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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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und drei Männer betraten den Trainingssaal. Einer von ihnen schien nicht recht bei Bewusstsein zu sein, denn er wurde von den beiden anderen Männern getragen. Sein Kopf war auf die Brust gesunken und die Füße versuchten immer wieder träge Tritt zu fassen. Schestakow forderte Lennart mit einer Geste auf, den Stuhl zu räumen.
    »Pavo!«, hauchte Lennart, als er die leblose Gestalt erkannte. Er wirbelte zu Schestakow herum. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Wir haben uns mit ihm unterhalten«, sagte Schestakow und ließ sich etwas geben, was in ein Tuch gehüllt war. »Irgendwie mussten wir uns ja die Informationen beschaffen und er war zunächst nicht besonders gesprächig.«
    Lennart starrte seinen Freund an, der nun nicht mehr wiederzuerkennen war. Die Augen waren dick zugeschwollen, die Lippen an mehreren Stellen aufplatzt. Einige Finger standen in einem absurden Winkel von der rechten Hand ab. Pavo wollte etwas sagen, brachte aber außer einem Gurgeln keinen verständlichen Laut hervor. Lennart konnte sehen, wie Pavo ihn unter den geschwollenen Lidern flehentlich anblickte.
    »Hier«, sagte Schestakow und reichte Lennart das Bündel. Noch bevor er es ausgepackt hatte, wusste er, was die Lumpen umhüllten. Es war eine Pistole.
    »Erschieß ihn«, sagte Schestakow.
    »Was soll ich tun?«, keuchte Lennart fassungslos.
    »Du hast mich verstanden. Das ist deine Aufnahmeprüfung. Erschieße Pavo Suolahti. Wenn du das tust, lassen wir dich gehen. Halldor wird dich begleiten, um mit dir deine Töchter zu befreien. Erschießt du Pavo nicht, werde ich es tun und du verlierst alles. Deine Zukunft. Dein Leben. Und deine Kinder.«
    Lennart starrte die Waffe an. Er nahm sie in die Hand und richtete sie auf Schestakow.
    »Ich bitte dich, Hagen Lennart«, sagte der Großmeister der Wargebrüder ruhig. »Sei nicht dumm. Denk an deine Kinder.«
    Lennart spürte, wie ihm die Tränen die Wangen hinunterliefen.
    Pavos Leben gegen das meiner Kinder.
    Er schluchzte und wischte sich mit der anderen Hand die Tränen aus den Augen.
    Pavos Leben gegen das meiner Kinder.
    Pavo riss die Augen auf, so weit es die Schwellung zuließ. Er öffnete seinen Mund. Lennart sah, dass er keine Zähne und keine Zunge mehr hatte. Der Mund war eine leere blutige Höhle. Er nickte.
    Pavos Leben gegen das meiner Kinder.
    Lennart hob die Waffe und drückte ab.
     
    ***
     
    Mersbeck erwachte mit den schrecklichsten Kopfschmerzen seines Lebens. Noch bevor er die Augen öffnete, spürte er, dass er in einem Bett lag, dessen gestärkte Laken steif wie Pergament waren. Er versuchte sich auf die Seite zu drehen und den Arm zu heben, verhedderte sich aber in einem dünnen Schlauch, der mit einer Nadel in der Beuge seines rechten Armes steckte.
    »Bewegen Sie sich nicht«, sagte eine Stimme. »Sie sind gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen.«
    War das Strashok? Mersbeck öffnete vorsichtig ein Auge. Tatsächlich. Vor seinem Bett stand der Wissenschaftsminister höchstpersönlich.
    »Was ist geschehen?«
    »Es ist im Labor zu einer Entladung gekommen.« »Ich bin von einem Blitz getroffen worden?«
    »Nein, das sind Sie nicht. Und das beunruhigt mich ein wenig. Wenn Sie einen elektrischen Schlag erhalten hätten, würde das Ihren Zustand hinreichend erklären. Der Lichtbogen ist aber in den Generator geschlagen und hat nur einen materiellen Schaden angerichtet.«
    Mersbeck versuchte sich aufzurichten, kam aber auf halbem Weg zu dem Schluss, dass dies ein überaus törichtes Unterfangen war, und ließ seinen Kopf wieder auf das Kissen sinken.
    »Wie geht es Haxby?«, fragte er mit rauer Stimme. Er hatte einen schrecklichen Geschmack im Mund und scheußlicheHalsschmerzen. Wahrscheinlich hatte man ihn durch einen Schlauch künstlich beatmet.
    »Dem Leiter von Station 6 geht es gut«, sagte Strashok. »Er hat Glück gehabt.«
    »Warum? Wurde er auch ohnmächtig?«
    »Nein, nein. Ganz im Gegenteil. Ihm geht es bestens, und das ist das Erfreuliche an der ganzen Angelegenheit.«
    »Wovon reden Sie, verdammt noch mal?«, sagte Mersbeck. Er spürte, wie das Kollektiv bei ihm anklopfte und er hatte nicht die Kraft, die Tür noch länger zu blockieren.
    »Nun, Ihre Reaktion auf diesen Vorfall war alles andere als natürlich. Zuerst haben wir gedacht, dass sie einen Schwächeanfall erlitten hatten, weil sie überarbeitet sind.«
    »Was für ein Quatsch. Ich bin nicht überarbeitet.«
    »Sehen Sie, zu dem Schluss kamen wir auch«, sagte Strashok kühl, fast

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