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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Gedanken fassen konnte, schienen mir seine Worte vernünftig.
    »In Ordnung«, sagte ich schließlich. »Was schlagen Sie also vor?«
    Guselka öffnete einen Spind und warf mir einen grünen Overall zu. »Sie möchten Natalia doch bestimmt nicht noch mehr Angst einjagen.«
    Ich zog mir die Uniform an, die mich schlagartig zum Oberst beförderte, und folgte Guselka hinaus in den hell erleuchteten Korridor. Ein Soldat zuckte zusammen, als er mich sah, und griff nach seiner Waffe.
    »Hören Sie auf mit dem Unsinn, Marenko«, sagte Guselka in erstaunlich beiläufigem Tonfall. »Stecken Sie die Waffe weg und benachrichtigen Sie Genosse Allendorf.«
    Der Mann schlug die Hacken zusammen und salutierte. »Jawohl, Genosse Oberst.« Dann eilte er davon.
    Ich schaute an meinem Overall hinab und entdeckte Guselkas Namensschild auf der Brust. »Sie sehen nicht so aus, als dienten Sie in der Armee.«
    »Tue ich auch nicht. Ich bin Oberst des NKWD.«
    »Das Seuchenzentrum untersteht dem Geheimdienst?«, fragte ich.
    Guselka antwortete mir nicht, sondern wies mir lächelnd mit ausgestreckter Hand den Weg.
    Nora befand sich tatsächlich in der angrenzenden Isolierstation. Guselka entließ die Wachen und schickte dann die Krankenschwester, die sich wunderte, ihren Chef ohne Schutzanzug zu sehen, mit knappen Worten hinaus. Ich trat an Noras Bett und berührte vorsichtig den Vorhang. Er ließ sich greifen und ich zog ihn auf.
    »Wir haben ihr keine Medikamente gegeben«, bemerkte Guselka. »In diesem schlafähnlichen Zustand ist sie mehr als zweiundzwanzig Stunden am Tag.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«, fragte ich leise, um sie nicht zu wecken.
    »Sie können ruhig laut sprechen«, sagte Guselka. »Sie hört sie ohnehin nicht. Nora Blavatsky ist wie Sie seit zwei Wochen hier.«
    Ich wirbelte herum. »Zwei Wochen? Warum sagen Sie das erst jetzt?«
    »Weil Sie mich nicht früher gefragt haben. Außerdem ist es irrelevant. Sie mussten wir ruhigstellen. Nora Blavatsky nahm uns dieses Problem ab.« Er schaute auf die Uhr. »Wenn Sie sich eine Viertelstunde gedulden, werden Sie mit ihr sprechen können. Sie wacht immer zur selben Zeit auf.«
    Ich zog einen Stuhl heran, setzte mich neben Nora und ergriff ihre kleine schmale Hand, die erstaunlich warm war.
    »Sie hat leicht erhöhte Temperatur, so als würde ihr Körper Schwerstarbeit leisten«, sagte Guselka.
    »Nora? Nora, wach auf!«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Ich bin es, Andre!«
    »Sie müssen warten. Nach Nora kann man die Uhr stellen, glauben Sie mir.«
    Ein Signal ertönte. Guselka drückte einen Knopf und es zischte leise. Dann wurde die innere Tür der Schleuse geöffnet und Natalia trat ein, diesmal ohne Schutzanzug, dafür in der Uniform einer Luftwaffenoffizierin. Sie trug ein Tablett mit einer Mahlzeit, die für einen Gleiswerker gereicht hätte.
    Ich stand auf, damit sie das Essen auf den Nachttisch stellen konnte.
    »Möchten Sie auch etwas essen?«, fragte sie mich.
    »Da wird bestimmt etwas übrig bleiben.«
    »Holen Sie noch ein zweites Tablett«, sagte Guselka. »Fisch oder Huhn, Herr Jesion?«
    Ich sah ihn überrascht an. »Huhn.«
    Guselka nickte Natalia zu und sie verschwand. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, schlug Nora die Augen auf.
    »Hallo, Andre«, flüsterte sie. »Schön, dass du noch lebst.«
    Ich küsste ihre Hand und blickte zur Seite.
    »Heulsuse«, murmelte sie.
    »Wie geht es dir?«, sagte ich leise und wischte mir die Tränen aus den Augen.
    »Ich bin müde. Und hungrig. Ist das Essen schon da?« Ich hob den Deckel vom Tablett. »Du kriegst Fisch. Ich habe Huhn bestellt.«
    Sie rieb sich die Augen und stemmte sich hoch. »Ah, Geheimdienst-Guselka ist auch da.«
    »Hallo, Nora«, sagte der Offizier. »Ich kann Andres Frage nur wiederholen: Wie geht es Ihnen heute?«
    »Das sagte ich bereits.«
    »Abgesehen von der Müdigkeit und dem Hunger?«
    »Geht es mir nicht besonders gut. Als hätte ich eine Grippe in den Knochen.« Sie machte sich nicht die Mühe, Messer und Gabel zu benutzen, sondern schaufelte sich den Curry mit dem Löffel in den Mund.
    »Träumen Sie noch immer?«, fragte Guselka.
    »Ja«, antwortete Nora knapp und schob sich einen weiteren Riesenlöffel voll in den Mund.
    »Wovon?«
    »Das habe ich doch bereits erzählt«, kam die vollmundige Antwort.
    »Aber noch nicht Ihrem Freund.«
    Nora hielt beim Essen inne und sah mich bittend an. Ich zuckte nur die Schultern.
    »Nun gut«, sagte Guselka. »Dann werde ich Sie auf den neuesten

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