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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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einem Schalenkreuzanemometer, das die Windgeschwindigkeit in einer großen uhrenähnlichen Skala anzeigte, waren die wichtigsten Hilfsmittel, die der Kapitän beim Anflug auf den Landemast benötigte. Die Bodenbesatzung stand schon bereit, um die Seile aufzufangen und das Schiff zum Ankermast zu ziehen. Unter dem Dach eines kleinen Häuschens konnte Mersbeck die Gestalt eines älteren Mannes erkennen, die mit Hut, Mantel und Aktentasche darauf wartete, dass die Treppe zum Einstieg geschoben wurde.
    Es gab einen vernehmlichen Ruck, als die Nase des Luftschiffes im Haltetrichter arretiert wurde. Mikelis Vruda, Mersbecks Assistent, eilte zum Eingang und half der Bodenmannschaft, die Treppe mit einem Haken im Rahmen der Tür zu befestigen. Als alles bereit war, winkten sie den neuen Passagier heran.
    Professor Haxby eilte zum Luftschiff, wobei er mit der freien Hand seinen Hut festhielt, der sonst von den Propellern des Antriebs davongeweht worden wäre.
    »Willkommen an Bord, Herr Professor«, sagte Vruda und schloss die Tür. »Darf ich Ihnen aus dem Mantel helfen?«
    »Da wäre ich Ihnen dankbar«, sagte der Mann, der mit seinem weißen Spitzbart und der runden Brille in allem dem Klischee eines fanatischen Wissenschaftlers glich, der Tag und Nacht in seinem Labor verbrachte. Er reichte Vruda den Hut und schob sich durch den schmalen Gang zum Passagierbereich, wo an einem Tisch die beiden anderen Fluggäste saßen.
    Mersbeck stand auf und umarmte den alten Mann herzlich. »Mein lieber Haxby! Schön, Sie bei uns zu haben.«
    Minister Strashok machte keine Anstalten, sich zu erheben, sondern nickte dem Professor nur einen stummen Gruß zu. Mersbeck wusste, dass sich die beiden auf den Tod nicht ausstehen konnten. Haxby hielt den Minister für einen inkompetenten Schwachkopf und zeigte ihm dies auch bei jeder Gelegenheit. Zu seinem Glück war der Geologe so gut wie unantastbar. Er war eine Kapazität auf seinem Gebiet und hatte während der Herrschaft der Morstal AG den Posten des Wissenschaftsministers bekleidet, den Strashok Professor Haxbys Meinung nach nur jämmerlich ausfüllte. Haxby wusste natürlich nicht, dass der hagere, immer leicht verbittert wirkende Mann ein Eskatay war. Genau genommen glaubte der Professor noch nicht einmal an die alten Geschichten. Magie war für ihn ein Thema, das allerhöchstens in Kinderbüchern seinen Platz hatte, in denen es von Elfen, Orks und Trollen nur so wimmelte. Haxby war ein Mann der Fakten. Alles, was sich nicht beweisen ließ, war für ihn von geringem Interesse.
    Mersbeck rutschte auf seiner Bank durch, sodass sich der Leiter von Station 6 neben ihn setzen konnte. Vruda verschwand in der Bordküche, wo er ein Tablett mit Tee und Gebäck holte. Er schenkte Strashok und Haxby eine Tasse ein, doch Mersbeck bestand darauf, sich selbst zu bedienen.
    »So, und nun erzählen Sie mir einmal, warum mir die große Ehre zuteilwird, diese mysteriöse Station 11 betreten zu dürfen«, fragte Haxby und stopfte sich einen Keks in den Mund.
    Strashok warf Mersbeck einen Blick zu, der bedeutete, dass er antworten sollte.
    »Das werde ich Ihnen gerne verraten. Sie haben meine telegrafische Nachricht erhalten?«
    »Natürlich«, sagte Haxby. Er öffnete seine Tasche und holte einen schmalen Ordner hervor. »Hier ist die aktuelle Prognose. Sie werden feststellen, dass solche Dinge wie Eisen, Kupfer und Zinn vermutlich noch zwei-, dreihundert Jahre reichen. Vorausgesetzt natürlich, unsere industrielle Produktionsrate reißt nicht nach oben aus. Dann ist es natürlich weniger.«
    »Das sind jetzt aber nur die morländischen Ressourcen?«, fragte Strashok.
    »Ja«, sagte Haxby.
    »Wie sieht die Lage in anderen Ländern aus?«
    »Unseren Nachbarländern geht es nicht besser. Eher im Gegenteil. Thanland muss schon jetzt die Produktion von Maschinen drosseln, weil sie die Preise an den Rohstoffbörsen nicht mehr zahlen können.«
    »Was ist mit Öl und Gas?«, fragte Mersbeck.
    »Genau dasselbe. Es gibt zwar noch einige Ölschiefervorkommen in den nördlichen Territorien von Neu-Hibernia sowie die bekannten Quellen am Regenmeer. Aber es hat in den letzten hundert Jahren keine neuen Fundstätten mehr gegeben. Wir haben zwar ein Geofon entwickelt, mit dessen Hilfe wir eventuell neue Lager finden könnten, aber wir sollten uns keiner Illusion hingeben: Unsere Welt ist eine ausgeplünderte Kugel.«
    »Wieso ausgeplündert?«, fragte Vruda.
    »Nehmen wir einmal die Ölquellen. Öl ist in der Regel ein

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