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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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zu selbstsicher. Zu erhaben. Den anderen Menschen überlegen.«
    »Wir haben eine magische Begabung! Wir sind die Eskatay!«, schrie Norwin mit sich vor Aufregung überschlagender Stimme. »Wir sind den Menschen überlegen.«
    »Nein, sind wir nicht«, sagte Mersbeck kühl. »Als ich die Ausgrabungsstätte besuchte, hatte die dort herrschende Strahlung die Menschen über einen relativ langen Zeitraum erkranken lassen. Es ging ihnen schlecht, aber sie lebten. Mich hingegen hätte sie binnen Stunden getötet. Und ich glaube, Ihnen wäre es nicht anders ergangen, wie dieser kleine Versuch zeigt. Und dabei war die Anordnung noch harmlos. Die Strahlung, die von diesem Artefakt ausging, hätte kaum Auswirkung auf einen normalen Menschen gehabt. Er hätte nichts gespürt. Uns jedoch zwingt schon diese Dosis in die Knie.«
    »Gestatten Sie eine Frage«, meldete sich jetzt Magnusson. »Wie viele der Blumen sind Ihrem Forscherdrang bereits zum Opfer gefallen?«
    Mersbeck dachte nach. »Neun oder zehn?«
    Norwin sprang auf. »Wie bitte? Sind Sie wahnsinnig?« Wutentbrannt wollte er Mersbeck an die Gurgel, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Er stolperte und wäre beinahe zu Boden gestürzt, wenn Egmont ihn nicht aufgefangen hätte.
    Plötzlich war ein leises, erstaunlich heiteres Lachen zu hören. Magnusson und die anderen Mitglieder des Kollektivs drehten sich zu Präsident Begarell um, der amüsiert Beifall klatschte. »Sehr gut, mein lieber Mersbeck. Sie schaffen es immer wieder, mich zu überraschen. Manchmal sind Sie ein wenig schwer zu durchschauen, aber gerade das finde ich so faszinierend.« Begarell stand auf und schlenderte zu Mersbeck herüber. »Neun oder zehn der Blumen haben dran glauben müssen, sagten Sie? Wie viele haben wir denn im Moment auf Lager?«
    Mersbeck grinste. »Als ich heute Morgen die Station verließ, waren es um die sechshundert.«
    »Und das sagen Sie uns jetzt erst?«, fuhr ihn Magnusson an, der ebenfalls entgegen seiner sonst so überaus jovialen, geradezu großväterlich behäbigen Art schrecklich hektisch geworden war.
    Mersbeck kehrte die Asche in den kleinen Bleibecher, aus dem er den Metallklumpen geholt hatte, und verschraubte fest den Deckel.
    »Sie haben den Versuch natürlich auch mit nicht strahlendem Material gemacht, nicht wahr?«, fragte Begarell.
    »Ja«, sagte Mersbeck und setzte sich. »Obwohl es schwierig war, die adäquaten Metalle aufzutreiben.«
    »Wie viele Blumen können wir mit den uns zur Verfügung stehenden Rohstoffen herstellen?«, fragte Begarell.
    »Ich schätze eintausendzweihundert. Plusminus zweihundert«, sagte Mersbeck.
    »Aber das ist doch hervorragend«, rief Egmont. »Brauchen wir denn mehr?«
    »Mindestens hundertmal so viel«, sagte General Nerta verächtlich und kratzte sich am Kinn. »Zwölftausend reichen noch nicht einmal für Lorick aus, geschweige denn für ganz Morland oder den Rest der Welt.«
    »Uns fehlen vor allen Dingen Rhodium und Ruthenium«, erklärte Mersbeck. »Offensichtlich reagiert normales Platin nicht genügend mit einem Eskaton.«
    Begarell dachte nach. »Gut«, sagte er schließlich. »Wir werden unsere Pläne ein wenig ändern. Egmont, seien Sie doch so nett und besorgen Sie uns eine Weltkarte.«
    Der ehemalige Sekretär Richter Urbans sprang ohne zu zögern auf und eilte aus dem Raum.
    Begarell fuhr fort. »Wir werden zweigleisig fahren müssen. Zuerst hatten wir geplant, so viele Morländer wie möglich ins Kollektiv aufzunehmen, doch dazu reichen im Moment die Mittel nicht aus. Deswegen werden wir zunächst versuchen, die Länder zu übernehmen, zu denen wir diplomatische Beziehungen pflegen. Erst einmal werden wir das morländische Botschaftskorps auf unsere Seite ziehen. Sobald unsere Diplomaten Teil des Kollektivs geworden ist, schicken wir sie auf eine besondere Mission.«
    »Sie wollen die Regierungen möglichst vieler Länder übernehmen«, stellte Mersbeck fest. »Das wird eine internationale Krise auslösen. Bedenken Sie, dass die Hälfte der Infizierten sterben wird. Mitunter wird also jedes zweite Staatsoberhaupt vorzeitig aus seinem Amt abberufen, von den restlichen Regierungsmitgliedern ganz zu schweigen.«
    Begarell lächelte unbeirrt. »Das haben Sie sehr umständlich ausgedrückt, aber es stimmt.«
    »Einmal davon abgesehen, dass es vielleicht unethisch ist, unschuldige Menschen zu töten: Glauben Sie nicht, solch ein Massenexitus von politischen Führern könnte Konsequenzen haben, die wir uns heute noch nicht

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