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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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tatsächlich vorhandenen Ressourcen gibt.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Tess.
    »Ganz einfach. Es müsste von allem mehr geben: Eisen, Nickel, Kupfer, Zinn. Aber irgendwie war schon vorher jemand da und hat sich bedient. Begarell wird mit allen Mitteln versuchen, sich die verbleibenden Ressourcen zu sichern, koste es, was es wolle.«
    Tess verstand erst nicht, was er damit meinte, aber dann begriff sie es. »Sie haben Angst, dass es zu einem Krieg kommt.«
    »Ja«, sagte er. »Und wenn es dazu käme, wird die größte Gefahr von Menschen wie dir ausgehen.«
     
    ***

Lennart ließ die Zeitung sinken. Der Anschlag in der Fastingsallee war eine Tragödie gewesen, die die Stadt in einen Schockzustand versetzte und die reißerischen Berichte über die enthaupteten Leichen aus den Schlagzeilen der Zeitungen verdrängte, obwohl sie natürlich nicht vergessen wurden. Dazu war das, was mit ihnen geschehen war, zu abscheulich. Ganz Findige stellten sogar eine Verbindung zwischen beiden Ereignissen her. Keinen kausalen Zusammenhang natürlich, vielmehr wurde die Frage gestellt, wie sicher das Leben in Lorick noch war, wenn ein offensichtlich wahnsinniger Serientäter Köpfe wie Trophäen sammelte, während eine durchgedrehte Gewerkschaftsgruppe mit dem lächerlichen Namen Armee der Morgenröte in den Untergrund abgetaucht war, um nun ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen mit Gewalt durchzusetzen. Nun, man musste nicht besonders intelligent sein, um die Antwort auf diese Frage zu erraten. Ein Besuch in Vierteln wie Norgeby reichte Lennarts Meinung nach aus, um die Zukunftsangst zu verspüren, die vor allem die Mittelschicht lähmte. Sie hatte in den letzten Jahren aus eigener Kraft am meisten erreicht und konnte nun alles verlieren. Die lähmende Angstvor unruhigen Zeiten, die wie ein Unwetter am Horizont aufzuziehen drohten, wurde durch beunruhigende Nachrichten vom Zerfall der morländischen Gesellschaft noch genährt. Die Welt war kein sicherer Ort, war es vermutlich noch nie gewesen, aber bisher hatte man die Augen davor verschließen können, da es ja meist die anderen traf, nie einen selbst. Sicher, Loricks Straßen waren immer gefährlich gewesen, doch meist hatten sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen, in der Regel Revierkämpfe rivalisierender Banden, in den Armenvierteln der Stadt abgespielt. Der normale Bürger in seinem Backsteinreihenhaus mit Vorgarten war von solchen Dingen verschont geblieben. Wenn sein Leben ein unnatürliches Ende fand, dann, weil er auf der Straße überfahren wurde oder bei der Arbeit in eine Maschine geriet. Ein Bombenanschlag wie dieser war etwas anderes. Er konnte jeden treffen und man konnte sich nicht vor ihm schützen. In diesem Punkt unterschied sich Lennarts Meinung von der seines Oberinspektors. Der war dafür, alles und jeden zu überwachen, der einen Grund hatte, diesen Staat und seinen Präsidenten zum Teufel zu wünschen. Das konnten die alten Seilschaften des Morstal-Konzerns sein, aber diese Armee der Morgenröte, die jedoch noch immer kein Bekennerschreiben veröffentlicht hatte.
    Elverum war ein glühender Anhänger Begarells. Nach allem, was er Lennart erzählt hatte, war auch der Oberinspektor ein Opfer der Willkür gewesen, die während der Diktatur von Morstal geherrscht hatte. Für diesen Konzern, der die gesamte Wirtschaft des Landes kontrolliert hatte, war alles käuflich gewesen, angefangen von der politischen Meinungbis hin zur Justiz und der Polizei. Wer zur großen und weitverzweigten Familie dieses Imperiums gehörte, hatte sich nach Kräften bereichert. Der Rest war chancenlos.
    Mit Begarell hatte sich das geändert und er war dabei äußerst geschickt vorgegangen. Zunächst hatte sich der Mann, der wie der Prototyp des verhärmten Bergarbeiters aussah, geräuschlos in die Hierarchie eingefügt und sich erstaunlich schnell in ihr hochgearbeitet, bis ihn Morstal mit Geld und direkter Einflussnahme tatsächlich zum Präsidentschaftskandidaten aufbaute. Dass er gewählt werden würde, daran hatte es nie einen Zweifel gegeben, denn es fehlte an geeigneten Gegenkandidaten. Entweder hatte man sie verhaftet oder sie waren sonst wie verschwunden.
    Wie auch immer, niemand hatte große Hoffnung in den Mann gesetzt, der so unscheinbar wirkte. Für die meisten war er nur eine weitere Marionette des Konzerns. Aber sie alle hatten sich in ihm getäuscht. Begarell redete nicht, er handelte, und zwar gemäß den Gesetzen und Vollmachten, die seine

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