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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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bitte? Ein Staatsstreich?« Lennart lachte bitter.
    »Die Beweise, die Swann vorgelegt hatte, waren wohl so überzeugend, dass die Vertreter des Parlaments dieser Notstandsverordnungdann doch mit knapper Mehrheit zugestimmt haben.«
    »Wie lange sollen diese Verordnungen gültig sein?«
    »Erst einmal ein Jahr. Lesen Sie selbst.« Elverum reichte Lennart zwei Blätter. Lennart schob seinen Stuhl ins Licht und begann die Verordnungen zu studieren:
    Art. i. Gesetze können außer in dem in der Verfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Regierung beschlossen werden.
    Art. 2. Die von der Regierung beschlossenen Gesetze können von der Verfassung abweichen, so weit sie nicht die Einrichtung des Parlamentes und des Provinzrates als solche zum Gegenstand haben. Die Rechte des Präsidenten bleiben unberührt.
    Art. . Die von der Regierung beschlossenen Gesetze werden vom Präsidenten ausgefertigt und im Gesetzblatt verkündet. Sie treten, so weit sie nichts anderes bestimmen, mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft.
    Art. . Verträge Morlands mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände der Gesetzgebung beziehen, bedürfen nicht der Zustimmung der an der Gesetzgebung beteiligten Körperschaften. Die Regierung erlässt die zur Durchführung dieser Verträge erforderlichen Vorschriften.
    Art. . Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Es tritt ein Jahr nach der Verkündigung außer Kraft. Ferner tritt es außer Kraft, wenn die gegenwärtige Regierung durch eine andere abgelöst wird.
    Lennart ließ die Blätter sinken und starrte zum Fenster hinaus. Auf den ersten Blick schienen diese in dürrer Juristenspracheverfassten Artikel ganz harmlos zu sein, doch wenn man die Verordnungen bis in ihre letzte Konsequenz zu Ende dachte, erkannte man den Abgrund, vor dem Morland mit dem heutigen Tag stand. Von nun an konnte nicht nur das Parlament Gesetze verabschieden, sondern auch die Regierung. Und das ohne jede Kontrolle von außen.
    »Ein schöner Schlamassel, nicht wahr?«, sagte Elverum bitter.
    Lennart schnaubte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Welche Grundrechte sind bis jetzt außer Kraft gesetzt worden?«
    »Alle«, sagte Elverum. »Es gibt kein Briefgeheimnis mehr, die Presse wird zensiert und die Versammlungsfreiheit ist wie die Unverletzlichkeit der Wohnung abgeschafft worden. Mir als Polizisten soll das nur recht sein. Dadurch wird mir die Arbeit immens erleichtert, aber als ganz normaler Bürger, der gerne seine Meinung äußert, muss ich sagen, dass mir kotzelend zumute ist.«
    »Vom Geheimdienst werden schon die ersten Verhaftungen vorgenommen«, sagte Lennart.
    Elverum verzog angewidert das Gesicht. »Ja, das ist ganz nach Swanns Geschmack.«
    »Nur eine Sache wundert mich dabei. Wieso macht er sich als Chef der Inneren Sicherheit selbst die Finger schmutzig? Ich habe heute mit meiner Familie einen Zirkus in Norgeby besucht, als die Verordnungen in Kraft traten. Swann persönlich hat den Einsatz geleitet.«
    Elverum runzelte die Stirn. »Das ist in der Tat seltsam.« »Und es wird noch seltsamer. Da war ein Junge, der geradein der Manege einen Trick vorführte, als Swann plötzlich im Eingang stand. Er hatte etwas unter dem Arm, was wie ein Humidor aussah.«
    »Was ist das denn?«
    »Ein Aufbewahrungskasten für Zigarren. Doch der Junge wies mich darauf hin, dass in der Kiste ganz bestimmt keine Zigarren waren.«
    »Und?«, fragte Elverum.
    »Na, ich hatte gar nicht zu ihm gesprochen!«, entfuhr es Lennart. »Und er sagte noch etwas: Swann raucht nicht. Das sollten Sie wissen. Sie kennen ihn doch. Oder täusche ich mich? «
    »Moment, Moment.« Elverum hob die Hand, als ginge ihm das alles zu schnell. »Wollen Sie etwa damit sagen, der Bursche konnte Ihre Gedanken lesen?«
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Lennart ärgerlich. »Jedenfalls war die ganze Situation auf eine ganz bestimmte Art ... wie soll ich sagen ... irreal . Warum verhaftet Swann willkürlich Männer und Frauen?«
    Elverum lachte trocken. »Warum leckt sich ein Hund zwischen den Beinen? Weil er es kann.«
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn. Gut, wenn er die Zirkusleute mitnimmt, weil sie keine gültigen Papiere haben, kann ich das noch verstehen. Aber die anderen waren ganz normale Männer und Frauen, die mit ihrer Familie einen schönen Tag im Zirkus verbringen wollten. Keiner von ihnen war ein Terrorist, verdammt noch mal!«
    Elverum hob hilflos die Arme. »Ich kann diesem Kerl nicht

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