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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Ende. Sie haben dich.
    Lennart stolperte zu dem Stuhl und setzte sich. Nicht weil man es ihm befahl, sondern weil ihm die Knie den Dienst versagten. Jefim Schestakow trat zu ihm hin und drehte den Kopf zur Seite. »Du hast nicht geblutet«, wiederholte er seine Worte vom Nachmittag.
    Lennart öffnete den Mund und wollte etwas sagen, musste sich aber erst räuspern. »Seit wann wissen Sie es ?«, krächzte er schließlich.
    »Wir ahnten sehr früh, dass du nicht der warst, der du zu sein vorgabst. Dass du ein Chefinspektor des Dezernats für Kapitalverbrechen mit exzellenten Verbindungen zum Geheimdienst bist, erfuhren wir erst heute. Sollen wir mit offenen Karten spielen?«
    Lennart nickte nervös.
    »Wir wissen, dass die Eskatay wieder zurück sind. Wir wissen auch, dass der Feind sehr mächtig ist. Wir wissen nur nicht, wie mächtig.«
    »Gehen Sie nach oben«, sagte Lennart, der auf einmal spürte, wie sein Herz kalt wurde. Verdammt, woher wussten die Boxvereine so gut Bescheid? Sie mussten ihre Spitzel überall haben. Irgendetwas bereiteten sie vor.
    »Wie weit?«
    »Nach ganz oben.«
    Ein Murmeln hob an, das Schestakow mit einer Handbewegung zum Ersterben brachte.
    »Wie groß ist das Kollektiv?«
    »Es besteht aus zwölf Eskatay. Nein, ich muss mich korrigieren«, sagte Lennart nervös. »Es sind nur noch elf.«
    Schestakow strahlte über das ganze Gesicht. »Ich weiß. Swann ist tot. Erschossen von dir. Alleine dafür sollte ich dich zu meinem Sub machen.«
    Lennart entspannte sich ein wenig. Offensichtlich stand sein Leben heute Abend nicht auf dem Spiel. Aber wieso hatte es diese Vollversammlung der Boxvereine gegeben?
    »Hagen Lennart, ich bin ein alter Mann. Ich habe schon viel erlebt und noch mehr gesehen. Doch in einer Situation wie dieser war ich noch nie. Und ich denke, das trifft auch auf meinen Freund Einar zu.«
    Gornyak brummte zustimmend etwas und verschränkte die Hände vor der Brust.
    »Noch nie ist es vorgekommen, dass die Todskollen und die Wargebrüder eine Allianz eingingen. Eine Allianz, die noch auf einen dritten, mächtigen Bündnispartner wartet.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Lennart verwirrt.
    »Ich rede von den Kräften des Inneren, allen voran der Polizei.«
    Lennart verstand zunächst noch immer nicht, aber dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz.
    »Ihr schmiedet eine Allianz gegen die Eskatay.«
    Schestakow wandte sich Halldor zu. »Alle Achtung. Der Bursche kann wirklich eins und eins zusammenzählen.«
    »Aber warum nicht die Armee der Morgenröte?«, fragte Lennart.
    Schestakow machte eine abschätzige Handbewegung. »Zahnlose Tiger. Ich habe sie kennengelernt. Sie debattierenviel, aber wenn es ans Handeln geht, scheißen sie sich in die Hose. In einem Krieg wären die Soldaten dieser selbst ernannten Armee die Ersten, die uns von der Fahne gehen werden. Nein, wir brauchen Männer mit Tatkraft. Männer wie Elverum.«
    Lennart zuckte zusammen. Elverum war sein Kollege in der Sonderkommission gewesen, mit dem ihn zuletzt sogar eine Art Freundschaft verbunden hatte.
    »Woher ...«
    Wieder hob Schestakow die Hand. »Elverum hat einen gewaltigen Einfluss auf den Polizeiapparat. Es gibt keinen Beamten, der so respektiert wird. Übrigens auch von mir. Elverum ist ein Mann der Ehre, auf dessen Wort man sich verlassen kann. Und er lässt sich nicht kaufen. Auch von uns nicht. Das imponiert mir.«
    Schestakow setzte sich wieder. »Um es kurz zu machen: Die Eskatay sind eine Bedrohung, und zwar für uns alle. Wenn sie an die Macht kommen, wird es keine Wargebrüder und keine Todskollen mehr geben, sondern nur noch Sklaven. Das dürfen wir nicht zulassen.«
    »Und was erwarten Sie jetzt von mir?«, fragte Lennart.
    »Du wirst unser Mittelsmann sein. Wenn Elverum auf jemanden hört, dann auf dich! Außerdem hast du noch ein sehr persönliches Motiv, hier herauszukommen.«
    »Meine Töchter.«
    Schestakow machte lächelnd eine Geste, als gäbe es zu diesem Thema nichts mehr zu sagen. »Also, bist du bereit?«
    Lennart wusste nicht, was er sagen sollte. Er würde Maura und Melina suchen können. Er würde sie finden und dann
    vor diesem Egmont und Begarell und dem Kollektiv retten. Er würde mit ihnen weggehen. Irgendwohin. Wo es keine Eskatay oder Gist gab.
    »Doch bevor wir dich gehen lassen, müssen wir dich noch in die Bruderschaft der Warge aufnehmen«, sagte Schestakow und riss Lennart aus seinen Träumen. »Los, holt ihn herein.«
    Eine Tür am anderen Ende des Raumes ging auf

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