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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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neutralen Tonfall eines Wissenschaftlers, der kühl über die Lösung eines Problems referierte. »Eintausendzweihundert Blumen klingt nach einer hohen Zahl. Sie reicht aber noch lange nicht aus, um unsere Pläne in die Tat umzusetzen. Und ich muss noch einmal erwähnen, dass wir noch immer nicht das Problem der Unfruchtbarkeit sowie der Mortalitätsrate gelöst haben. Wir müssen daher unbedingt einen Gist finden.«
    Magnusson massierte seine Nasenwurzel, als plagten ihn auf einmal heftige Kopfschmerzen. »Moment. Jetzt haben Sie es geschafft, mich komplett zu verwirren. Vorhin haben Sie noch gesagt, dass Sie den Einsatz der Blumen aus ethischen Gründen ablehnen, und nun wollen Sie sie zu einem Präventivschlag gegen die Staatengemeinschaft dieser Welt einsetzen. Das müssen Sie mir erklären.«
    Mersbecks Magen zog sich zusammen. Magnusson hatte seinen fetten Finger genau in die Wunde gelegt, die Mersbeck schon seit Langem nicht mehr schlafen ließ. Erstaunlicherweise war es Begarell, der ihm beistand.
    »Ich glaube, Doktor Mersbeck steht seit geraumer Zeit indem Zwiespalt, wem seine Loyalität gilt: der Menschheit oder dem Kollektiv? Ich kann diesen Zwiespalt verstehen. Er plagt mich auch. Aber die Frage lässt sich leicht beantworten. Wenn die Menschen wüssten, dass wir Eskatay sind, würden sie uns töten. So einfach ist das. Wir sollten nicht vergessen, dass wir den alten Legenden nach die Inkarnation des Bösen sind, nicht wahr? Es waren die Magischbegabten, die die alte Welt ausgelöscht haben. Die Menschheit ist ein Auslaufmodell. Wir sind ihre natürliche Weiterentwicklung. Noch sind wir etwas Besonderes. Aber wenn alle eine magische Begabung haben, wird das, wozu wir in der Lage sind, nichts Beeindruckendes mehr sein. Dann sind wir alle eine große Gemeinschaft, die eine großartige Zukunft vor sich hat. Und das weiß auch Jan Mersbeck. Ist es nicht so?«
    Mersbeck nickte zögernd. Er spürte die Lüge hinter Begarells Worten. Der Kreuzzug des Präsidenten hatte persönliche Gründe, dessen war er sich jetzt absolut sicher. Doch welche Motive den Mann, der harmlos tat, aber so gefährlich war, tatsächlich antrieben, blieben weiterhin verborgen.
    »Auch ich bin der Meinung, dass eine fünfzigprozentige Sterblichkeitsrate bei der Infektion durch ein Eskaton absolut inakzeptabel ist. Hier müssen wir eilig eine Lösung finden. Deswegen werde ich die Anstrengungen, einen Gist zu finden, weiter vervielfachen. Aber wir kämpfen auch noch an einer zweiten Front. Um die Zahl der Blumen zu er höhen, benötigen wir Rhodium und andere Edelmetalle. Doktor Mersbeck, wie groß sind die Vorkommen, mit denen wir in Morland rechnen können?«
    »Mit weniger als einem Teil in einer Milliarde.«
    Strashok fluchte zischend. »Das heißt, um ein Kilogramm Rhodium zu gewinnen, müssen wir uns durch eine Million Tonnen Dreck wühlen.«
    »Nein, denn die Vorkommen verteilen sich nicht gleichmäßig. Rhodium findet sich auch dort, wo Platin ist. Die Alternative wären Artefakte, die nicht strahlen«, sagte Mersbeck.
    »Haben Sie denn mittlerweile ein Verfahren entwickelt, mit dem wir die Stärke dieses unsichtbaren Lichtes messen können?«, mischte sich nun Strashok ein.
    »Nicht die Stärke, aber seine Anwesenheit. Es funktioniert mit einer Plakette, die mit einer Silberbromidemulsion behandelt ist. Wird sie schwarz, können Sie davon ausgehen, dass sich irgendwo in der Nähe eine Strahlenquelle befindet. Wir beginnen erst langsam die Prozesse zu verstehen, die die Koroba auslösen.«
    »Also werden wir alle Bergwerke genauer untersuchen müssen, in denen auch Platin gefunden wurde«, sagte Begarell und trat vor die Karte. Nachdenklich betrachtete er einen Flecken nördlich des Polarkreises. Er streckte seine Hand aus, überlegte es sich dann aber anders und zog sie wieder zurück. »Das ist alles«, sagte er schließlich. »Sie wissen, was zu tun ist. An die Arbeit meine Herren.«
     
    ***
     
    Es war ein gewaltiger, in der Dunkelheit weiß strahlender
Palast, sechs Stockwerke hoch und so erhaben, dass Tess der
Atem stockte. Das Dach, auf dem in großen Buchstaben derSchriftzug Grand Hotel angebracht war, schimmerte mit seiner grünen Patina wie ein gigantisches Mausoleum. Aus den hohen Bogenfenstern fiel warmes, gedämpftes Licht. Vor einer großen, in Messing eingefassten Tür wartete ein livrierter Portier, um neuen Gästen Einlass zu gewähren. Leise Klaviermusik, in die sich heiteres Gelächter mischte, drang zu Tess

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