Morituri - Die Todgeweihten
kräftigen Oberkörper zu erhalten.
Das Problem bei dieser Waffe war die Munition, die wie jede andere Form von AM 2 derzeit sehr knapp war. Also hatte Cind sich an jeder anderen Waffe, die ihr in die Finger kam, ausgebildet solange sie in der Lage war, jemanden auf weite Entfernung ins Visier zu nehmen und mit einem Geschoß zu erreichen, angefangen von der Armbrust bis hin zu Projektilwaffen.
Die junge Frau war eine Jann, besser gesagt, eine ehemalige Jann. Die Jann waren einst ein sich im wahrsten Sinne des Wortes selbstmörderisch aufopfernder militärischer Orden gewesen, der Waffenarm der Talamein-Theokratie, die damals den Lupus-Cluster mit völkervernichtender Hand regiert hatte. Die Wolfswelten, wie man diese Systeme, die inzwischen von den Bhor kontrolliert wurden, auch nannte, waren dem Imperium schon lange ein kleiner Dorn im Auge gewesen. Klein jedoch nur in der Hinsicht, dass sich der Cluster an den äußersten Rändern des Imperiums befand. Für die Bhor stellte sich das Problem aus einer ganz anderen Perspektive. Ihr Handeltreibendes Kriegervolk wurde von den fremdenfeindlichen Jann langsam, aber sicher ausgerottet.
Doch viele Jahre, bevor Cind überhaupt geboren wurde, hatte man eine wichtige Entdeckung jenseits der Wolfswelten gemacht. Dabei handelte es sich um neue Vorkommen von Imperium X, der Substanz, die man zur Ummantelung, also der Kontrolle von AM 2 benötigte. Die Leute von Talamein und die Killer der Jannissar lebten direkt in dem Sektor, durch den die Transporte mit dem Imperium X hindurchmußten. Angefeuert von ihrer extrem mörderischen Religion, dem Talamein-Glauben, wurden die Jann zum Korken auf einer überaus wichtigen Flasche.
Sten und Alex hatten das Mantis-Team angeführt, das damals ausgesandt wurde, den Korken zu ziehen. In den blutigen Fehden, die sich daraufhin entwickelten, hatte Sten seinen Vorteil aus der tiefen Kluft gezogen, die sich in den blutigen theopolitischen Auseinandersetzungen zwischen zwei gegeneinander wetteifernden Hohepriestern entwickelt hatte. Beide Hohepriester starben. Zu Stens großem Missfallen kam als Ergebnis dieses Konflikts ein dritter religiöser Führer an die Macht, ein ebenso machthungriger wie hinterhältiger Mann. Außerdem war er ein strahlender Held, der sprichwörtliche Erlöser, was die Fanatiker noch mehr begeisterte als sein glühender Glaube an Talamein. Ganz unerwartet kam dieser Anführer jedoch zur Ansicht, er selbst sei der große Talamein, stellte seinen eigenen Glauben als schamlos missbraucht hin, verkündete sein bedingungsloses Friedensgebot und beging dann Selbstmord. Das war eine glückliche Wendung. In diesem Fall wurde dem Glück mit einem brutalen Angriff auf die Festung des Propheten nachgeholfen, gefolgt von Stens handgreiflicher Auseinandersetzung mit dem Mann selbst und der Injektion eines Hypnosemittels, gefolgt von der Programmierung, der Rede und dem freiwilligen Märtyrertum.
Mit dem nur unwillig erteilten Segen des Ewigen Imperators wurden Otho und seine Bhor als neue Regenten der Wolfswelten eingesetzt.
Die meisten Historiker stimmten darin überein, dass diese Strategie sich bislang als sehr gut erwiesen hatte. Die Bhor neigten dazu, andere Wesen tun und denken zu lassen, was sie wollten, solange sie ihren Operationen im Lupus-Cluster nicht in die Quere kamen oder neue Auseinandersetzungen schürten.
Eigenartigerweise brach der Glaube des Talamein mit dem Machtverlust völlig in sich zusammen. Trotz uralter Wurzeln war er so repressiv geworden, dass die überlebenden Gläubigen sich erlöst fühlten und sich freuten, dass ihre Nasen nicht länger gegen das raue Steinrad des Talamein gedrückt wurden. Der Anblick der beiden schamlos miteinander konkurrierenden Hohepriester war so lächerlich gewesen, dass sogar die Bauern, die auf weit entfernten Planeten ihre Äcker bestellten, nichts mehr mit dem Schwindel zu tun haben wollten.
Die Jannissar selbst standen als Kreuzritter ohne Kreuz da, als herrenlose Geächtete. Sie suchten sich andere, friedlichere Existenzen, empfanden ihren früheren Taten gegenüber jedoch Zeit ihres Lebens sowohl Stolz als auch Scham.
Cind war in einer solchen Familie aufgewachsen. Die Geschichten aus der Vergangenheit waren ihr am Feuer des Familienkamins erzählt worden, an dem noch die alten Waffen hingen; manchmal erzählte man sie auch im größeren Kreis, bei Familien- oder Clantreffen, die an geheimen Orten abgehalten wurden.
Cind war als eine Art Wiedergängerin
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