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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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genommen. Das tut mir leid, ließ sich aber nicht vermeiden. Oberst Hallstad hat mir erzählt, wie prächtig ihr euch die ganze Zeit benommen habt. Dafür kann ich mich nur bedanken.«
    Diese Worte mussten in den Ohren der erschöpften Kinder wie blanker Hohn klingen.
    »Nach diesem kleinen Imbiss werdet ihr auf die einzelnen Baracken verteilt. Die Lagerältesten kümmern sich um euch.« Karamyschewo lächelte. »Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt.«
    Die Kinder schwiegen, Hakon konnte ihre Angst spüren. Was würde Begarell mit ihnen anstellen? Er wagte kaum, sich das auszumalen.
    Plötzlich riss ihn eine andere Stimme aus seinen düsteren Gedanken. Eine Stimme, die seinen Namen rief! Eine Stimme, die er überall wiedererkannt hätte. Er drehte sich um.
    Vor ihm stand ein Wesen, das mit seinen kurzen Haaren weder einem Mädchen noch einem Jungen glich. Das weite, schmutzige Hemd steckte in einer viel zu großen Hose, die von einer ausgefransten Schnur zusammengehalten wurde. Und dennoch erkannte er seine Schwester.
    »Nadja«, flüsterte er.
    »Oh Hakon!«, rief sie. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich dich noch einmal wiedersehe.«
    »Wie geht es Vater und Mutter?«, fragte er und ergriff ihre Hände.
    »Wir sind alle hier. Den ganzen Zirkus haben sie in dieses verdammte Lager gesteckt«, sagte sie wütend. Nadja mochte erschöpft sein und mit ihren kurzen Haaren anders aussehen als früher, aber ihr Kampfgeist schien ungebrochen.
    »Das ist Aria«, sagte Hakon und deutete auf das Mädchen neben sich. »Ich habe sie auf dem Transport hierher kennengelernt. Und diese entzückenden Wesen sind Maura und Melina.«
    Nadja lächelte. »Hallo, ihr beiden.«
    »Du wirst dich vielleicht nicht mehr an sie erinnern, aber sie saßen mit ihren Eltern im Zirkuspublikum, als die Razzia stattfand.«
    Nadja runzelte die Stirn. »Sind das nicht die Kinder des Polizisten?«
    »Ja«, sagte Hakon.
    Nadja warf hastig einen Blick über die Schulter. »Ihr kommt mit mir mit. Vater ist Barackenältester. Er kann dafür sorgen, dass wir alle zusammenbleiben.«
    Aria zögerte. »Ich würde gerne bei den anderen Kindern bleiben.«
    »Das wird nicht gehen«, sagte Nadja. »Man wird den Transport von heute aufteilen.«
    »Trotzdem«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Sie brauchen mich.« Mit diesen Worten ging sie davon.
    »Was hat sie denn?«, fragte Nadja.
    »Ich glaube, sie will unser Familienglück nicht stören«, sagte Hakon.
    »Das ist doch Quatsch«, sagte Nadja und wollte hinter Aria herlaufen, aber Hakon hielt sie fest.
    »Nein, lass sie«, sagte er. »Wenn sie doch noch ihre Meinung ändert, wird sie kommen.«
    »Dann zeige ich euch mal euer neues Zuhause.« Nadja ging in die Knie, damit sie mit den beiden Mädchen auf Augenhöhe war. »Es ist zwar nicht besonders schön hier, aber wir haben es uns so gemütlich wie möglich gemacht.«
    Maura gab keinen Ton von sich und versteckte sich hinter Hakon.
    »Kannst du auch Kunststücke, so wie dein Bruder?«, fragte Melina.
    Nadja schüttelte den Kopf. »Mein Bruder ist etwas ganz Besonderes. Seine magischen Fähigkeiten habe ich nicht. Aber dafür beherrsche ich andere Sachen.«
    »Was denn?«
    »Nun, zum Beispiel das hier.« Mit einer eleganten Bewegung ging Nadja in den Handstand und streckte einen Arm von sich. Die beiden Mädchen kicherten und klatschten begeistert in die Hände.
    »Seht ihr?«, sagte Nadja, als sie auf die Füße kam und sich die Hände abklopfte. »Das ist gar nicht so schwer. Wenn ihr wollt, bringe ich euch den Trick bei.«
    »Das würdest du tun?«, fragte Melina.
    »Natürlich. Und wenn ihr beide so weit seid, könnt ihr in unserem Zirkus auftreten!«
    Jetzt huschte auch über Mauras Gesicht ein Lächeln. »Wirklich?«
    Nadja hob die linke Hand. »Versprochen ist versprochen.«
    »Und wird auch nicht gebrochen«, sagte Melina.
    »So, und nun stelle ich euch meiner Familie vor«, sagte Nadja und nahm die beiden Kinder an die Hand.
    Im Inneren der Baracke herrschte drangvolle Enge. Die Gefangenen schliefen in Zweistockbetten, die aus grobem Holz gezimmert waren. Überall hatten sich kleine Gruppen gebildet, die ihren Bereich mit Decken abgehängt hatten. Hakon fiel auf, dass Männer, Frauen und Kinder nicht voneinander getrennt untergebracht waren. Immerhin hatte man die wenigen Familien nicht auseinandergerissen, obwohl die Kinder, die in der Überzahl waren, wenig Platz zum Spielen hatten.
    »Wo ist Vater?«, fragte Hakon.
    »Er sitzt dort

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