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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Uhrzeit ein, bevor er den rosafarbenen Passierschein mit einem Datum versah und unterzeichnete.
    »Bitte schön«, sagte er. Mit einem Lächeln gab er den Füllfederhalter wieder zurück, aber die Dame bedachte ihn noch immer mit einem Ausdruck gleichmütiger Verachtung. Sie rollte den Passierschein zusammen und steckte ihn in eine Kartusche, die sie dem internen Rohrpostsystem überantwortete.
    »Hier ist Ihr Besucherausweis.« Sie schob ihm eine kleine, mit einer Sicherheitsnadel versehene Karte zu, die Lennart ans Revers steckte. Er bedankte sich und wollte gerade zu den Aufzügen gehen, als ihn die Frau aufhielt.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber könnten Sie mir sagen, was Sie vorhaben?«
    Lennart blieb stehen und drehte sich um. »Ich nehme meinen Termin wahr.«
    »Wir sind noch nicht an der Reihe.« Die Empfangsdame hatte tatsächlich wir und nicht Sie gesagt, als spräche sie mit einem ungezogenen Schüler. »Nehmen Sie bitte dort drüben Platz. Es wird Sie jemand nach oben begleiten.«
    »Warum?«, wagte Lennart zu fragen.
    »Wir hatten einen Bombenanschlag, oder wissen Sie das nicht?«, sagte sie sarkastisch. »Es ist eine Sicherheitsmaßnahme, Sie sollten am ehesten Verständnis dafür haben, Chefinspektor.«
    Lennart blinzelte verwirrt und setzte sich auf die Besucherbank. Exakt in dem Augenblick, als der große Zeiger auf die Zwölf sprang, erschien ein Soldat in grauer Uniform mit einer beeindruckenden Zahl von bunten Ordensbändern an der Brust. Lennart hatte auch gedient, deswegen wusste er, was sie bedeuteten. Offensichtlich war der Offizier nicht nur hervorragend im Umgang mit Waffen, sondern konnte gemäß seiner mit drei goldenen Sternen aufgewerteten Nahkampfmedaille einen Gegner mit bloßen Händen töten.
    »Wenn Sie mir bitten folgen würden«, sagte der Mann, der aussah, als hätte er in seinem ganzen Leben kein einziges Mal gelacht. Er betätigte mit einem kleinen Schlüssel die Außensteuerung des Aufzugs. Augenblicke später glitt die Gittertür auf. Der Soldat machte eine einladende Geste und Lennart betrat den Käfig. Der Soldat folgte ihm und drückte den obersten Knopf. Das Gitter fiel ratternd ins Schloss. Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug in Bewegung.
    Lennart versuchte nicht nach unten zu schauen, sondernrichtete seinen Blick starr nach vorne. Der Uniformierte stand in Rührt-euch-Stellung mit leicht gespreizten Beinen neben der Tür und beachtete Lennart nicht weiter. Erst als sie den vierzigsten Stock erreichten und die Gittertür wieder aufglitt, erwachte er zum Leben. Er trat aus dem Fahrstuhl heraus, aktivierte mit dem Schlüssel erneut die Steuerung und forderte Lennart mit einer Geste auf, den Lift zu verlassen.
    Im Gegensatz zu der einschüchternden Marmorhalle herrschte im obersten Stock, wo der Minister und seine Staatssekretäre ihre Büros hatten, eine warme Atmosphäre. Die holzvertäfelten Wände, an denen die Porträts wichtiger Persönlichkeiten der morländischen Geschichte hingen, schimmerten im Schein etlicher Gaslampen in einem rötlichen Braun. Teure, filigran gearbeitete Anrichten mit reichen Blumengestecken wechselten mit Sitzgruppen ab, die aussahen, als hätte man sie noch nie benutzt. Lennart trat aus dem Fahrstuhl. Seine Schuhe versanken im Flor eines dicht gewebten roten Teppichs, und für einen Moment hatte er das unwirkliche Gefühl, einige Zoll über dem Boden zu schweben. Der Soldat machte eine Geste, ihm zu folgen.
    Keiner der Beamten, die geschäftig mit Mappen unter den Armen herumliefen, beachtete den Besucher, als Lennart dem Mann in Uniform durch das Labyrinth der Korridore folgte. Die Türen der meisten Büros standen auf, sodass das Klappern von Typenmaschinen zu hören war. Sie bogen gerade um die Ecke, als ihnen eine Gruppe von Männern entgegenkam. Lennart wusste erst nicht, um wen es sich dabei handelte, doch als sein Begleiter jäh strammstand und zackig salutierte, erkannte er zumindest drei von ihnen: StaatssekretärMagnusson, Innenminister Norwin – und Präsident Leon Begarell.
    Lennart kannte das Staatsoberhaupt Morlands nur von Ambrotypien und da hatte er imposant und würdevoll ausgesehen. In Wirklichkeit war der Mann jedoch relativ klein und unscheinbar. Der Anzug, den er trug, saß schlecht, die Ärmel waren zu lang. Der Kopf war kahl, nur sein Kinn zierte ein grauer, säuberlich getrimmter Bart.
    »Chefinspektor Lennart!«, rief Anders Magnusson leutselig. »Wie schön, dass Sie kommen konnten!«
    Bevor Lennart aus seiner

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