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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Mädchen gearbeitet hat. Wir wollen doch, dass du es schön hast.« Mit diesen Worten ließ er sie stehen.
    Tess schaute sich um. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte das Waisenhaus überstanden, da würde sie auch das hier überleben. Alles war besser, als auf der Straße zu leben, dachte sie sich und begann zu fegen.
    Sie ahnte nicht, wie sehr sie sich täuschen sollte.
    Nachdem Tess die Schankstube aufgeräumt und saubergemacht hatte, tauchte Wooster wieder auf. In seinen Händen hielt er ein Tablett.
    »Komm, Mädchen, setz dich zu mir an den Tisch«, rief er gut gelaunt. »Du hast doch bestimmt Hunger.«
    Tess nahm Platz, achtete aber darauf, dass sie so weit weg wie möglich von dem schmierigen Kerl saß. Wooster, dem das nicht entging, lachte.
    »So ist das richtig. Immer auf Nummer sicher gehen. Vor alten Männern wie mir sollte sich ein junges Mädchen immer in Acht nehmen.« Ohne Tess zu fragen, füllte er einen Teller und schob ihn ihr über den Tisch zu.
    Tess probierte den Eintopf vorsichtig und blickte dann überrascht auf.
    »Ja, ich kann kochen, was glaubst denn du? Wenn ich hier abends die Spelunke voll habe, dann wollen die Männer was Anständiges auf dem Tisch haben, sonst kommen sie nicht mehr wieder. Die Konkurrenz in Süderborg ist groß.«
    Auch er lud sich den Teller voll und begann nun schlürfend und schmatzend zu essen. »Jetzt erzähl mir mal, wo du herkommst.«
    Tess senkte wieder den Blick und konzentrierte sich auf ihren Eintopf.
    »Ich kann auch raten, darin bin ich sehr gut«, schlug Wooster vor. »Der Uniform nach bist du aus einem Waisenhaus ausgerissen, stimmt’s? Kein schöner Ort, um dort aufzuwachsen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Tess mit vollem Mund.
    »Du bist nicht die Erste, die aus einem Waisenhaus abhaut. Man hört so einiges darüber. Manchmal berichten sogar die Zeitungen davon. Das ganze Land geht vor die Hunde, so sieht es aus.« Er brach ein Brot in zwei Teile und warf Tess eine Hälfte zu.
    Tess fing das Stück geschickt auf. »Den Eindruck hatte ich nicht«, sagte sie, als sie an die prächtigen Straßen und Geschäfte dachte.
    »Oh ja, wenn man die Innenstadt sieht und durch das Bankenviertel geht, kann man schon glauben, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Nun, vermutlich stimmt das auch für die, die das Sagen haben und auf dem Rücken der einfachen Leute ihr Geld verdienen.«
    Tess wischte mit dem Brot den Teller aus und leckte sich die Finger ab. »Haben Sie schon einmal etwas von der Armee der Morgenröte gehört?«
    Wooster rollte mit den Augen. »Oh ja, ein unbelehrbarer Haufen von Weltverbesserern. Sie glauben, durch einen Generalstreik könnte man alle Probleme lösen, aber das ist ausgemachter Unsinn. Damit es in diesem Land besser wird, hilft nur eines.« Er formte mit der Hand eine Pistole und drückte ab. »Peng. Man müsste sie an die Wand stellen. Alle. Ausnahmslos.« Wen er damit meinte, sagte er freilich nicht.
    Tess hatte gehofft, einen Nachschlag zu bekommen, aber Wooster räumte bereits den Tisch ab. »Komm mit, ich zeige dir dein Zimmer.«
    Er führte Tess eine steile Treppe hinauf in den obersten Stock, wo er am Ende des Korridors eine Tür aufsperrte. »Bitte schön«, sagte er und trat beiseite.
    Es war eine kleine Kammer, in der außer einer Waschschüssel, einem Tisch, einem Stuhl und einem Schrank nur noch ein frisch bezogenes Bett stand, das breit genug für zwei war. An den türkis gestrichenen Wänden hingen ausgeblichene Drucke von Clowns in allen Zuständen der heiteren Alkoholisierung.
    »Und? Ist es in Ordnung?«, fragte Wooster.
    Tess nickte, obwohl es das nicht war. Irgendetwas störte sie an diesem Zimmer.
    »Gut, dann komm wieder mit runter. Ich schließe jetzt die Schenke auf.«
    Obwohl es noch relativ früh am Abend war, füllte sich die Gaststube zügig. Zuerst kamen die Werftarbeiter, die ihrenSchicht dienst beendet hatten, um ein Bier zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen. Die waren in Ordnung, obwohl sie Tess anschauten, als trüge sie einen bunten Hut. Offensichtlich hatte der alte Wooster noch nie eine Bedienung gehabt, zumindest keine so junge.
    Je später der Abend wurde, desto unangenehmer wurden auch die Gäste. Die meisten der Matrosen, die nun auf ihrem Landgang die Kneipen unsicher machten, waren schon angeheitert, als sie in der Eisernen Jungfrau ihren Rum bestellten. Für Tess begann nun ein Spießrutenlaufen. Immer wieder musste sie sich anzügliche Bemerkungen gefallen lassen,

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