestrebt? Wobei die erste Option die wahrscheinlichere ist.«
Mahoney hatte ein undurchdringliches Pokerface aufgesetzt. Was er dann zu hören bekam, gefiel ihm jedoch ganz und gar nicht.
»Mahoney, wie ich Ihnen bereits sagte, ich bin nicht Ihr Mann und kenne auch niemanden, der Ihnen weiterhelfen könnte. Wenn es unbedingt sein muss, mache ich, wenn auch höchst ungern, eine Aussage über das wenige, was ich weiß. Aber das ist alles.«
Venloe schenkte sich noch einmal von dem Mixgetränk nach und schwenkte den Schöpflöffel einladend in Mahoneys Richtung. Dieser schüttelte den Kopf. Venloe nahm wieder Platz.
»Festgefahren, oder nicht? Sie können mich töten … es zumindest versuchen. Aber lebend kommen Sie hier ganz sicher nicht raus. Sie haben gesagt, dass Sie hinter den richtig großen Fischen her sind – ich vermute, Sie möchten sie hinter Gittern sehen.«
»Nicht ganz so festgefahren«, erwiderte Mahoney. »Sie packen jetzt zusammen und kommen mit mir nach Newton. Vielleicht sagen Sie die Wahrheit, aber vielleicht lügen Sie auch. Wir werden es sicher herausfinden.«
»Gehirnscanning? Niemals. Dabei sollen schon einige draufgegangen sein – oder schwere Schäden erlitten haben. Wenn das meine Aussicht ist, dann kämpfe ich lieber und sterbe hier einen gewöhnlichen Tod.«
»Sie werden nicht sterben; auch keine Gehirnlöschungen erleiden. Rykor übernimmt den Job. Sie ist –«
»Hab’ schon von ihr gehört. Die beste. Aber, ganz ehrlich, bei dem Gedanken daran, dass jemand in meiner Seele herumstochert, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.«
»Sie sollten eher das bedauernswerte Wesen bemitleiden, das sich durch das, was Sie hier als Ihre Seele bezeichnen, durcharbeiten muss.«
»Warten Sie«, dachte Venloe laut nach. »Wenn ich nein sage und wir beide die darauf folgende, wie soll ich sagen … Diskussion überleben, was wird dann geschehen? Sicher werden Sie dem Privatkabinett irgendwie zu verstehen geben, dass ich noch lebe, damit sie Spuren beseitigen, die nicht einmal mehr da sind.«
»Genau das werden sie tun, diese Schwachsinnigen. Aber diese Möglichkeit gefällt mir nicht.«
»Oder ich gehe mit Ihnen. Lasse das Gehirnscanning über mich ergehen. Sage aus. Vielleicht hat Ihr Tribunal ja Erfolg, und die Kräfte der Wahrheit, der Gerechtigkeit«, hier triefte Venloes Stimme vor Sarkasmus, »triumphieren ebenso wie die Imperialen Grundsätze und werden das Kabinett stürzen. Oder, noch wahrscheinlicher, es vernichtet sich selbst durch eigene Unfähigkeit.
Ich wäre in jedem Fall in Sicherheit. Man würde mich schützen. Vielleicht könnte ich nicht mehr meinem Beruf nachgehen, aber man würde mir weiterhin den Lebensstil ermöglichen, den ich gewohnt bin.«
Venloe sprach die Wahrheit. Ein politischer Killer, der nicht direkt nach dem Attentat selbst umgebracht wurde und sich auch nicht als einsamer manisch-depressiver Irrer herausstellte, wurde bis zu seinem Tode vom Staat verhätschelt. Ob er ausgepackt hatte oder nicht, spielte dabei keine Rolle – es gab ja die Hoffnung, dass er am Ende, wenn sich ohnehin nur noch Geschichtsforscher für ihn interessierten, schließlich doch alles erzählen würde.
In der heißen, trockenen Stille dachte Venloe weiter nach. »Gut. Ich ziehe meine Sicherheitskräfte zusammen und werde sie entwaffnen. Rufen Sie ihre Begleitmannschaft. Sie können dabei helfen, mein Gepäck an Bord zu bringen. Unser Geschäft ist abgeschlossen.«
Er streckte Mahoney die Hand entgegen, mit der Handfläche nach oben.
Mahoney starrte ausdruckslos darauf. Nach einem kurzen Moment erhob sich Venloe und verließ den Raum.
Solon Kenna war bis jetzt nur einmal in seinem Leben in einer Sternwarte gewesen. Damals war er jung, betrunken und verwirrt gewesen. Jetzt war er fasziniert davon, zumindest von diesem Observatorium, in dieser ganz besonderen Nacht, die ihm diese ganz besondere Aussicht bot.
Er blickte erneut auf den Bildschirm, um ganz sicher zu gehen, dass es sich hier um keinen Fall von Delirium tremens handelte.
Sie waren jedoch noch immer zu sehen, in einer Umlaufbahn von Dusable geparkt.
Sirenen schrillten durcheinander, als das Auftauchen einer fremden Flotte gemeldet wurde.
Kenna wurde bleich. Der bei der letzten Wahl zum Tyrenne gewählte Walsh wurde noch bleicher, als man ihn darüber informierte, worum es sich hier handelte, und
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