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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Waisenhauses gewesen sein musste.
    Die Wachen brachten die drei Männer zu einem Podest, auf dem ein lang gezogener Tisch stand, hinter dem fünf Offiziere in Uniform Platz genommen hatten. Etwas abseits, an der rechten Seite der Empore, saß an einem kleineren Tisch mit Petroleumlampe ein Protokollant. Der staubgraue, hagere Mann mit dem streng nach hinten gekämmten Haar trug eine Brille, deren Gläser dick wie ein Flaschenboden waren. Lennart fiel es schwer, sich den Mann mit einer Waffe in der Hand im aktiven Dienst vorzustellen. Sie wussten sofort, dass es sich hierbei um ein Standgericht handelte. Lennart kannte den Erlass zum Schutz von Staat und Volk, in dem genau festgelegt war, wie man im Krisenfall die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten hatte. Dazu gehörte, dass die Armee nicht nur im Inneren eingesetzt werden konnte, sondern dass sie auch die Rechtsprechung in politischen Verfahren übernahm.
    Ein Standgericht hatte nichts mit einem zivilrechtlichen Prozess zu tun. Richter, Ankläger und Verteidiger waren ein und dieselbe Person. Auf diese Weise sollte gewährleistet sein, dass es während eines Notstandes zu einer schnellen Aburteilung gefährlicher Elemente kam, und der Staat handlungsfähig blieb. Solange er noch auf Streifendienst in Loricks Straßen gewesen war, hatte sich Lennart keine großen Gedanken über diese sogenannten Notverordnungen gemacht. Vereinzelt hatten Bürger Bedenken gegen die Einschränkung der Grundrechte geäußert, doch diese Mahnungen hatte niemand beachtet. Damals waren die Preise für Brot und Milch wichtiger gewesen. Auch Lennart war der Überzeugung gewesen, dass der Erlass zum Schutz von Staat und Volk ein gerechtfertiges Mittel war, um die innere Ordnung aufrechtzuerhalten. Doch er war kein Polizist mehr. Er stand jetzt auf der anderen Seite des Gesetzes.
    Der vorsitzende Richter, ein offenbar übernächtigter Mann im Dienstrang eines Obersten, überflog einige Papiere. Die Feder des Protokollanten kratzte kurz über das Papier. Der Richter seufzte, schob das Blatt beiseite und faltete nachdenklich die Hände.
    »Sie sind Polizisten, Stieg Elverum und Hagen Lennart.« Der Oberst blickte vom einen zum anderen, wobei er Halldor ignorierte. »Sie haben einen Eid geleistet, unser Land vor Schaden zu bewahren. Und Sie haben diesen Eid gebrochen.«
    Die Feder kratzte weiter über das Papier.
    »Die Polizei und die Armee sind das Schwert und das Schild Morlands, nach innen wie nach außen«, fuhr der Richter fort. »Ohne uns ist der Staat Elementen wie diesen ausgeliefert.« Er deutete auf Halldor Schartess. »Nun beantworten Sie mir eine Frage: Was ist geschehen, dass verdiente Beamte zu Verrätern wurden, die sich mit dem Feind verbünden, um die bestehende Ordnung zu zerstören?«
    Die Männer schwiegen noch immer. Der Richter gab dem Protokollanten ein Zeichen, der daraufhin die Feder beiseitelegte.
    »Worüber wir jetzt reden, wird nicht in den Akten vermerkt. Sie können frei sprechen. Egal was Sie sagen, es hat keinen Einfluss auf das Urteil. Es sei denn, Sie wünschen es ausdrücklich.«
    »Wer hat die Macht im Staat?«, fragte Elverum unvermittelt.
    »Im Moment wir, die Armee«, sagte der Oberst.
    »Und die Polizei?«
    »Wurde in die neue Befehlskette eingebunden.«
    »An welcher Stelle?«, fragte Elverum, der sich nur noch schwer beherrschen konnte.
    »An einer äußerst nachrangigen, wenn mich nicht alles täuscht«, sagte der Oberst.
    »Ach, war die Rivalität zwischen General Nerta und Minister Norwin so groß?«
    »Wenn es sie gab, so spielt sie jetzt keine Rolle mehr. Beide sind tot«, sagte der Oberst. »Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet: Warum haben Sie sich den Wargebrüdern angeschlossen?«
    »Weil die Eskatay zurückgekehrt sind«, sagte Hagen Lennart.
    »Das wissen wir bereits«, sagte der Richter.
    »Seit wann?«, fragte Lennart fassungslos.
    »Seit heute Morgen. Es hat einen Anschlag auf die Regierung gegeben. Etliche Kabinettsmitglieder sind dabei ums Leben gekommen oder so schwer erkrankt, dass sie ihren Aufgaben nicht mehr nachgehen können.«
    »Und woher weiß man, dass die Eskatay dafür verantwortlich sind?«, fragte Lennart.
    »Weil man einen von ihnen gefasst und erschossen hat. Sie kennen ihn wahrscheinlich. Er hieß Anders Magnusson, Staatssekretär im Innenministerium.«
    »Er ist ein Bauernopfer«, sagte Lennart.
    Der Richter runzelte die Stirn.
    »Wollen Sie damit sagen, dass er kein Eskatay war?«
    »Ich will damit

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