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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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fragte sie.
    »Ja.«
    »Wie lange werden Sie bei uns bleiben?
    »Ich dachte, ich reise morgen wieder ab.«
    Die Dame sah zu Mersbeck hinüber, der nur nickte. Haxby konnte froh sein, wenn er genügend Unterwäsche zum Wechseln dabeihatte, denn Strashok würde ihn nicht so schnell gehen lassen. Mersbeck hatte sich ohnehin gewundert, warum Haxby nur eine dünne Aktentasche als Gepäck mit sich führte.
    »Haben Sie eine Sicherheitseinstufung?«, fragte sie nun wieder den Leiter von Station 6.
    »Ja, sicher. Einen Moment.« Haxby begann hektisch erst die Hosen-, dann die Jackentaschen zu durchsuchen. Schließlich hatte er seine Brieftasche gefunden, aus der er eine Ausweiskarte zog. Mersbeck sah ihm über die Schulter. Haxby hatte die Einstufung 2a und damit einen geringeren Status als er selbst mit 1b.
    Als die junge Frau die Eingabe beendet hatte, drückte sieeine Taste, auf der »Ausführen« stand. Irgendwo begann auf einmal eine Maschine zu rattern, dann wurde aus einem Schlitz eine Karte gespuckt.
    »Wenn Sie mir dann bitte folgen würden?«, sagte die Empfangsdame und stand auf.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Haxby.
    »Wir machen eine Ambrotypie von Ihnen. Geben Sie mir Ihren Mantel und den Hut.«
    Haxby verteilte hektisch mit der flachen Hand sein spärliches Haar über die beginnende Glatze, so gut das ohne Spiegel ging, zog sein Halstuch zurecht und setzte sich auf einen Drehstuhl, der vor einem dunklen Vorhang am Boden festgeschraubt war.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte Haxby die junge Frau.
    »Natascha.« Sie schob ein kleines Filmmagazin in eine winzige Kamera und richtete sie auf Haxby aus. »Könnten Sie den Stuhl ein wenig hochdrehen, sonst habe ich leider nur ihre Stirn im Bild.«
    »Oh, natürlich«, sagte Haxby beflissen und stand auf, um zu tun, was die Frau ihm sagte.
    Mersbeck konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Natascha war für einen Mann im gesetzten Alter, wie Haxby es war, reines Herzgift. Natascha war vielleicht dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahre alt. Und sie trug auch noch einen Anzug, der ihre überaus weiblichen Formen sehr dezent betonte. Im Gegensatz zur Welt jenseits des Zauns dieser Station trugen die Arbeiter und Wissenschaftler eine Kleidung, die vor allen Dingen zweckmäßig war. Dastraf besonders auf die Frauen zu. Keine von ihnen trug natürlich weit ausladende Röcke oder hochaufgesteckte Frisuren, sondern kinnlang geschnittene Haare und eng anliegende dunkelgraue Hosenanzüge, die mit einer Vielzahl von Taschen versehen waren. Darin unterschieden sie sich kaum von ihren männlichen Kollegen.
    »Besser so ?«, fragte Haxby und Natascha schenkte ihm wieder ihr reizendes Lächeln. Dann schraubte sie in einen umgekehrt aufgestellten Silberschirm eine Lampe.
    »Achtung«, sagte sie. Sie drückte auf einen Knopf und mit einem leisen »Puff« flammte ein Blitz auf. »Das war es schon. Wenn ich Sie bitten dürfte, einen Moment in der Eingangshalle zu warten? Die Fertigstellung Ihres Hausausweises wird nicht lange dauern.«
    »Ein Blitz ohne Magnesium! Ich bin erstaunt«, sagte Haxby, als Mersbeck ihn zu einer kleinen Sitzgruppe führte.
    »Sie werden sich wundern, wie das Resultat aussehen wird.«
    Beide setzten sich.
    »Warum hat diese reizende Dame eigentlich den Ausweis nicht mit der Hand ausgefüllt?«, fragte Haxby. »Das wäre viel schneller gegangen. Solche Typenmaschinen sind doch schrecklich umständlich.«
    »Das war keine Typenmaschine, sondern ein Erfassungsgerät. Ihre Daten wurden auf eine Lochkarte gestanzt, die automatisch archiviert wird. Sie werden feststellen, dass Ihr Ausweis ebenfalls einige Löcher aufweisen wird. Diese haben die Funktion eines Schlüssels. Viele Türen haben eine Art Stechuhr als Schloss. Nur wenn Ihr Ausweis die richtigeKombination von Löchern aufweist, werden sie sich öffnen. Jeder Einsatz Ihres Ausweises wird genau registriert und archiviert. So wissen wir jederzeit, wo Sie sich gerade aufhalten und wo Sie vorher waren.«
    Haxby, der die ganze Zeit wie gebannt zu Natascha hinübergeschaut hatte, blinzelte jetzt, als erwachte er aus einem Traum. »Sie können also ein automatisches Tagebuch über mich führen?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Ich weiß nicht, ob mir das gefallen soll«, sagte Haxby ernst. »Wissen Sie, ich mag es nicht gerne, wenn man mich so kontrolliert.«
    »Wir alle haben diese Ausweise, auch Minister Strashok.« Jan Mersbeck holte seine Karte heraus. Sie bestand aus dickem, laminiertem

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