Morland 02 - Die Blume des Bösen
lustig!«
»Was sind die letzten Nachrichten, die Sie gehört haben?«, fragte Henriksson.
»Dass die Brotpreise wieder gestiegen sind. Aber das ist jetzt schon zwei Monate her.«
»In Lorick ist der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Begarell hat mit Sondergesetzen das Parlament entmachtet und ist gerade im Begriff, eine Diktatur zu errichten«, sagte York. »Doch das Ganze ist nur ein Ablenkungsmanöver. Es soll eine viel größere Verschwörung vertuscht werden. Die Eskatay sind zurückgekehrt. Und Begarell führt sie an.«
Irgendwie schien diese Enthüllung Lukasson nicht sonderlich zu überraschen. »Soso. Seid Ihr denn schon einmal einem Eskatay begegnet?«, fragte er vorsichtig.
»Wir wissen von sechs«, sagte Eliasson. »Leon Begarell, Innenminister Jasper Norwin, Severin Egmont, General Maximilian Nerta, Minister Villem Strashok und Hendrik Swann, der aber tot ist.«
»Wenn ihr Mersbeck noch dazuzählt, kommt ihr auf sieben«, sagte Lukasson.
»Mersbeck ist kein Eskatay«, entfuhr es Hakon überrascht.
»Woher willst du das wissen?«
»Er hat das Leben meiner Schwester gerettet«, sagte Hakon, doch im selben Moment erinnerte er sich daran, dass er Mersbeck gegenüber so ein seltsames Gefühl gehabt hatte. Er hatte bei ihrer Begegnung deutlich gespürt, dass Mersbeck etwas zu verbergen hatte.
»Und was beweist das? Nichts«, sagte Lukasson. »Ich habe ihn Dinge vollbringen sehen, die kein normaler Mensch zustande bringt.«
»Welche Dinge?«, fragte York.
»Er ist beunruhigend schnell.«
»Mersbeck springt?«, fragte York ungläubig.
»Springen?«, fragte Lukasson verwirrt. »Nein, er hat unglaubliche Reflexe. Ich habe einmal gesehen, wie er auf einer Baustelle im letzten Moment einem Arbeiter das Leben gerettet hat, der beinahe von einem Stahlträger erschlagen worden wäre.«
»Klingt nicht sonderlich beeindruckend«, sagte York.
Lukasson grinste träge. »Mersbeck unterhielt sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Schichtleiter in dessen Bauwagen. Er war von uns allen am weitesten vom Ort des Unglücks entfernt.«
»Oh«, machte York nur.
»Station 9 ist ein besonderer Ort«, fuhr Lukasson fort. »Die botanischen Studien, die dort betrieben werden, sind eine Tarnung. Es gibt auf dem Gelände abgeschirmte Bereiche, die normale Wissenschaftler nicht betreten dürfen. Die wildesten Gerüchte kursieren deswegen. Manche sagen, dass dort unter der Leitung von Jan Mersbeck Artefakte untersucht werden und dass die Ergebnisse zur Weiterentwicklungeiner auf der Delatour-Kraft basierenden Technologie verwendet werden.«
»Wie viele dieser Stationen gibt es eigentlich?«, fragte Henriksson.
»Elf, nach meinen Informationen.«
»Wissen Sie, wo die sich befinden?«
»Natürlich. Man macht um sie kein großes Trara, aber ein Staatsgeheimnis sind sie auch nicht.«
Hakon stand auf und holte aus dem Rucksack die Karte. »Kann es sein, dass sich eine von ihnen dort befindet?« Er tippte auf einen Berg, der sich vierhundert Meilen nordöstlich von ihrer Position befand.
Lukasson nickte. »Am Fuß des Jätteryggs, des höchsten Gipfels der Vaftunden, liegt Station 11.«
York rutschte näher und warf ebenfalls einen Blick auf die Karte. »Das stimmt. Mein Vater hat ihre Lage in seinem Atlas markiert.«
Lukasson sah jetzt York überrascht an. »Woher weißt du davon?«
Hakon antwortete an Yorks Stelle.
»Ich bin mir sicher, dass Leon Begarell dort in einer Anlage aus der alten Zeit das erste Eskaton gefunden hat. Und ich bin mir sicher, dass er nicht weit davon entfernt seine Familie verloren hat.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Lukasson.
»Der Wolf hat es mir verraten«, sagte Hakon nur und steckte die Karte wieder weg.
»Was ist denn das für eine Antwort?«, fuhr ihn Lukasson wütend an.
»Eine, die man nicht allzu ernst nehmen sollte«, sagte Henriksson, der zu verstehen schien, was Hakon damit meinte.
Lukasson schien sich wieder beruhigt zu haben. »Ihr pflegt einen merkwürdigen Humor.«
»Dann sollten Sie mich einmal erleben, wenn ich wirklich gute Laune habe«, sagte Hakon mit einem feinen Lächeln. »Was werden Sie jetzt tun?«
Lukasson zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ich werde meinen Bruder begraben.«
»Das würden wir Ihnen nicht empfehlen«, sagte Eliasson. »Uns hat der Marsch durch den toten Wald beinahe umgebracht. Die Koroba grassiert dort. Wir können Ihnen aber auf der Karte die Position des Lagers markieren. Vielleicht gelingt es Ihnen, zu einem späteren Zeitpunkt
Weitere Kostenlose Bücher