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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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die in dem Keller gewesen waren, schlichen ängstlich und erschöpft in einer Kolonne durch die Straßen. Selbst der kleine Junge, der zuletzt so erbärmlich geschrien hatte, erahnte nun den Ernst der Lage und blieb still, den Arm seiner Mutter fest umklammert. Als sie auf die ersten Toten stießen, riss sie einen Streifen Stoff aus dem Saum ihres Kleides und verband ihm damit die Augen.
    Wenn alles so einfach wäre, dachte York. Man sieht nicht hin und schon sperrt man damit das Elend der Welt aus. Doch das war ein Trick, der nur bei einem Kind funktionierte.
    Wie ein Kundschafter, der Gestrandete durch den bedrohlichen Urwald einer unbekannten Insel führt, ging Hakon dem Flüchtlingszug voran. Er sammelte alle Blumen, die er auf dem Weg sah, ein und steckte sie in einen schmutzigen Bettbezug, den er am Straßenrand gefunden hatte. Dabei vermied er es, in die erstarrten Augen der Toten zu blicken, denn in jedem der bleichen, blutüberströmten Gesichter fürchtete er das Antlitz seiner Eltern, seiner Schwester und seiner Freunde finden.
    Der Treck kam nur langsam voran, da sich ihm immer mehr Menschen anschlossen. Die Flüchtenden drängten sich stumm aneinander, um nicht von irgendeiner Blume infiziert zu werden, die Hakon bei aller Sorgfalt doch übersehen haben könnte. Mersbeck bildete den Schluss des Zuges. Vor ihm gingen Marga und York. Er trug die wenigen Habseligkeiten der alten Dame. Nach einer Viertelstunde hatten sie endlich das Esplanade erreicht.
    Larus Varberg, der Portier, erwartete sie schon. Er stand hinter der großen Drehtür und hielt noch immer die Jagdflinte in den Händen, als könnte er damit sich und die Gäste des Hotels verteidigen. Hakon blieb mit seinem prall gefüllten Sack so weit abseits stehen, dass den Menschen, die ins Hotel strömten, von den eingesammelten Blumen keine Gefahr mehr drohte. Larus Varberg winkte Hakon zu, der ebenfalls grüßend die Hand hob.
    »Wie viele sind es?«, fragte York und zeigte auf den Sack.
    »Kaum mehr als dreißig«, sagte Hakon.
    »Gibt es eine Möglichkeit, wie wir sie vernichten können?«, fragte York.
    Mersbeck, an den die Frage gerichtet war, ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf eine Bank fallen. »Ja, die gibt es«, stöhnte er und holte aus der Innentasche seiner Jacke ein kleines Lederetui. »Doch dazu benötigen wir starke elektromagnetische Strahlung.«
    »Elektromagnetische Strahlung? Was soll das sein?«, fragte York.
    Mersbeck antwortete ihm nicht. Stattdessen öffnete er das Etui und begann, mit zitternden Händen eine Spritze aufzuziehen. Dann öffnete er den Gürtel seiner Hose, schob sein Hemd ein Stück weit den Rücken hinauf und stach die Nadel ins Gesäß. Mit einem Seufzer der Erleichterung drückte er den Kolben nach unten und schloss die Augen. York fragte sich, was wohl mit den Füßen des Eskatay geschehen war. Dem fleckigen Verband nach zu urteilen, musste er sich äußerst schmerzhafte Verletzungen an den Fußsohlen zugezogen haben.
    »Elektromagnetische Strahlung besteht aus gekoppelten elektrischen und magnetischen Feldern«, sagte Hakon und ließ dabei Mersbeck nicht aus den Augen. »Doch um so eine Blume zu zerstören, muss die Strahlung eine bestimmte Frequenz haben, nicht wahr?«
    Mersbeck nickte, die Augen noch immer geschlossen. »Sie liegt weit im ultravioletten Bereich und ist auch für Menschen nicht besonders gesund. Ich vermute, dass diese Strahlung die Koroba auslöst.«
    »Unwohlsein, Ermüdung, Übelkeit, Erbrechen, Tod«, erklärte Hakon. »Magisch Begabte reagieren auf dieses unsichtbare Licht empfindlicher als normale Menschen.«
    »Wir wissen noch nicht, wie diese Strahlung den Zellstoffwechsel beeinflusst«, sagte Mersbeck. »Wir glauben aber, dass sie der Schlüssel zum Geheimnis dieser Blumen ist. Wie weit bist du in meine Gedanken eingedrungen, Hakon?«
    »Nicht sehr tief«, sagte er. »Ich weiß, was Sie fühlen, und sehe einzelne Bilder. Aber es ist nicht wie bei einer direkten Kontaktaufnahme. Jedenfalls habe ich nicht Ihre gesamte Lebenserfahrung in mich aufgenommen, falls es das ist, was Sie meinen.«
    Mersbeck streckte die Hand aus. »Versuch es. Berühre mich.«
    Hakon schüttelte energisch den Kopf. »Nein, auf gar keinen Fall. Ich habe noch immer Schwierigkeiten, mit all den schrecklichen Dingen klarzukommen, die ich aus dem Leben anderer erfahren habe.«
    Doch plötzlich packte Mersbeck zu und es war, als würde Hakon in die Tiefe fallen. Das Gefühl war angenehm und vollkommen

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