Morituri - Die Todgeweihten
förmlich auf sie. Vielleicht …
In diesem Augenblick erlosch der Bildschirm im Nachrichtenraum, und im nächsten Augenblick starrten die Kabinettsmitglieder in das Gesicht von Poyndex, ihrem Mercury Corps-Chef.
Der Colonel hielt sich nicht mit Entschuldigungen oder Erklärungen für seine Unterbrechung auf. Sein Gesicht war leichenblass, sein Auftreten jedoch eiskalt: »Wie mir soeben bekannt wurde, ist in diesem Moment ein Attentatskommando drauf und dran, zuzuschlagen.
Verehrte Damen und Herren, begeben Sie sich sofort in die Obhut Ihres Sicherheitspersonals. Es gibt keinen Anlass für einen besonderen Alarm. Wenn Sie die Sicherheitsvorkehrungen beachten, wird alles gut ausgehen.«
Die Kabinettsmitglieder schreckten zusammen, als die Tür aufflog und sich die grimmig dreinblickenden Sicherheitsleute in den Raum schoben. Dann mussten sich die fünf Regenten über ein Reich, das einst der Ewige Imperator beherrscht hatte, wie kleine Kinder davonführen lassen, die sich im Wald verlaufen hatten.
Irgendwo in weiter Ferne wartete eine Flotte nicht weit vom Honjo-System entfernt auf weitere Befehle.
Das Team näherte sich dem Anwesen des verstorbenen Sullamora. Zuerst hatten sie sich sehr rasch voranbewegt. Noch immer bewegten sich A-Grav-Gleiter über ihnen, die zweifellos keine Fahrzeuge der Sicherheit waren.
Bei Tagesanbruch hatten sie sich in eine Höhle am Fluss zurückgezogen, die F’lesa ihnen beschrieben hatte. Sie hatten eine geschmacksneutrale Mahlzeit zu sich genommen und ein wenig zu schlafen versucht, waren jedoch von einem dumpfen Grollen, wie von einem Erdbeben, geweckt worden. Einige rasche Handsignale wurden ausgetauscht – rein aus Reflex, ohne besonderen Befehl, hatten sie auf nonverbal umgestellt, noch nicht einmal geflüstert. Die Signale gaben redundante, offensichtliche Informationen, Variationen von »Ziele dicht vor uns«, doch sie brachen wenigstens die schweigende Isolation.
Ab jetzt musste alles über ihnen als feindlich eingestuft werden.
Erst bei Einbruch der Dämmerung setzten sie sich wieder in Bewegung. Zehn Kilometer vor dem Anwesen stießen sie auf die ersten passiven Sensoren, die rasch ihre »Es gibt nichts zu sehen« Signale verpasst bekamen. Das Team marschierte weiter.
Die Sensoren waren jetzt dichter gestreut und wesentlich empfindlicher. Trotzdem wurden sie erfolgreich getäuscht. Dann folgte eine alte Straße mit einer Patrouille, deren Runde exakt den Zeitplan einhielt, den Dum und Dee gefilmt hatten. Routine und saubere Überwachung widersprechen einander. Umherstreifende Fünfmannpatrouillen. Höchstwahrscheinlich Mantis. Auch ihnen ging man erfolgreich aus dem Weg. Ein N’Ranya kauerte sich dicht neben Sten und signalisierte unternehmenslustig: »Ich könnte tanzen.«
Weiter ging es.
Ungefähr einen Kilometer außerhalb des Anwesens entdeckte Sten einen Hügel mit der benötigten Aussicht und ausreichender Deckung nach oben »Hier. Aufstellen«, signalisierte er.
Die Behälter wurden geöffnet. Zwei Raketensprengköpfe kamen zum Vorschein. Sie sahen aus wie die üblichen Imperialen Kurzstreckenraketen, die sich ihr Ziel selbst suchten; abfeuern und vergessen, zuverlässige Boden-Boden-Waffen. Das waren sie jedoch nicht. Die Treibladung war durch eine reduzierte Menge langsam brennenden festen Treibstoffs ersetzt worden. Die Raketen mussten aus einer sehr kurzen, genau berechneten Entfernung abgefeuert werden. Dafür kam mehr Sprengstoff hinein. Auch die Zielsuchmechanismen waren in den Müll gewandert und hatten Platz für ein primitives Steuerungssystem in der Nähe des Raketenhecks gemacht. Eine kleine Drucksonde war an ihrer Basis angebracht worden.
Teleskopstangen wurden ausgefahren, miteinander verbunden und zu einfachen, X-förmigen Abschussrampen zusammengesteckt. Die Archulers nahmen ihre Ausrüstung von den Schultern. Jeder Packen enthielt eine Spule mit zwei Kilometer molekularen Kettendrahts. Das eine Ende des Drahtes wurde am Sprengkopf befestigt, das andere an einem auf einem einbeinigen Stativ befestigten Nachtsichtzielgerät mit einem sehr kleinen Joystick. Die N’Ranya waren bereit.
Der Rest des Teams streifte die phototropen Uniformen ab. Darunter trugen sie Imperiale Kampfanzüge, genau die gleichen, die auch die Wachen im Innern des Anwesens anhatten. Sten ließ sie mit einer Handbewegung den Hügel hinabschleichen.
Noch mehr Sensoren. Physische Sicherheitsbarrieren, darunter auch altertümlicher Z-Draht. Dann Tretminen, aktive
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