Morland 02 - Die Blume des Bösen
aufmunternd zu. »Und nun kurbeln.«
Haxby wartete, als es plötzlich in der Leitung knackte und sich eine deutlich vernehmliche Stimme meldete.
»Zentrale. Womit kann ich Ihnen dienen?«
Haxby hob die Augenbrauen. »Natascha?«
»Ah, Professor Haxby. Wie schön, man hat Sie mit unserem Fernsprecher vertraut gemacht. Mit wem darf ich Sie verbinden?«
»Mit Herrn Lansing«, stotterte Haxby.
»Apparat 152«, flüsterte Mersbeck.
»Apparat 152«, brüllte Haxby in die Muschel.
»Die Verbindung ist hervorragend, Herr Haxby. Es reicht aus, wenn Sie ganz normal mit mir sprechen.«
»Oh, Entschuldigung.«
»Keine Ursache. Ich verbinde.«
Es knackte erneut in der Leitung, dann trat Stille ein.
»Und jetzt?«, fragte Haxby.
»Und jetzt klingelt im Laden von Herrn Lansing der Apparat. Wenn er abhebt, wird Natascha die Verbindung mit diesem Fernsprecher herstellen.«
»Ah«, machte Haxby, als würde er verstehen. Er hielt den Ohrtrichter so, dass Mersbeck mithören konnte.
»Lansing, Apparat 152«, meldete sich schnarrend eine Stimme.
»Mein Name ist Gustav Haxby«, sagte der Professor, stockte dann und sah hilflos zu Mersbeck herüber. »Bitte machen Sie das. Ich habe noch nie mit einer Maschine gesprochen.« Haxby trat beiseite und gab den Hörer weiter.
»Albert? Schönen guten Abend. Ich bin es, Jan. Wir haben ein kleines Problem. Heute ist ein wichtiger Gast angekommen, der überraschenderweise länger als geplant bei uns bleiben wird. Hast du vielleicht noch Sachen zum Anziehen? Vor allen Dingen Unterwäsche und Hemden? Bestens, wir kommen vorbei. Bis gleich.« Er legte den Hörer auf.
»Albert Lansing hat seinen Laden schon geschlossen, aber für Sie wird er ihn noch einmal öffnen.«
»Wunderbar«, sagte Haxby erleichtert. »Müssen wir weit laufen?« Er zuckte zusammen, als neben ihnen eine Jalousie hochgezogen wurde, hinter der die Auslage eines Schaufensters zu sehen war.
»Ich höre, es gibt Kundschaft?«, fragte ein gemütlich aussehender Mann mit Halbglatze und gezwirbeltem Schnurrbart.
»Hätte es nicht gereicht, wenn wir geklopft hätten?«, fragte Haxby.
»Natürlich. Aber dann hätte ich niemals diesen wunderbaren Ausdruck auf Ihrem Gesicht gesehen«, sagte Mersbeck grinsend.
»Mein Herr, womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte der Ladeninhaber.
»Ich benötige eine Zahnbürste, etwas Zahnpulver, drei Garnituren Unterwäsche und zwei Hemden«, sagte Haxby. »Darf ich fragen, welche Größe Sie haben?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Mein Schneider wüsste das.«
Albert Lansing trat einen Schritt zurück, kniff sein linkes Auge zusammen und legte den Kopf schief. Dann hob er den Zeigefinger als Zeichen dafür, dass seine Kundschaft sich nicht von der Stelle bewegen sollte, und eilte davon. Kurz darauf kam er mit einigen flachen Paketen zurück.
»Bitte sehr, Professor Haxby. Ich denke, die Sachen müssten passen. Wenn nicht, tauschen Sie sie einfach morgen um.«
»Wir haben auch noch einen Reinigungsdienst«, sagte Mersbeck. »Sie werden also nicht jedes Mal bei Herrn Lansing vorstellig werden müssen, wenn Sie neue Kleidung brauchen.«
»Wie lange, glauben Sie denn, dass ich hierbleibe?«, fragte Haxby argwöhnisch.
»Das liegt ganz im Ermessen des Ministers«, sagte Mersbeck und versuchte dabei möglichst sorglos zu klingen.
Haxby schnaubte. »Kann ich wenigstens meine Familie unterrichten? Nicht dass meine Frau noch denkt, ich sei mit meiner Sekretärin ins Wochenende gefahren.«
»Ich glaube, ein Agent der Inneren Sicherheit hat sie schon aufgesucht und davon unterrichtet, dass Sie länger verreist sind. Ich weiß nicht, welche Ausrede er benutzt hat, aber glauben Sie mir: Was das Lügen angeht, ist unser Geheimdienst unschlagbar. Wir werden Ihnen noch einen Bericht zukommen lassen, damit Sie sich bei Ihrer Rückkehr nicht in Widersprüche verwickeln.«
Haxby betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Sie nehmen den Geheimstatus dieser Station wirklich ernst, nicht wahr?« »Sehr sogar.«
»Dann muss ich womöglich noch aufpassen, dass ich nicht aus dem Weg geräumt werde, wenn meine Dienste hier nicht mehr benötigt werden.«
»Ich verspreche, wir lassen es wie einen Unfall aussehen. Sie werden eine schöne Leiche abgeben«, sagte Mersbeck und zwinkerte ihm zu.
Haxby lachte nicht. Ganz im Gegenteil, er wurde bleich wie ein Handtuch.
»Das war ein Scherz!«, sagte Mersbeck erschrocken. »Gustav, wir stehen auf derselben Seite. Sie haben einen 2a- Sicherheitsstatus. Sie
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