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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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was das unmittelbar für ihn bedeutete. Das Privatkabinett hatte anscheinend beschlossen, die Niederlage von Tyrenne Yelad als Beleidigung aufzufassen und die Garde entsandt.
    Die Handvoll Zollkontrollschiffe, über die Dusable verfügte, waren ausgeschwärmt und steuerten der Flotte, die sich in Ruheposition befand, entgegen. Sie gaben ihre friedliche Absicht lautstark auf jeder verfügbaren Frequenz bekannt. Als Repräsentant des Planeten befand sich Walsh im Führungsschiff.
    Kenna war sofort in Deckung gegangen. Tiefe, abgrundtiefe Deckung. Gesichtsoperation, danach Abreise, das war sein Fluchtplan.
    Von der Flotte kam jedoch keine Antwort.
    Niemals zuvor hatte jemand solche Schiffe gesehen, doch sie trugen eindeutig die Handschrift der Imperialen Designer.
    Sie enterten ein Schiff.
    Und dann begann das Fest.
    Bei den Schiffen handelte es sich um Robot-Frachtschiffe. Und jedes dieser Frachtschiffe, die in schier unendlicher Anzahl eintrafen, enthielt genügend AM 2 für den maximalen Jahresverbrauch eines Planeten in Friedenszeiten.
    Soviel AM 2 hatte man seit zehn oder gar fünfzehn Jahren auf Dusable nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Wo zum Teufel kam das Zeug her?
    Kenna wagte sich vorsichtig wieder aus seinem Versteck hervor. Er ging zum Observatorium hinüber und vergewisserte sich, dass Walsh und seine Crew nicht etwa Halluzinogene entdeckt hatten – und dann verstand er plötzlich.
    »O Gott, o Gott, o Gott«, dachte er.
    Das hatte alles mit diesem Raschid zu tun, das wusste er genau. Selbstverständlich war er irgendwie auch hinter Geld her, das galt als sicher. Aber dass er … Nein.
    Kenna drehte sich um. Sein Blick fiel auf ein altes Gemälde an der Wand, ein Porträt, ein Teil der Ehrenplakette des Imperialen Observatoriums Ryan/Berlow/T’lak. Auf dem Gemälde war der Imperator in üblicher Kaiserpose zu sehen.
    Außerdem war es, natürlich, ein recht gelungenes Porträt von Raschid.
    Kenna kannte die alte politische Redewendung: »Wer war schon vor Chicago auf meiner Seite?«
    »Ich«, stammelte er. »Ich. Wir alle.«
    Es sah so aus, als würden goldene Zeiten für Dusable und Solon Kenna anbrechen. Denn dieser Teufelskerl war anscheinend wirklich unsterblich.
    Einen Moment lang zog er die völlig veränderten Zukunftsaussichten und ihre Auswirkungen in Betracht; insbesondere, was Walsh betraf, der erst vor kurzem gewählt worden war. Und bei der nächsten Wahl … ach, zum Teufel damit. Jetzt zählte die Gegenwart. Die nächste Wahl war erst in einigen Jahren angesetzt.
    Dann dachte er daran, eine Kirche aufzusuchen und an irgendeinen Gott ein Dankgebet zu richten, dafür, dass er ihm, Kenna, einen so messerscharfen Verstand gegeben hatte, mit dem er die Dinge, noch bevor sie sich ereigneten, durchschauen konnte.
    Dann brachte er sich mit einem Ruck auf den Boden der Tatsachen zurück – und gab sich selbst eine Flasche Schnaps aus.
     
    Mahoney wusste, dass er sich in ernsthaften Schwierigkeiten befand.
    Rykor kam in ihrem A-Grav-Sessel auf ihn zu. Sonst empfing sie ihn in ihren eigenen Räumen, oder, wenn die Großwetterlage besonders erfreulich war, bei den riesigen, tiefen Salzwassertanks, die die eiskalten arktischen Gewässer, donnernden Stürme und halb im Wasser verborgenen Eisberge ihrer Heimat repräsentieren mussten.
    Mit ihrem Schnurrbart, der gewaltigen Speckschwarte und den gewaltigen Flossen ähnelte Rykor einem Walross; das fand zumindest Mahoney, der ihr auch diesen Spitznamen verpasst hatte.
    Als Sten die Idee fasste, ein Tribunal abzuhalten, hatte Mahoney sofort damit angefangen, alles dafür Nötige zusammenzustellen. Und dazu gehörte auch Rykor, eine der ehemaligen führenden Psychologinnen des Imperators. Er spürte sie in ihrem gelangweilten Halbrentnerdasein auf. Rykor mochte Sten, sie hatte eine von nur wenigen geteilte Vorliebe für Kilgours Humor, sie mochte Mahoney und hatte sich, was sie offiziell nicht zugeben durfte und weit über die langweilige Vernunft ihrer Spezies hinausging, dafür entschieden, sich dem Fähnlein der Aufrechten anzuschließen.
    »Na und?« fragte Mahoney ohne weiteres Vorgeplänkel, während Rykors gewaltiger A-Grav-Sessel in seine Unterkunft schwebte.
    »Ziemlich interessant, dieser Venloe«, eröffnete Rykor ihre Ausführungen. »Liegt außerhalb der normalen Skala. Ein wahrhaft unmoralisches Wesen. Ich hatte schon davon gelesen, aber noch nie eins von diesen Dingern kennen gelernt. Meine Gefühlsdrüsen blieben während des gesamten

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