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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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begebe!«
    »Er hat es ja auch nicht überlebt«, sagte ich kühl.
    »Aber nur weil er der Fluglagensteuerung nicht traute und meinte, das Ding manuell landen zu müssen«, sagte Boris.
    »Dennoch sollte man Würths Bedenken Ernst nehmen«, sagte Nora. »Wir wissen nicht, was alles geschehen kann, wenn der Speicherring in Betrieb geht.«
    »Wir wissen auch nicht, was geschieht, wenn bald der erste Fusionsreaktor in Akademgorodok gezündet wird. Vielleicht fliegt denen ja alles um die Ohren, wer weiß«, sagte Boris. Das kleine Städtchen in Sibirien hatte als Ersatz für das entgangene Speicherringexperiment eine Fusionsforschungsanlage bekommen. »Aber trotzdem müssen wir Wagnisse dieser Art eingehen. Wie viele Menschen leben auf der Erde? Drei Milliarden? Schon jetzt gehen uns Öl, Gas und Kohle aus. Wenn die nächste Generation nicht im Dunkeln sitzen will, müssen wir als einzig verbleibende Supermacht etwas unternehmen. Und zwar jetzt! Die Amerikaner haben die Grenzen dichtgemacht und kochen ihr eigenes Süppchen. Die Europäer versuchen schon seit dem Ende des Krieges vergeblich, einen Staatenbund zu gründen. Die Chinesen halten noch immer an der reinen Lehre des Kommunismus fest und der indische Subkontinent stolpert von einer Hungersnot in die andere.« Er beugte sich nach vorne, um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen. »Wenn wir die Welt nicht voranbringen, wer soll es dann tun?«
    Ich wollte etwas darauf erwidern, was Boris nicht gefallen hätte, als plötzlich die leise im Hintergrund dudelnde Musik verstummte und jemand auf ein Mikrofon klopfte, um es zu testen. Wir drehten uns alle zur Bühne um, wobei mir Nora den Rücken zuwandte. Einen überaus entzückenden Rücken, wie ich zugeben musste. Ich räusperte mich und versuchte mich auf den Mann zu konzentrieren, der mit strahlendem Gesicht auf der Bühne stand.
    Paul Allendorf war ein Wissenschaftler in mittleren Jahren mit der Ausstrahlung eines Schauspielers und nicht so ein lebensuntüchtiger Sonderling wie wir. Sein Anzug war maßgeschneidert, ganz vorne am Prominententisch saß seine Frau, die ihn mit strahlenden Augen anhimmelte. Sie waren ein wunderbares Paar. Seit Beginn der Planungs- und Bauphase hatten sie dem Projekt einen Hauch von Glamour verliehen und das war bitter nötig. Auch wenn der Staat zwei Drittel des Budgets finanzierte, so hatten immer noch anderthalb Milliarden Rubel gefehlt, um die Hadronen auf ihre sechsundzwanzig Kilometer lange Reise zu schicken. Also hatten Allendorf und seine Frau eine Spendengala nach der anderen veranstaltet, um so die fehlenden Mittel für das Speicherring-Projekt zusammenzukratzen. Wenn Allendorf der Kopf des Projekts war, dann war seine Frau das Herz.
    »Meine lieben Freunde und Kollegen«, begann er. »Ich möchte mich kurz fassen. Abende wie dieser sind zum Feiern da und nicht für langweilige Reden. Nur so viel sei gesagt: Vor drei Jahren standen wir kalendarisch an der Schwelle zum dritten Jahrtausend, dieses Jahr werden wir die Hoffnungen, die mit diesem Millennium verknüpft werden, erfüllen. Ich habe heute von meinem Kollegen Jewgeni Selenka erfahren, dass die einzelnen Elemente des Fusionsreaktors, insbesondere die supraleitenden Magnetspulen, die Tests bestanden haben und in wenigen Monaten die erste Fusionsreaktion gezündet werden kann. Wenn die Prometheusanlage wie erwartet mit einer positiven Energiebilanz aufwartet, stehen wir tatsächlich am Beginn einer neuen Ära.«
    Tosender Beifall brandete auf. Die Band, die auf der Bühne im Halbschatten saß, spielte die ersten Noten der Nationalhymne wie einen Tusch.
    »Natürlich wollen wir bei diesem Ereignis nicht abseitsstehen«, sagte Allendorf. »Die Arbeit, die Sie in den letzten Jahren geleistet haben, trägt Früchte. Ich habe gestern der Planungskommission mitgeteilt, dass wir den Termin für den Start des ersten Kollisionsexperimentes um sechs Monate vorziehen können.« Allendorf schwieg einen Moment und blickte lächelnd in die Runde. Auch ich brauchte einige Sekunden, bis ich verstand, was er damit sagen wollte. Eine solche Übererfüllung des Plans hatte dieses Land noch nie gesehen. Und wir noch nie einen Bonus, wie er jetzt fällig war.
    Es gab kein Halten mehr. Alle standen auf und jubelten ihm zu. »Sieht so aus, als könnte ich doch noch meine Datscha renovieren lassen«, brüllte mir Maximilian ins Ohr.
    Eine Datscha! Der Kerl hatte Probleme. Ich wäre schon froh gewesen, wenn ich endlich eine größere

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