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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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wäre – hätte er vielleicht sein Leben damit zugebracht, die Kulturgeschichte der Gabel zu erforschen. Oder etwas in der Art.
    Er war nicht der erste, nicht der hundertste und auch nicht der millionste, der eine Biographie über den Imperator schreiben wollte. Doch er entdeckte etwas überaus Interessantes. Alle diese Biographien waren schamlos geschönt.
    »Na und?« fragte Sten mit nachlassendem Interesse. »Wenn du dort oben zur Rechten Gottes sitzen würdest, würdest du nicht auch wollen, dass dir alle Honig ums Maul schmieren?«
    »Das habe ich nicht gemeint«, entgegnete Mahoney. Ihm war ein gewisses Muster aufgefallen. Man hatte Biographen, die über den Imperator schreiben wollten, seit jeher dazu ermuntert. Wie auch immer, sie gehörten meistens der Sorte an, die sich alle Mühe gaben, auch in einem Tamerlan das Höchstmaß an tiefverwurzelter Menschlichkeit zu entdecken, und die ebenso gut eine psychologische Biographie des Dichters Homer verfassen würden.
    »Sagen wir mal, es gab da wohl eine große Anzahl sehr schlampiger Historiker. Trotzdem wurden sie zu ihrer Arbeit ermuntert. Sie erhielten sehr lukrative Stipendien. Ihre Fiches würden von den Livies adaptiert. Und so weiter und so fort.
    Was ich euch damit sagen will, Jungs, ist folgendes: keiner von ihnen wurde dazu ermuntert, das originale Quellenmaterial durchzuarbeiten, zumindest das, was noch nicht irgendwie »im Nebel der Gezeiten« verschwunden war.«
    »Was wollte unser verstorbener Anführer denn verbergen?«
    »So gut wie alles: woher er eigentlich kam und wie er dorthin gelangte, wo er am Ende stand. Man kann den Wahnsinn herausfordern und sein ganzes Leben darauf verwenden, aus den siebzehn – oder achtzehntausend Versionen der Vorgänge schlau zu werden, die offensichtlich alle die Billigung des Imperators gefunden haben.
    Ich will hier nur zwei der trübsten Bereiche erwähnen, von der Frage, wo das verdammte AM 2 ist, einmal ganz abgesehen. Einmal die Tatsache, dass dieses Schlitzohr unsterblich ist, oder besser gesagt, war.«
    »Quatsch. So’n Viech gibt’s nicht.«
    »Ihr könnt es mir ruhig glauben. Die zweite Tatsache: es war nicht das erste Mal, dass er getötet wurde.«
    »Aber gerade eben hast du doch gesagt –«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Er ist schon früher gestorben. Ermordet worden. Auf mehrere Arten. Bei verschiedenen Zwischenfällen. Darunter mindestens zwei Attentate.«
    »Aber einen Doppelgänger lässt du nicht durchgehen.«
    »Nein. Ich sage euch, was geschehen ist, zumindest den Daten und Fakten zufolge, die mir zu dokumentieren möglich waren. Punkt eins: der Imperator stirbt. Punkt zwei: direkt danach erfolgt eine mordsmäßige Explosion, die seinen Körper und alles rings um ihn zerstört. Genau wie die Bombe, die losging, nachdem Chapelle den Imperator bereits ermordet hatte.«
    » Jedes Mal?«
    »Bei allen Fällen, die ich finden konnte. Ebenso hören die Lieferungen des AM 2 auf. Zack. Einfach so.
    Dann kehrt der Imperator zurück. Genau wie das AM 2 . Und alles wird wie vorher.«
    »Jetzt hast du mich dazu gebracht, dass ich auf deine verrückten Spielchen eingehe, Ian«, sagte Sten. »Aber von mir aus. Wie lange bleibt er für gewöhnlich verschwunden? Was nicht heißen soll, dass ich auch nur ein einziges Wort von dem, was du gesagt hast, glaube.«
    Mahoney machte einen besorgten Eindruck. »Bei einem Unfall … vielleicht drei bis vier Monate. Bei Mord … ein Jahr oder auch zwei. Möglicherweise immer so lange, bis die Leute merken, wie sehr sie auf ihn angewiesen sind.«
    »Aber jetzt sind schon mehr als sechs Jahre vergangen«, warf Alex ein.
    »Das weiß ich.«
    »Und trotzdem glaubst du daran, dass der Ewige Imperator eines Tages in einer rosa Wolke oder auf einer verdammten Muschel dahergerauscht kommt und die Welt wieder glücklich und zufrieden sein wird?« höhnte Sten.
    »Du glaubst mir nicht«, erwiderte Mahoney und goss sich noch einen Drink ein. »Würde es etwas bringen, wenn ich dir Einblick in die Files gewährte? Ich verwahre sie an einem sicheren Ort.«
    »Nein. Auch dann würde ich dir nicht glauben. Aber abgesehen davon, was hast du sonst noch herausgefunden?«
    »Ich habe weitergearbeitet. Und ich hatte Glück. Erinnerst du dich noch an deine Freundin, Haines?«
    Sten erinnerte sich noch sehr gut an sie. Sie war Polizistin beim Morddezernat gewesen, und sie und Sten hatten bis zur Halskrause in den Ermittlungen zu diesem eigenartigen Attentatskomplott gesteckt, das

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