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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Heiligen Sphären (kurzes Kichern). Benutzen sie uns, wie es Ihnen gefällt (lauteres Kichern). Es gibt mehr als genug Freude für jeden.«
    »Wäre die Freude denn nicht noch größer«, gab Kyes zurück, der unter keinen Umständen zu glatt wirken wollte, »wenn mehr Wesen daran glaubten, nicht nur Sie?«
    Diesmal kam kein Kichern von Zoran. Sie musterte ihn mit scharfen und klaren Augen. Kyes spürte, wie sie ihn taxierte.
    »Sie haben sich mit Ihrer Vermutung nicht getäuscht, dass meine Gefühle den Ihren nicht sehr fern liegen«, fuhr er fort. »Ich weiß nichts von Heiligen Sphären. Oder von Göttern. Oder göttlichen Botschaftern. Ich glaube jedoch an eine Sache, und zwar ganz fest. Ich glaube daran, dass der Ewige Imperator noch immer unter uns weilt.«
    Zoran schwieg. Dann stieß sie rasch hervor: »Warum ist es Ihnen wichtig, daran zu glauben?«
    Kyes antwortete nicht; jedenfalls nicht direkt. Jetzt war er mit der Frau in einen intellektuellen Clinch gerutscht.
    »Sie lachen ja nicht mehr«, war alles, was er sagte.
    »Woran dachten Sie hinsichtlich der Tatsache, dass auch viele andere unserer Gedanken teilhaftig werden sollen?« fragte die alte Frau. »Geld?« Kyes sagte, dass ihr Orden Geld bekommen würde. »Unterstützung in begrenztem Umfang?« Kyes sagte, dass seine Unterstützung als Mitglied des Kabinetts kaum als etwas anderes angesehen werden konnte.
    »Was erwarten Sie als Gegenleistung?« fragte sie.
    »Nur das, was Sie mir auch ohne meine Unterstützung mitteilen würden«, antwortete Kyes. »Ich möchte Informationen. Ich möchte darüber informiert werden, wenn eines Ihrer Mitglieder ganz egal, an welchem Ende des Imperiums es sich aufhält – davon berichtet, den Imperator gesehen zu haben.«
    »Sie haben recht«, sagte Zoran. »Keiner von uns würde diese Information zurückhalten. Schließlich wollen wir ja andere gerade davon überzeugen.«
    Darauf musste Kyes nichts entgegnen.
    »Sie werden überschüttet werden«, sagte sie nach einer Weile. »Unsere Religion, wenn man sie so nennen will, wirkt auf viele Individuen mit, sagen wir mal, begeisterungsfähigem Wesen sehr anziehend.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, gab Kyes zurück.
    Zoran blickte ihn noch eine ganze Weile an. Dann entließ sie ihn mit einem ihrer wilden, schrillen Kichern.
    Das Geschäft war abgeschlossen.
     
    Kyes fuhr fort, sein Netz über die dunklen Wasser auszuwerfen. Während er damit beschäftigt war, konnte er sich nicht davon abhalten, immer wieder in das trübe Gewässer zu starren, in der Hoffnung, den großen, silbernen Schatten des Ewigen Imperators in der Tiefe zu entdecken. Die Übung war quälend und schmerzhaft. Er kam sich wie ein Verhungernder vor, der sich einen Lotterieschein gekauft hatte. Die Hoffnung, die diese Handlung nährte, musste ihm momentan genügen. Wenigstens hatte er eine Zeitlang etwas zum Träumen. Und doch war diese Hoffnung nur ein hauchdünner Überzug für eine bittere Pille.
    Doch Kyes war ein wahrer Meister der Selbstbeherrschung. Er erkannte sofort den Ursprung seiner Schwermut und ging seinen Weg unbeirrt weiter. Während seine Kollegen wie im Rausch mit ihren Bluttaten zu Hause und auf den Honjo-Welten angaben, setzte er seine Trümpfe in einem ganz anderen, geheimen Spiel.
    Jetzt blieb nur noch eine Frage offen, ein Schlüsselspieler unbesetzt. Es handelte sich um den potentiell schwierigsten und gefährlichsten von allen: Colonel Poyndex, den Chef des Mercury Corps. Doch als Kyes endlich festgesetzt hatte, wie hoch der Preis war, zögerte er keinen Augenblick.
    Der Colonel war von Angesicht zu Angesicht nicht weniger frostig als damals auf dem Bildschirm, als er das Attentat angekündigt hatte. Poyndex lauschte jedem von Kyes’ Worten mit konzentrierter Aufmerksamkeit. Er blinzelte nicht und lächelte nicht; er bewegte sich nicht einmal auf seinem Stuhl, nachdem er sich erst hingesetzt hatte.
    Kyes wand sich vorsichtig um sein eigentliches Anliegen herum und stellte zunächst nunmehr die Fakten zusammen. Der Imperator war Berichten zufolge früher schon verschwunden; er vermied geflissentlich den Ausdruck »gestorben«. Und jedes Mal war er wieder zurückgekehrt. Die Versorgung mit AM 2 folgte jedes Mal dem gleichen Muster: während der vorgeblichen Abwesenheit des Imperators schwand der Vorrat immer mehr, und mit seiner Rückkehr stand bald wieder genügend AM 2 zur Verfügung. Dieser Teil konnte belegt werden; Lagguth und Kyes’ Computer hatte diese Aufgabe

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