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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Vorgänger mithilfe eines gefügigen Parlamentes erlassen hatten. Zunächst einmal ersetzte er drei der fünf auf Lebenszeit ernannten obersten Richter, die angeblich aus Altersgründen zurücktraten. Da ahnte noch niemand, was er vorhatte, obwohl gerade diese Richter Schlüsselpositionen im Staat innehatten. Sie konnten kritische Gesetze durchwinken oder blockieren. Da Begarell nun die Mehrheit in diesem Gremium hatte, konnte er zum zweiten Schlag ausholen. Er setzte eine unabhängige Wettbewerbskommission ein, die nicht nur die Wirtschaft des Landes unter die Lupe nehmen sollte, sondern Morstal einer Steuerprüfung unterzog.Das Verfahren dauerte nur ein Vierteljahr und gipfelte in einer Steuernachforderung, die dem Unternehmen das Genick brach. Gleichzeitig verfügte Begarell eine Preisbindung für Lebensmittel, denn der Zusammenbruch, der unweigerlich folgen musste, wäre zunächst auf dem Rücken der kleinen Leute ausgetragen worden. Nach einer kurzen Phase der Unruhe brach das System schließlich so lautlos zusammen, dass man sich fragte, warum der Kollaps nicht schon früher eingetreten war. Seit dieser Zeit hatte Begarell eine große Anhängerschaft, zu der sich auch Elverum zählte.
    Wer auch immer für diesen Anschlag in der Fastingsallee verantwortlich war, er wollte Begarell schwächen, indem er Angst und Schrecken verbreitete und den Staat zu einer unüberlegten Reaktion provozierte, die die Bevölkerung gegen die Regierung aufbringen sollte, dessen war sich Lennart sicher. Nun, das Gegenteil war eingetreten. In einer Stunde wie dieser scharte sich das Volk um seinen Präsidenten und war bereit, seine Freiheit gegen eine trügerische Sicherheit einzutauschen. Elverum war der Ansicht, dass man die Freiheit auch mit Mitteln verteidigen dürfe, die der Freiheit selbst nicht gerade zuträglich waren. Für Lennart war das eine absurde Einstellung, da sie damit der Explosion in der Fastingsallee eine zweite Schockwelle hinterherschickte, die weitaus zerstörerischer als der eigentliche Anschlag war.
    Doch die Diskussion darüber war müßig. Weder Elverum noch Lennart hatten einen Einfluss darauf, wie solch einem mörderischen Akt zu begegnen war. Dazu fehlte ihnen die Macht eines Mannes wie Anders Magnusson, der Lennart heute zu sich beordert hatte.
    Das turmartige Gebäude des Innenministeriums, dessen Spitze von einem selten genutzten Ankermast für Luftschiffe gekrönt war, sah wie eine gigantische marmorne Hochzeitstorte aus. Die Fassade war überfrachtet mit rankenartigen Reliefs und in Stein gehauenen Ornamenten, die Zahnräder, Wellen und Kolben imitierten und dem Ganzen so die Anmutung einer komplexen Maschine verliehen. Lennart stieg die vierzig Stufen zum Portal empor und betrat die Eingangshalle, deren gigantische Abmessungen jeden Besucher zu einem unbedeutenden Staubkorn im Universum schrumpfen ließen. Lennart wusste, dass diese Wirkung beabsichtigt war. Hier hatte die Morstal ihren Firmensitz gehabt, bevor man den Konzern vor acht Jahren zerschlagen hatte.
    Lennarts Schritte hallten in der marmornen Eingangshalle wider, als er auf die Rezeption zuging.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte die Empfangsdame in kühlem Ton. Die blonden Haare waren straff zu einem Knoten zusammengebunden, das attraktive Gesicht war eine abweisende Maske. Morstal hatte den Eingangsbereich so gestaltet, dass sich jeder Besucher wie ein lästiger Bittsteller fühlen sollte. Ein Konzept, das Innenminister Norwin übernommen hatte.
    »Ich habe einen Termin bei Staatssekretär Magnusson«, sagte Lennart.
    Die Frau öffnete ein dickes Buch, fuhr mit dem Finger die Zeilen hinab und hielt bei einem Eintrag inne. »Sie sind Chefinspektor Hagen Lennart?«
    Lennart nickte.
    »Sie sind zu früh«, sagte sie.
    Er hob den Kopf und schaute auf die riesige Uhr, die über dem Eingang hing. Tatsächlich war es fünf Minuten vor neun.
    »Können Sie sich akkreditieren?«
    Lennart holte die Dienstmarke aus der Innentasche seiner Jacke und klappte das Ledermäppchen auf. Die Empfangsdame warf einen kurzen Blick darauf, dann schob sie ihm einen Block zu. »Füllen Sie das bitte aus.«
    Lennart schaute sich um, konnte aber nirgendwo etwas zum Schreiben entdecken. »Entschuldigung, hätten Sie vielleicht einen Stift für mich?«
    Die Dame machte ein mürrisches Gesicht. Sie öffnete eine Schublade und holte einen Füllfederhalter hervor, den sie ihm wie in einem Akt der Gnade reichte. Lennart trug Name, Anschrift, Dienstnummer und

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