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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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aus? Können wir auf dich zählen?«
    Tess dachte nicht lange nach. Henriksson hatte sie nach dem Anschlag versteckt und sich um sie gekümmert. Immerhin hätte er sie auch einfach auf der Straße liegen lassen können. Nun war es an der Zeit, dass sie sich revanchierte. Sie streckte die Hand aus.
    »Ab heute hat die Armee der Morgenröte ein neues Mitglied. Wo ist das Beitrittsformular?«
     
    ***

Die ganze Fahrt über saßen die Zwillinge vollkommen verstört im Fond des Wagens und klammerten sich aneinander. Obwohl sie erst acht Jahre alt waren, schienen sie zu verstehen, dass soeben etwas Schreckliches geschehen war. Etwas, was die vermeintliche Allmacht ihrer Eltern überstieg. Silvetta versuchte sie zu beruhigen, doch auch ihr war die Angst anzumerken. Denn die Razzia im Zirkus war nur die Spitze des Eisbergs.
    Ganz Morland befand sich im Ausnahmezustand. An jeder Straßenecke standen bewaffnete Soldaten und kontrollierten die Bevölkerung. Große Kreuzungen waren mit Straßensperren blockiert, die jedes Automobil überprüften. Insgesamt vier Mal musste sich Lennart ausweisen. Einmal musste er sogar Norwins Vollmacht präsentieren, bevor er weiterfahren durfte.
    Überall hingen Plakate, auf denen die grob gerasterten Ambrotypien verschiedener Männer und Frauen abgebildet waren, die im Verdacht standen, Mitglieder der Armee der Morgenröte zu sein. Das öffentliche Leben war so gut wie erstorben. Kaum ein Zivilist war zu sehen, nur Männer in Uniformen patrouillierten paarweise die Straßen auf und ab. Vor wichtigen Gebäuden standen mit Sandsäcken gesicherte Wachhäuschen. Lennart hat eine ungefähre Ahnung, welche logistischen Schwierigkeiten eine Aktion wie diese bereitete.
    Dies hier war von langer Hand geplant worden. Der Anschlag auf die Brücke konnte somit nur der Auslöser, aber niemals der Grund für diesen Ausnahmezustand sein, der Lennart fatal an einen Staatsstreich erinnerte.
    »Ich werde euch zu Hause absetzen und dann weiterfahren«, sagte er, als sie in ihre Straße einbogen. Auch hier war es dasselbe: Kein Mensch war zu sehen. Er hielt an und drehte sich zu den Kindern um.
    »Ihr hört auf eure Mutter«, sagte er. »Bis ich wieder zurück bin, werdet ihr keinen Schritt vor die Tür machen, habt ihr mich verstanden?« Die beiden Mädchen nickten.
    »Wirst du wiederkommen, Papa?«, fragte Melina.
    Lennart strich ihr eine Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht. »Natürlich. Ihr braucht keine Angst haben. Es ist alles in Ordnung. Tut mir leid, dass ich euch den Spaß verdorben habe.«
    »Ist doch nicht deine Schuld«, sagte Maura.
    Lennart musste lächeln. Maura war schon immer die Vernünftigere von beiden gewesen.
    »Willst du noch einmal ins Büro?«, fragte Silvetta.
    »Von wollen kann nicht die Rede sein«, sagte Lennart. »Mach niemandem auf, hörst du? Verhaltet euch so leise wie möglich. Vermutlich wird dieser Swann uns einen Besuch abstatten wollen. Dem will ich zuvorkommen.«
    Silvetta gab ihm einen Kuss. »Pass auf dich auf«, flüsterte sie und stieg dann mit den Kindern aus. Lennart winkte noch einmal, dann wendete er den Wagen und fuhr zum Ministerium.
    Waren die anderen öffentlichen Gebäude schon schwer bewacht, so glich das gesamte Regierungsviertel einem riesigen Hochsicherheitstrakt. Lennart passierte drei Kontrollpunkte, bevor er das Automobil vor dem Gebäude parken konnte, in dem sich das Dezernat für Kapitalverbrechen befand. Als er die Eingangshalle betrat, bemerkte er sofort, dass der Pförtner, der sonst hinter einer Glasscheibe saß, durch einen Soldaten ersetzt worden war, der glatt als Kramfors’ Zwillingsbruder durchgehen konnte. Den Abzeichen nach zu urteilen, hatte er in derselben Eliteeinheit gedient. Die Wache prüfte Lennarts Dienstausweis eingehend, dann gab sie die Marke mit einem Nicken zurück.
    Lennart eilte die Treppen hinauf zu seinem Büro. Elverum stand auf dem Flur und unterhielt sich mit Holmqvist, als er seinen Vorgesetzten bemerkte. Bevor Lennart etwas sagen konnte, zerrte ihn Elverum in sein Zimmer.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Lennart.
    »Heute Nachmittag hat Begarell unter Berufung auf eine außerordentliche Bedrohung eine Notstandsverordnung erlassen.«
    »Welche außerordentliche Bedrohung?«, rief Lennart aufgebracht.
    »Nun, irgendwie hat ihm die Armee der Morgenröte mit ihren beiden Anschlägen eine Steilvorlage dafür geliefert. Der Geheimdienst behauptet, es gäbe zwingende Hinweise auf einen Staatsstreich.«
    »Wie

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