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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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bewältigt. Die großen historischen Veränderungen in der Versorgungslage hinsichtlich AM 2 traten immer dann auf, wenn sowohl die Gerüchte als auch der Mythos behaupteten, der Imperator sei verschwunden.
    Schließlich kam Kyes zum Ende. Er machte es sich in seinem Sessel bequem und setzte eine ebenso undurchdringliche Miene wie der Geheimdienstchef auf.
    »Ich habe mich schon gefragt, aus welchem Grund Sie sich mit dieser Frau namens Zoran getroffen haben«, sagte Poyndex. »Jetzt wird mir einiges klarer. Als mir meine Agenten davon berichteten, konnte ich mir keinen Reim darauf machen.«
    Kyes kämpfte gegen den Impuls an, sein Gegenüber erschrocken anzustarren. Poyndex musste nicht wissen, wie schockiert er war, dass der Geheimdienst offensichtlich jedes Mitglied des Kabinetts beschattete. Man hatte ihn davor gewarnt, dass der Colonel solche Spielchen liebte und bei Unterhaltungen gerne die Oberhand durch unerwartete Bemerkungen erlangte.
    »Ich dachte mir, dass Sie das schockieren würde«, konterte Kyes zurück. »Deshalb habe ich Sie um diese Unterredung gebeten.«
    Damit deutete er an, dass die Beschatter möglicherweise selbst beschattet wurden, und zwar auf Kyes’ Befehl. Das war zwar gelogen, aber sehr gut gelogen. Poyndex ließ sich zu einem anerkennenden Nicken herab.
    »Leider …« Poyndex ließ den Satz absichtlich im Nichts enden. Dann fuhr er fort: »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Die Ressourcen meiner Abteilung …«
    Wieder ein Satz, der in der Luft hängen blieb und doch unmissverständlich einen Mangel andeutete. »Außerdem würde ich damit, wie ich befürchte, meine Kompetenzen überschreiten.«
    Es war nicht nötig, dass Poyndex die Verantwortlichkeiten seiner »Firma« im Detail erläuterte, auch nicht die zusätzlichen Lasten, die sie jetzt als Ergebnis von derlei Dingen wie der katastrophalen Voraussage, dass die Honjo ein relativ leichtes Ziel seien, zu tragen hatte.
    Lovett hätte Poyndex’ Aussage sofort auf den Punkt gebracht. Sollte hier ein Geschäft zustande kommen, dann musste es seinen Anfang mit einer Aufstockung der Ressourcen und der Befugnisse nehmen. Kyes war ebenfalls nicht schwer von Begriff. Er hatte sich darauf vorbereitet, Poyndex ein Angebot zu machen, und zwar nur dieses eine. Er glaubte, dass der Preis so hoch angesetzt war, dass niemand, schon gar nicht ein Geheimdienstchef, widerstehen konnte.
    »Meine Kollegen und ich haben uns schon geraume Zeit über eine Sache den Kopf zerbrochen«, sagte Kyes. »Wir alle sind darum besorgt, dass gewisse Ansichten, überaus gewichtige Ansichten, keinen Eingang in unsere Überlegungen finden. Kurz gesagt, wir empfinden einen Mangel an Durchblick auf sehen des Kabinetts.«
    Poyndex hob eine Augenbraue. Das erste Anzeichen einer Regung! Besonders, da der Geheimdienstchef nicht einmal ahnte, worauf Kyes hinauswollte. Er bemühte sich, die Braue wieder an ihren angestammten Ort zu ziehen, wie eine gereizte Katze, die wütend einen störrischen Fellwirbel bearbeitete. Kyes war höchst zufrieden. Poyndex war also zu packen. Kein Problem.
    »Was würden Sie dazu sagen«, fragte Kyes, »wenn ich den Vorschlag machte, Sie als sechstes Mitglied ins Kabinett aufzunehmen?«
    Kyes war absolut begeistert, als er sah, wie der Geheimdienstchef den Mund wie ein gestrandeter Fisch weit aufsperrte!

 
Kapitel 16
     
    Sr. Ecu stand über dem Rand des Sees. Die Sonne war warm, und die von der Erinnerungsstätte der Bhor aufsteigende feuchte Luft erlaubte ihm, ohne Anstrengung im Gleichgewicht zu schweben: ein winziger Flügelschlag zur Stabilisierung, eine kaum wahrnehmbare Bewegung des drei Meter langen Schwanzes genügte, um das kleine Wesen, das durch das Gras auf ihn zugelaufen kam, im Auge zu behalten.
    Unter den meisten anderen Umständen hätte der Manabi diesen Augenblick genossen. Die warme Luft und die Sonne waren angenehm, die Umgebung perfekt. Er genoss den Kontrast seines dunklen Körpers mit den rotgeränderten Flügeln und den reinweißen Fühlern zu dem spiegelnden See mit seinem schmalen Felsenstrand und dem tiefen Blaugrün der saftigen Wiesen, wie es nur einem Manabi möglich war.
    Er hatte dem Treffen nur widerwillig zugestimmt. Für ihn war jede Verbindung zu den überlebenden Verschwörern nicht nur sinnlos – wie Flottenmarschall Ian Mahoneys trauriger Fehlschlag bewies –, sondern extrem gefährlich. Hätte er die Einladung ignoriert, wären jedoch womöglich ebenso große oder noch größere Gefahren auf

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