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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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aufgewachsen. Sie war eine der früheren Jann mit ihrer alten Vorliebe für Krieg und Kampf. Seit frühester Kindheit hatte sie die normalen Spielsachen der anderen jungen Jann abgelehnt. Ihre Lieblingspielzeuge waren Spielzeugwaffen. Vid-Bücher über große Schlachten und wagemutige Heldentaten berührten sie mehr als jedes Märchen. Also war es nur natürlich, dass sie sich später, als junge Erwachsene, freiwillig zum Militärdienst bei den Bhor meldete. Die Bhor waren zwar der alte Feind ihres eigenen Volkes, doch die einzige Möglichkeit überhaupt, das Leben eines Soldaten einzuschlagen.
    Ihr instinktiver Umgang mit dem Gewehr brachte ihr bei den Bhor rasch einen gewissen Ruf ein. Sobald irgendwo ein bewaffneter Konflikt aufflammte, war Cind bei den ersten Freiwilligen; und bei den ersten, die angenommen wurden. Ihre Jugend erwies sich dabei nicht als Hinderungsgrund. Wenn überhaupt, dann war sie wohl ein Plus, da auch die Bhor einen guten Kampf beinahe einem Stregg vorzogen, diesem starken und üblen Gebräu, dem Sten zuerst erlegen war, und mit dem er dann auch den Ewigen Imperator vertraut gemacht hatte. Die Bhor förderten Instinkte, wie sie Cind an den Tag legte, auch bei ihren eigenen jungen Leuten, und sie prahlten mit ihnen bei ihren gigantischen Festen und Trinkgelagen.
    Als Otho trunken vor sich hin blubberte und seinem eindeutig peinlich berührten Freund auf den Rücken klopfte, blickte Cind mit bewundernden Augen auf den großen Sten. Das war das Wesen, dessen Taten man mehr als alle anderen in den Trinkhallen der Bhor rühmte. Kein Bhor, der auch nur am Rande mit diesen Taten zu tun gehabt hatte, konnte eine öffentliche Straße überqueren, ohne dass ihn bewundernde Blicke und Kommentare begleiteten. Die Geschichte wurde immer wieder erzählt, und bei jeder Wiederholung erstrahlten Sten und Alex in hellerem Licht. Besonders Sten. Er war jünger, als sie angenommen hatte. Eigentlich hatte sie eher einen altehrwürdigen Graubart erwartet. Sie fand sogar, dass er recht gut aussah.
    Otho hatte sich jetzt abgewandt und unterhielt sich mit Alex Kilgour. Cind sah, wie sich Sten abwesend im Raum umsah. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein so einsames Wesen gesehen. Ihr Herz überflog noch einmal all die unvorstellbaren Schrecken, die der große Sten in seiner Brust verborgen halten musste. Es verlangte sie danach, sie herauszulocken, ihn zu trösten. Stens Blick streifte sie … dann … großer Gott! … er schaut mich an! Mich! Ihr wurde unangenehm heiß, und dann wanderte sein Blick weiter. Ach je, wenn er sie nur ein wenig länger angeschaut hätte. Hätte er ihren Wert erkannt? Hätte er ihre Leidenschaft für ihren einzigen wahren Freund verstanden – ihr Scharfschützengewehr? Bestimmt. Ein großer Krieger wie Sten hätte sofort erkannt, wie sie über derlei Dinge dachte. Cind beschloss, dass sie versuchen musste, mit ihm zusammenzutreffen, egal wie.
    Sie widmete sich wieder dem Essen und war sich dessen nicht bewusst, wie qualvoll es doch sein konnte, jung zu sein.
    Alex leerte das Horn und ließ es von Otho nachfüllen. Der Häuptling der Bhor hatte ihn trunken zur Seite gezogen und damit angefangen, ihn auszufragen. Stens Benehmen bereitete ihm Sorgen, sagte Otho. Wenn er weiterhin so trübsinnig herumsäße, meinte Otho, würde er ihn hinauswerfen. Er erzählte Alex, dass Sten lediglich mit einem schwachen Lächeln reagiert habe, als er ihn an ihre erste Begegnung erinnert hatte, damals, als die Bhor ihre gefangenen Jann noch auf alle Schiffe verteilten und gemäß einem blutigen Ritual, der uralten, lustigen »Segnung«, hinrichteten.
    »Erinnerst du dich noch an das Gesicht dieses blöden Jann, als wir ihn in den Raketensilo stopften?« fragte Otho. Alex erinnerte sich daran. »Beim verwitterten Bart meiner Mutter, das war vielleicht ein komischer Anblick. Er hatte soviel Schiss, sein Gesicht war so verzerrt, als hätten wir ihm die Nase ein Dutzend Mal herumgedreht.
    Dabei war es nur zwei- oder dreimal gewesen. Wir haben ihn so gut wie nicht gefoltert. Dann haben wir ihn hinausgeschossen, um ihn kaltzumachen, und dann haben wir seine verdammte Seele zur Hölle getrunken! Ach ja, das waren noch Zeiten!«
    Er klopfte Alex mit seiner gewaltigen Pfote auf den Rücken, dass selbst Kilgour ein wenig zusammenzuckte. »Genau«, war alles, was er herausbrachte. Doch bevor Otho auf den Gedanken verfallen konnte, dass er ebenso trübsinnig wie Sten war, stieß Alex bei der Erinnerung an diese

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