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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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verengten sich. »Ja, verdammt noch mal. Woher wisst Ihr das? Habt Ihr ihn getroffen?«
    Henriksson reichte ihm die Kladde. »Das ist sein Tagebuch. Wir haben es im Expeditionslager gefunden.«
    Verstört nahm Lukasson es ihm aus der Hand. Hastig überflog er es. Als er auf der letzten Seite angelangt war, bemerkte Hakon, wie etwas in diesem Mann zerbrach. Die Hände wurden kraftlos und das Tagebuch fiel zu Boden. Tränen liefen sein schmutziges Gesicht hinab, seine Lippen bebten und dann stieß er einen Schrei aus, der ihnen alle einen Schauder den Rücken hinabjagte.
    »Es tut uns leid«, sagte Hakon nach einer Weile.
    In dem Gesicht des Mannes arbeitete es, als er versuchte wieder die Kontrolle über seine Gefühle zu erlangen. Es war ein mitleiderregender Anblick, diesen Kerl, der die Statur eines Bären hatte, wie ein kleines Kind schluchzen zu sehen. Schließlich holte er tief Luft und biss die Zähne zusammen. Seine geballten Fäuste öffneten sich wieder und als er ausatmete, sackte er in sich zusammen.
    »Ihr seid so jung, dass Ihr gar nicht wisst, was es bedeutet, jemanden aus seiner Familie zu verlieren«, flüsterte er.
    Mit einem Mal erkannte Hakon den Dialekt des Mannes.
    »Sie kommen aus Vilgrund !«
    »Ja«, sagte Lukasson. Er rang noch immer um Fassung. Dann stutzte er. »Woher kennst du diesen Ort?«
    »Ich bin dort einmal mit meiner Familie durchgereist.« Damals, in seinem anderen, besseren Leben, als sie nur Geldsorgen geplagt hatten, dachte er wehmütig.
    »Wussten Sie, was Ihr Bruder hier draußen machte?«, fragte Eliasson.
    »Ja, natürlich«, antwortete Lukasson ärgerlich. »Sonst wäre ich nicht hier. Er war im Auftrag der Regierung auf der Suche nach Artefakten aus der alten Zeit. Wir beide haben für dieselbe wissenschaftliche Station gearbeitet. Sie befindet sich einige Meilen außerhalb von Vilgrund und widmet sich der botanischen Forschung.«
    »Was hat Botanik mit Archäologie zu tun?«, fragte Henriksson verwundert.
    »Das müsst Ihr nicht mich, sondern meinen Chef, Doktor Mersbeck fragen.«
    Hakon wurde blass. »Doktor Mersbeck arbeitet für die Regierung? Ich dachte, er sei nur ein Arzt!«
    Lukassons Blick drückte auf einmal tiefes Misstrauen aus, als er ihn von einem zum anderen springen ließ. »Wer zur Hölle seid Ihr?«
    »Wir werden es Ihnen sagen«, antwortete Henriksson. »Wenn Sie Ihre Geschichte zu Ende erzählt haben.«
    »Einen Doktortitel hat dieser Mersbeck in der Tat«, griff Lukasson wieder den Faden auf. »Und ich glaube, er kennt sich auch ganz gut in Medizin aus. Aber eigentlich ist er Leiter von Station 9. Er war es, der meinen Bruder und dieganze Expedition in den Tod geschickt hat. Einige meiner Freunde waren ebenfalls darunter. Als die Wagemut nicht mehr zurückgekehrt war, hatten alle mit dem Schlimmsten gerechnet. Drei Tage später schickte man das Schwesterschiff, die Unverwundbar los, um sie zu suchen. Man fand die Wagemut erst nach einigen Wochen ungefähr zweihundert Meilen östlich von hier. Sie war während eines Sturms an einem Berg zerschellt. Man fand nur die Leichen der Besatzung. Daraus schloss man, dass sich das Schiff auf dem Rückflug befand. Die Expedition war also an ihrem Bestimmungsort abgesetzt worden.«
    »Aber warum war der Suchtrupp nicht gleich zu dieser Ausgrabungsstätte geflogen?«, fragte Hakon. »Dann hätte man Ihren Bruder noch rechtzeitig gefunden!«
    »Diese Frage stelle ich mir schon seit einem Jahr«, sagte Lukasson. »Und sie hat mich letzten Endes an diesen Ort geführt. Mittlerweile glaube ich, dass dieser Fehler nicht vorsätzlich begangen worden war. Vielmehr war es das blanke Unvermögen von Mikelis Vruda, Mersbecks Assistenten, der zu diesem Zeitpunkt die Station leitete.« Lukasson hob das Tagebuch wieder auf, strich es mit der Hand sauber und steckte es in seine Tasche. »Und jetzt weiß ich aber immer noch nicht, was Ihr hier treibt.«
    »Wir sind auf der Flucht«, sagte Hakon, der spürte, dass sie mit offenen Karten spielen mussten.
    Henriksson schaute den Jungen an, als hätte er den Verstand verloren.
    Lukasson runzelte die Stirn. »Auf der Flucht? Vor wem?« »Vor der Polizei. Dem Geheimdienst. Präsident Begarell.«
    »Nanu. Was habt ihr denn ausgefressen?«
    »Man wirft uns vor, einen Staatsstreich anzetteln zu wollen.«
    Lukasson verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Einen Staatsstreich? Ihr? Zwei halb verhungerte Männer und zwei Kinder? Das ist ein Witz. Gib es zu, du machst dich über mich

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