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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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mit einem Luftschiff die Leichen zu bergen und ihnen ein anständiges Begräbnis zu geben.«
    »Die Koroba, sagt Ihr?« Lukasson warf einen Blick in die Runde. »Wie lange seid Ihr in diesem toten Wald gewesen?«
    »Nur wenige Tage«, sagte Hakon. »Und ich bin immer noch so schwach, dass ich kaum gehen kann.«
    Lukasson fluchte.
    »Und jetzt?«, fragte York.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Johan war meine Familie.«
    »Sie könnten versuchen, die Männer zur Rechenschaft zu ziehen, die für den Tod Ihres Bruders und Ihrer Freunde verantwortlich sind.«
    Lukasson lachte grimmig. »Das würde ich zu gerne.«
    »Dann schließen Sie sich uns an«, sagte York. »Unser Ziel ist Station 11. Sie ist offensichtlich eine Operationsbasis der Eskatay.«
    »Die Eskatay, hm?« Lukasson kratzte sich nachdenklich den Bart. »Habt Ihr schon eine Idee, wie Ihr zu der Station gelangen wollt?«
    Hakon musste zugeben, dass die Route, die die Wölfe genommen hatten, für Menschen nicht geeignet war. Sie war zu steil, zu unwegsam und zu gefährlich. »Nein«, sagte er schließlich. »Wir hatten uns überlegt, zuerst nach Morvangar zu gehen. Dort haben wir noch einige Dinge zu erledigen, bevor wir nach Nordosten aufbrechen wollten.«
    »Station 11 ist nur mit einem Luftschiff zu erreichen«, wandte Lukasson ein. »Es gibt keinerlei Straßen. Ich weiß nur von einer stillgelegten Bahnstrecke, die Morvangar früher mit einem verlassenen Bergarbeiternest namens Horvik verbunden hat.«
    Hakons Mutter hatte in Morvangar gelebt, bevor sie sich dem Zirkus der Tarkovskis angeschlossen hatte. »Wie dicht führt sie am Jätterygg vorbei?«, fragte er.
    »Knapp einhundert Meilen. Ja, das könnte man in der Tat schaffen.« Lukasson schaute Hakon in die Augen. »Du bist ein seltsamer Junge. Du siehst aus, als wärest du vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, doch wenn man in deine Augen schaut, meint man es mit einem alten Mann zu tun zu haben, der mehr als ein Leben gelebt hat.«
    »Wir alle haben in den letzten Wochen viel durchgemacht«, sagte Hakon ausweichend und stand auf. »Wie sieht es aus? Werden Sie uns begleiten?«
    Lukasson zuckte mit den Schultern. »Ja. Ich denke schon. Ich bin es nämlich langsam leid, alleine durch den Wald zu laufen.«
    »Dann«, sagte Hakon, »sollten wir so schnell wie möglich nach Morvangar gehen. Ich habe das Gefühl, dass uns die Zeit davonläuft.«
     
    ***
     
    Fluchend schlug Tess die Bettdecke beiseite, rannte, so schnell sie konnte, auf die Toilette, leerte ihre Blase und platzte, ohne anzuklopfen, in Noras Kammer. Am liebsten hätte sie die alte Frau gepackt und wachgerüttelt, aber als sie sie so klein und zerbrechlich in ihrem Bett liegen sah, verrauchte die Wut. Tess zog einen Stuhl heran und setzte sich, um in Noras Gesicht etwas von der jungen Frau wiederzuerkennen, die sie im Traum getroffen hatte. Die junge Nora war überaus hübsch und temperamentvoll gewesen. Doch davon war im hohen Alter natürlich nichts mehr geblieben. Zu sehen, was die Zeit aus einem Menschen machte, rief ein überwältigendes Gefühl der Demut in Tess hervor.
    »Du musst kein Mitleid mit mir haben«, krächzte Noras Stimme müde. »Ich hatte ein erfülltes Leben, und wenn ich mit den anderen im Grand Hotel bin, spüre ich die Last meiner Tage nicht.« Stöhnend streckte sie sich, dass die Knochen knackten. »Wenn dir jemand sagt, dass das Alter auch seine guten Seiten hat, darfst du ihm höchstpersönlich eine Ohrfeige von mir geben.«
    Tess musste lachen. »Das werde ich tun«, versprach sie.
    »Wie hat dir das Hotel gefallen?«
    »Sehr gut«, sagte Tess und suchte nach den richtigen Worten. »Es hat sich angefühlt, als wäre ich nach langer Zeit heimgekehrt.«
    Nora nickte. »Ist dir etwas an den anderen Gästen aufgefallen?«
    Tess dachte nach. »Sie sahen sehr zufrieden aus, fast glücklich.«
    »Es ist ein Ort, an dem all deine Wünsche in Erfüllung gehen können. Selbst ich bin wieder jung. Aber denke daran: Die Speisen, die du zu dir nimmst, machen dich nicht satt. Das Wasser, das du dort trinkst, löscht nicht deinen Durst. Es ist alles eine Illusion. Einzig die Menschen, die du dort triffst, existieren wirklich. Das darfst du nie vergessen. Denn so schön dieses Grand Hotel ist, es ist auch ein gefährlicher Ort, an dem man sich verlieren kann. Versuche einmal mit einem der Gäste zu reden, wenn du wieder dort bist. Du wirst feststellen, dass die meisten vollkommen in dieser Fantasie gefangen

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