Morituri - Die Todgeweihten
letztendlich zum Ausbruch des Krieges mit den Tahn geführt hatte. Sie und Sten waren außerdem zusammengewesen.
»Sie ist immer noch bei der Polizei. Auf der Erstwelt. Inzwischen ist sie Chefin des Morddezernats«, sagte Mahoney.
Er hatte sich wegen der Erlaubnis für den Zugriff auf die Files über Chapelle, den Mörder des Imperators, an sie gewandt. Man hatte ihm die größtmöglichen Freiheiten gewährt – Band eins der Biographie war unter großem Lob der Öffentlichkeit veröffentlicht worden. »Natürlich alles erstunken und erlogen«, versicherte er ihnen.
»Deine Haines, mein Junge, ist jedenfalls noch immer so ehrenwert wie eh und je.«
Mahoney hatte ihr einige Fragen gestellt. Eines Tages war Haines darauf gekommen, dass der ehemalige Geheimdienstchef sich keinesfalls auf dem Altenteil ausruhte, sondern einer persönlichen Leidenschaft frönte.
»Sie sagte, sie tue es allein aus dem Grund, weil du nur Gutes von mir erzählt hast – jedenfalls klang es wohl sehr gut für einen, ähem, verdammten General. Erinnerst du dich an einen jungen Burschen namens Volmer?«
Sten erinnerte sich an ihn. Volmer war ein Medienzar – besser gesagt, der großspurige Erbe eines Medienimperiums. Mitglied des Privatkabinetts. Wurde eines Morgens in der Nähe einer billigen ambisexuellen Kontaktbar in der Hafenstadt Soward ermordet aufgefunden. Offiziell hieß es, er habe für eine Serie über die Korruption in Verbindung mit den Kriegsanstrengungen recherchiert. Eine zynischere und weitaus verbreitetere Version der Geschichte besagt, dass Volmer seinen Sex gerne schrill und rau hatte und in Soward an den falschen Zuhälter geraten war.
Haines wartete mit einer dritten Version auf. Sie war seit über einem Jahr einem Vertragskiller auf den Fersen gewesen – einem Profi. Der Killer war ihr ziemlich egal, doch sie wollte wissen, wer ihn angeheuert hatte. Sie kriegte ihn – obendrein mit genug Beweismaterial für die Anklageschrift gegen mindestens einen Gangsterboss.
Der junge Mann stimmte mit Haines zumindest hinsichtlich der Wertigkeit der Beweise überein. Er bot ihr ein Geschäft an. Haines hielt es für eine wunderbare Idee. Sie musste sich nicht darum kümmern, wenn sich irgendwelche Untergrundgestalten gegenseitig umlegten. Erst wenn sie die Leichen einfach draußen herumliegen ließen und damit die anderen Bürger aufschreckten dann war es Zeit, etwas zu unternehmen.
Der Mann bot ihr etwas Besseres an. Er gab zu, dass er Volmer ermordet hatte. Das Gerücht war umgegangen, der Typ sei ein verdeckter Agent. Man hatte einen offenen Kontrakt auf ihn ausgesetzt. Der Killer hatte die Bedingungen erfüllt und erst später herausgefunden, mit wem er es da zu tun gehabt hatte.
Haines wollte wissen, wer ihn bezahlt hatte. Der Mann nannte einen inzwischen verstorbenen Unterweltboß. Haines steckte ihn wieder in seine Zelle, erzählte ihm etwas über sich erhärtende Beweislast und versuchte, sich aus alldem einen Reim zu machen. In derselben Nacht beging der Mörder in seiner Zelle »Selbstmord«.
»Mehr hatte sie nicht zu bieten?«
»Mehr nicht.«
»Und wer hat nun Volmer um die Ecke bringen lassen?«
»Vielleicht seine Kabinettskollegen? Vielleicht weigerte sich Volmer, mit ihnen an einem Strang zu ziehen? Ich weiß es nicht – noch nicht. Aber mit ihm starb das erste Mitglied des Kabinetts.
Dann kam Sullamora. Er flog mit dem Imperator in die Luft.
Dabei ist etwas an der Theorie vom einsamen Killer Chapelle nicht ganz koscher. Er war ursprünglich Raumhafenlotse. Ich habe auch ein wenig über ihn recherchiert. Sieht so aus, als hätte er geglaubt, der Imperator habe es persönlich auf ihn abgesehen.«
»Stimmt. Das habe ich in den Livies gesehen. Also ein Verrückter.«
»Keine Frage. Aber er wurde systematisch verrückt gemacht. Jemand, und zwar jemand, der womöglich an seiner Karriere gedreht hat, hat alles so gedeichselt, dass er jedes Mal eins in die Fresse bekam, wenn er nur den Kopf drehte. Bis heute weiß niemand, warum er plötzlich seinen Job verlor und bei den Pennern landete.
Raumhafenkontrolle, Lotsendienst, Warenumschlag, Transporte – das war alles Sullamoras Spezialgebiet, dafür war er dem Privatkabinett gegenüber verantwortlich. Und jetzt ist auch er tot.«
Sten goss sich noch ein Glas ein, ließ es aber stehen, ging zur Sichtscheibe hinüber und blickte hinaus.
»Na schön, Mahoney. Du hast einige interessante Geschichten ausgegraben. Vielleicht. Vielleicht bist du aber auch ebenso
Weitere Kostenlose Bücher