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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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anders als erwartet. York wollte Mersbeck zurückreißen, aber Hakon hob die Hand.
    »Nein. Es ist in Ordnung.« Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, lächelte er. »Der Trick ist gut«, sagte Hakon.
    »Eine Frage der inneren Einstellung«, erwiderte Mersbeck. »Es hat einige Zeit gedauert, bis ich diese Methode ganz beherrschte, aber dann konnte ich nicht nur das Kollektiv aussperren, sondern auch meine Wahrnehmung besser koordinieren.«
    »Wovon redet ihr, verdammt noch mal?«, fragte York ungeduldig.
    »Das Kollektiv der Eskatay ist eine Versammlung gleichberechtigter Stimmen«, erläuterte Mersbeck. »Aber schon zwölf Mitglieder, die gleichzeitig reden, können massive Kopfschmerzen verursachen. Steigt ihre Zahl so stark an wie jetzt, hört man unentwegt Stimmen. Man kann sie nicht abschalten, aber man kann sie ignorieren. Außerdem wird man im Kollektiv ständig vom Rest der Gruppe überwacht. Es gibt keine Privatsphäre mehr. Und keine Geheimnisse. Außer mir konnten ursprünglich noch zwei andere Eskatay die Verbindung zum Kollektiv kontrollieren.«
    »Einer von ihnen war Swann, der Chef der Geheimpolizei«, sagte York.
    »Swann war ein harter Brocken. Ein paarmal wäre es ihm fast gelungen, meine Deckung zu durchbrechen.«
    »Was ist mit Begarell?«, fragte Hakon.
    Mersbeck wurde ernst. »Begarell ist wirklich gefährlich. Er sieht sich gerne als Erster unter Gleichen, aber ich bin mir sicher, dass er uns allen etwas vorspielt. Ich vermute sogar, dass er eine Schlüsselgabe besitzt.«
    »Welche sollte das sein?«, fragte York.
    »Jeder Eskatay und jeder Gist entwickelt eine Fähigkeit, die seiner Persönlichkeit entspricht«, sagte Hakon. »Steigt ein Infizierter ins Kollektiv auf, so überträgt er seine neu erworbenen Fähigkeiten automatisch auf Begarell, oder?«
    Mersbeck nickte. »Das vermute ich in der Tat, aber ich habe keine Beweise dafür.«
    York machte ein nachdenkliches Gesicht. »Aber so eine Schlüsselgabe ist bestimmt nicht ungefährlich. Hakon, Tess und ich, wir entwickeln unsere Gaben auch weiter. Das geschieht langsam und ist sehr unangenehm.«
    »Ihr habt Schmerzen?«, fragte Mersbeck.
    »So würde ich das nicht beschreiben«, sagte York abwägend. »Es ist eher ein Unbehagen.«
    »Unbehagen«, sagte Hakon nachdenklich. »Ja, das trifft es.«
    Mersbeck packte sein Spritzbesteck ein und knöpfte seine Hose wieder zu. »Ich habe meine eigene Entwicklung genauer beobachtet und dabei etwas Erstaunliches festgestellt.«

»Je mehr Sie Ihre Gabe nutzen, desto schneller entwickeln Sie sich weiter«, sagte Hakon.
    Mersbeck sah Hakon ärgerlich an. »Weißt du, dass das sehr irritierend ist?«
    »Dass Sie einen Gedanken beginnen und ich ihn zu Ende führe?« Hakon wurde jetzt tatsächlich ein wenig rot. »Entschuldigung.«
    »Eine meiner Gaben ist die Fähigkeit, Zusammenhänge extrem schnell zu erkennen und dadurch Probleme effektiver zu lösen«, fuhr Mersbeck fort.
    »Sie meinen, Sie sind intelligenter als die meisten Menschen«, sagte York.
    »So kann man es auch ausdrücken, ja. Ich setze diese Gabe jeden Tag ein. Deswegen entwickle ich mich schneller weiter als zum Beispiel Innenminister Norwin, der nur ein Graviton ist.«
    »Wann hat man schon mal Gelegenheit, Dinge in der Luft herumschweben zu lassen«, sagte York. »Jedenfalls klingt das alles so, als seien sich Gist und Eskatay sehr ähnlich.«
    »Ich bin der Überzeugung, dass sie sich nur in einem einzigen Punkt unterscheiden«, sagte Mersbeck. »Die Gist können sich fortpflanzen und dabei ihre Fähigkeiten weitervererben, während die Eskatay unfruchtbar sind.« Mersbeck stand auf und belastete vorsichtig seine Füße. »So, und jetzt lasst uns weiter nach Überlebenden suchen.« Ohne sich nach Hakon und York umzudrehen, humpelte er über den Platz wie ein Mann, der vor seiner Zeit gealtert war.
    »Ich werde einfach nicht ganz schlau aus ihm«, sagte York. »Können wir ihm wirklich trauen?«
    »Wenn er uns an Begarell verraten wollte, dann hätte er es schon längst getan«, sagte Hakon. »Mersbeck fühlt sich schuldig und will seine Verfehlung sühnen.«
    »Was auch immer Mersbeck dazu antreibt, die Seiten zu wechseln, es ändert nichts daran, dass wir im Moment ein drängenderes Problem haben.« York schaute Hakon ernst an. »Ist es dir noch nicht aufgefallen? Wir haben Menschen gesehen, die entweder noch keinen Kontakt mit den Blumen hatten oder an ihnen zugrunde gegangen sind. Doch wo sind die, die erfolgreich

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