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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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stiegen auf und schwebten wie glühender Staub in der Luft, nur um sich wie in einem lauen Luftzug auf das Gesicht des armen Kerls zuzubewegen, der wie hypnotisiert die Augen aufgerissen hatte. Der Staub drang in Mund und Nase ein. Der Mann hustete ein-, zweimal, blinzelte, holte tief Luft, als wollte er schreien, und sank schließlich mit gebrochenem Blick auf die Seite. Blut sickerte aus seinen Ohren. Er war tot.
    Nora wollte aufspringen, aber die Blume war schneller und hüllte sie mit dem tödlichen Staub ein. Ich schrie ihren Namen, packte sie am Kragen und wollte sie wegzerren, als auch ich die Lichtpunkte einatmete. Der glühende Staub brannte in meinem Hals und wanderte hinunter in meine Lunge. Aus meiner Nase schoss ein dünnflüssiger Strahl hellen Bluts und fiel vor mir auf den Boden. Keuchend brach ich zusammen. Krämpfe durchzuckten mich. Etwas arbeitete sich zu meinem Gehirn vor, und als es oben angekommen war, konnte ich endlich schreien, so lange und so laut, dass meine Stimmbänder am Ende keinen Ton mehr hervorbrachten.
    Mit letzter Kraft zerrte ich Nora aus dem Raum. Ich wusste nicht mehr, was mit den anderen geschah, aber es war mir auch egal. Es gelang mir noch, die Tür zur ALICE-Einheit von außen zu verschließen. Dann verlor ich das Bewusstsein.
    Ich erwachte erst wieder in einem Krankenzimmer unter einem Plastikzelt. An meinem Bett stand eine Gestalt in einem gelben Schutzanzug, wie ich ihn aus meiner Armeezeit kannte. Er wurde getragen, wenn man sich in einem verseuchten Gebiet befand oder mit kontaminierten Personen zu tun hatte. Mein Herz schlug schneller.
    »Ich habe Durst«, krächzte ich.
    »Neben Ihnen steht ein Krug mit Wasser«, sagte die unförmige Gestalt und zeigte auf ein kleines Tischchen. Die Stimme, die einer Frau gehören musste, wurde durch eine Atemmaske gedämpft. Das Glas des Sichtfensters war teilweise von innen beschlagen. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch das bereute ich augenblicklich, denn ein stechender Schmerz bohrte sich in meine Augenhöhlen.
    »Würden Sie mir vielleicht helfen?«, stöhnte ich. Mein Mund war trocken, die Zunge so dick angeschwollen, dass ich sie kaum bewegen konnte.
    Sie zögerte. Dann steckte sie den Arm durch eine Öffnung, die in einen langen Handschuh mündete, und schenkte mir etwas in einen Becher ein, den sie mir vorsichtig reichte. Ich leerte ihn langsam und mit geschlossenen Augen, jeden Schluck genießend.
    »Könnte ich noch etwas haben?«, fragte ich mit festerer Stimme und hielt ihr den Becher hin.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte der Marsmensch.
    »Gut. Sind Sie eine Schwester?«
    Sie nickte.
    »Wie ist Ihr Name?«
    Sie schwieg.
    »Ich habe keine Lust, Sie die ganze Zeit mit ›He, Sie‹ anzusprechen.«
    »Natalia.«
    »Könnte ich bitte noch einen Schluck haben, Natalia?«
    Sie nickte und schenkte nach.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte ich und trank.
    »Ich bin nicht befugt, Ihnen Informationen zu geben.«
    »Nora Blavatsky. Ich muss wissen, ob sie noch lebt!«
    Natalia schwieg. Nur ihr Atem war zu hören.
    »Bitte«, sagte ich.
    »Sie liegt nebenan.«
    Erleichtert schloss ich die Augen und lächelte. Nora lebte. Ihr Tod wäre mein größtes Unglück gewesen. Was konnte jetzt noch passieren?
    »Ich werde den behandelnden Arzt informieren müssen«, sagte Natalia und verließ den Raum.
    Was war in der Kammer geschehen? Einer der Männer war an dem Staub gestorben, das hatte ich gesehen. Ich werde diesen schrecklichen Anblick mein Lebtag nicht vergessen. Nora und ich hingegen hatten den Unfall überlebt, aber um welchen Preis? Wir befanden uns in der Isolierstation eines Krankenhauses. Das Personal musste unsretwegen Schutzanzüge tragen, wie man sie nur in Seuchengebieten verwendete, in denen ein hämorrhagisches Fieber wütete. Meine gute Laune verflüchtigte sich. Vielleicht starben wir jetzt einen langsamen Tod.
    Die Tür wurde geöffnet und Natalia kehrte zurück, diesmal in Begleitung eines Mannes, der einen Schutzanzug mit einer Schlauchkupplung am Rücken trug.
    »Herr Jesion. Ich freue mich, Sie bei so guter Gesundheit zu sehen«, sagte er, und es klang so aufrichtig, dass ich ihm glaubte. »Mein Name ist Guselka.«
    »Wo bin ich hier?«, fragte ich.
    »In einem geheimen Seuchenzentrum der Regierung«, antwortete der Arzt.
    Ich muss wohl ein ziemlich entsetztes Gesicht gemacht haben, denn Guselka hob beruhigend die Hand. »Keine Angst, Sie sind nur zur Beobachtung hier. Ich warte noch auf einen letzten

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