Morland 02 - Die Blume des Bösen
feindselig. »Und deswegen habe ich auch nicht lockergelassen. Sagen Sie, Jan, kann es sein, dass Sie beim Betreten des Labors schon immer ein leichtes Unwohlsein befiel?«
Mersbeck schwieg und Strashok wurde jetzt richtig wütend. »Verdammt, Sie und Ihre verfluchte Geheimniskrämerei! Man könnte meinen, Sie sind genauso paranoid wie Swann. Und Sie wissen, wohin ihn sein Verfolgungswahn gebracht hat. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass die Verbindung des Kollektivs auch einen anderen Sinn hat, als wechselseitige Kontrolle? Wenn Sie sich einmal wie alle anderen geöffnet hätten, wären Sie vielleicht auf demselben Informationsstand wie wir!« Er holte tief Luft und versuchte sich wieder zu beruhigen. »Mir ging es nämlich wieIhnen. Wissdorns kleines Laboratorium hat mir Angst eingejagt. Und genau genommen tut es das immer noch.« »Aber warum ist das so?«, fragte Mersbeck.
»Ich glaube, es hat etwas mit elektromagnetischen Wellen zu tun. Auf normale Menschen haben sie keinerlei Einfluss. Aber für uns ist der Elektromagnetismus reinstes Gift.«
Mersbeck dachte nach. Seine Kopfschmerzen ließen ihn fast wahnsinnig werden. »Man könnte diese Wellen als Waffe gegen uns einsetzen«, sagte er schließlich.
»Deswegen haben wir Haxby auf unsere Seite ziehen müssen.«
»Sie haben ihn infiziert?«, fragte Mersbeck ungläubig.
Strashok nickte. »Er liegt auch hier auf der Krankenstation und hat im Gegensatz zu Ihnen sein Bewusstsein noch nicht wiedergefunden.«
Mersbeck öffnete seinen Verstand ein Stück und konnte hören, wie im Chor des Kollektivs plötzlich eine neue Stimme mitsang. Nicht sehr deutlich und eher willkürlich, aber sie war da.
»Haxby ist nicht dumm«, fuhr Strashok fort. »Er hatte sofort die richtigen Schlüsse gezogen, als Sie die elektromagnetische Welle von den Füßen holte. Und Sie kennen ihn ja. Wenn er einmal auf ein Problem gestoßen ist, das sich nicht sofort lösen lässt, beißt er sich daran fest. Ich weiß nicht, ob er über kurz oder lang hinter unser Geheimnis gekommen wäre, aber wir durften kein Risiko eingehen.«
»Also hat das Kollektiv ein neues Mitglied«, sagte Mersbeck.
»Sieht so aus«, sagte Strashok und wandte sich zum Gehenum. »Ich habe noch Arbeit, die auf mich wartet. Sehen Sie zu, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Und dann möchte ich, dass Sie diesen elektromagnetischen Effekt genauestens untersuchen. Ohne Wissdorn. Lassen Sie sich ein eigenes Labor einrichten. Ich werde Station 9 unterrichten, dass Sie bis auf Weiteres nicht zurückkehren werden.« Er nickte Mersbeck zum Abschied zu und verließ das Zimmer.
Elektromagnetische Wellen!
Obwohl ihm überhaupt nicht danach war, musste er lächeln. Da schwangen sich die Eskatay gerade zu den Herren der Welt auf, und dann wurden sie von banaler Physik in die Schranken gewiesen. Mersbeck setzte sich vorsichtig auf und wickelte den Infusionsschlauch von seinem Arm.
»Sehen Sie zu, dass Sie wieder auf die Beine kommen«, hatte Strashok gesagt. Nichts leichter als das. Mersbeck würde wahrscheinlich am nächsten Morgen wieder hergestellt sein. Aber Wissdorn würde es zu verhindern wissen, dass jemand in seinem Forschungsbereich wilderte. Nun, er würde nichts davon erfahren. Glück licherweise waren die Versuche, die in der Station 11 vor genommen wurden, genauestens dokumentiert, sowohl was den Aufbau als auch die Ergebnisse anging. Mit dem Personal würde es keine Schwierigkeiten geben. Irgendwie würde er das Kind schon schaukeln, dachte er noch.
Dann schien sein Kopf zu explodieren.
Mit einem erstickten Aufschrei presste er die Handballen auf die Augen. Ein schmerzhaftes Kreischen erfüllte seinen Kopf, und er spürte, dass die anderen Mitglieder des Kollektivs noch größere Schmerzen hatten. Alle, bis auf einen: Haxby.
Mersbeck riss sich die Kanüle aus dem Arm und schwang sich aus dem Bett, ging aber sogleich in die Knie, als das Kreischen erneut seinen Kopf in zwei Teile zu zerreißen schien. Blut lief in einem dünnen Rinnsal aus der Armbeuge, doch Mersbeck hatte im Moment andere Probleme. Er musste versuchen, seinen Geist vor dem zu verschließen, was alle anderen Eskatay in die Knie zwang. Er konzentrierte sich auf seine Atmung und zählte jedes Heben und Senken seines Brustkorbes. Der Schmerz wurde schwächer, doch statt eines Bohrers stachen jetzt zwei glühende Nadeln hinter beiden Augen.
Mersbeck machte einen Schritt nach vorne, knickte ein und hielt sich im letzten Moment an einem
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