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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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symptomatisch für die Stimmung im Land, denn es wehrten sich nur die Menschen, die nichts mehr zu verlieren hatten. Alle anderen zogen die Köpfe ein und hofften, dass das Gewitter schnell vorüberzog. Aber das würde es nicht. Was würde geschehen, wenn Begarell erst in der Lage war, beliebig viele von diesen Blumen zu züchten? Natürlich würde zuerst dieOberschicht ins Kollektiv aufgenommen werden, die Elite, die aus Politikern und Wirtschaftskapitänen bestand. Die Presse war schon längst gleichgeschaltet worden. Die Schlagzeilen der Zeitungen lauteten alle ähnlich:
    Begarell, der Retter der Nation.
    Begarell, der Wahrer morländischer Werte.
    Begarell über alles.
    Ahnten die jungen Soldaten, die vielleicht vier oder fünf Jahre älter als Tess waren, wem sie da die Treue geschworen hatten?
    Bisher schien Begarells Rechnung aufzugehen. Geschickt hatte er die Schuld an der schlechten Stimmung im Land jenen in die Schuhe geschoben, die sich für die Schwachen eingesetzt hatten: den Gewerkschaften und Arbeitervereinen. Oder der Armee der Morgenröte, die Begarell eine terroristische Organisation nannte, die aber, alleine was die Anzahl ihrer Mitglieder anging, in Wirklichkeit ein zahnloser Tiger war. Nun konnte er ohne parlamentarische Kontrolle die Geschicke des Landes bestimmen. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Eskatay ihre Masken fallen ließen.
    Tess musste an Hakon und York denken und fragte sich, wie weit sie in ihrem Vorhaben gekommen waren, sich zu Fuß nach Morvangar durchzuschlagen. In den nächsten Tagen war ein Treffen in Loricks Zentralstation geplant, und sie hoffte, dass sie dort York wiedersehen würde, um mehr zu erfahren.
    Nach einer halben Stunde erreichte der Zug den kleinen Bahnhof von Kätting. Hier draußen auf dem Land schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Das Dorf war ein Weiler vonvielleicht zwanzig oder dreißig Höfen. Hier gab es keine Automobile und keine Fabriken. Einzig der Geruch von Kuhdung und Schweinemist lag in der Luft. Unter der Dorflinde hatten sich die Alten auf einer Bank versammelt, um schweigend dem unabänderlichen Lauf der Dinge die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Als sie Tess sahen, blickten sie kurz auf und widmeten sich dann sofort wieder ihren eigenen Geschäften.
    »Guten Tag«, sagte Tess. »Ich suche eine Helga Varnrode. Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«
    Die alten Männer schauten sich kurz an. Einer von ihnen hob seinen Stock und zeigte stumm auf einen kleinen Weg, der hinein in den Wald führte.
    »Danke«, sagte Tess. »Ist es weit?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. Tess nickte noch einmal und ging weiter. Wenigstens würden die alten Herren für den Rest des Tages genügend Gesprächsstoff haben.
    Es stellte sich heraus, dass der Begriff weit in einem Dorf wie diesem eine relative Bedeutung hatte. Erst nach einer halben Stunde stieß sie auf ein verfallenes Haus, in dessen Garten prächtige Mohnblumen wuchsen, die offenbar mit viel Liebe und Hingabe gepflegt wurden. Das Haus hingegen befand sich in einem fürchterlichen Zustand. Der Dachstuhl hatte an mehreren Stellen nachgegeben und würde wahrscheinlich in der nächsten Zeit ganz einstürzen, wenn man ihn nicht schleunigst reparierte. Die Fensterläden waren alle verschlossen. Tess zögerte. Es sah aus, als lebte hier schon lange niemand mehr, aber nach der Erfahrung, die sie in Tyndall gemacht hatte, musste das nichts heißen.
    Tess wollte an die Tür klopfen, an der die grüne Farbe so gut wie abgeblättert war, als sie feststellte, dass sie nur angelehnt war.
    »Helga Varnrode?«, rief sie in die Dunkelheit hinein. Als niemand antwortete, stieß sie die quietschende Tür vorsichtig auf.
    Tess’ Augen mussten sich erst an das Zwielicht gewöhnen, dann sah sie, dass sie sich in einer Küche befand, aber man musste schon genau hinschauen, um das zu erkennen. Die Schränke waren aufgerissen und leer. Schmutziges Geschirr, über das Kakerlaken krochen, stapelte sich im Spülstein. Tess erschrak, als etwas um ihre Beine strich. Zuerst dachte sie, es sei eine Ratte, erkannte dann aber, dass es nur eine dicke Katze war, die hier vermutlich reiche Beute machte.
    »Helga Varnrode ?«
    Etwas polterte im Stock über ihr. Tess nahm allen Mut zusammen und stieg die steile Treppe hinauf. Ein seltsamer Geruch schlug ihr entgegen, als sie die letzte Stufe genommen hatte. In einem Raum rechts von ihr, der im Gegensatz zur Küche peinlich sauber und aufgeräumt war, blubberten

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