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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Löf-fel und zerdrückter Coladosen, schwarz verrußt und mit gelbem Harz verklebt. Es roch nach Pisse und Scheiße und verbranntem Crack, ein beißender, stechender Gestank. Der einundzwanzigjähriger Junge, der die Spitze der Fahndungsliste des FBI anführte, war in diesem Moment bei weitem nicht so furchterregend wie sein Ruf.
    Es dauerte fünf Sekunden, bis LBJs zugedröhn-tes Hirn mitbekam, dass die Tür aufgegangen war, dass jemand vor ihm stand. Er drehte langsam den Kopf zur Tür, in Zeitlupe verengten sich die glänzenden braunen Augen, dann erfassten sie die Mündung der Pistole vor seinem Gesicht und weiteten sich vor Überraschung. «Scheiße, Mann», lallte er, das Crack lähmte seine Zunge und seine Sinne.
    Wahrscheinlich war es am besten so, dachte Rico.
    Vielleicht spürte er dann nicht so viel. LBJ rutschte von der Couch, lag auf dem Rücken, seine nackten Füße zappelten wie in einem Zeichentrickfilm, traten Coladosen und Hamburgertüten um. Rückwärts schob er sich zur Tür in der Hoffnung auf ein Wunder, das ihn vor dem Schicksal bewahrte. Doch selbst durch den Drogennebel wusste er, was nun käme.
    «Halt dein verdammtes Maul und beweg deinen Arsch ins Bad, Mann. So schlimm wird es schon nicht», sagte Rico und zog ein Paar Latexhandschuhe aus der Tasche. Mit der Mündung der Magnum und dem Absatz seines Turnschuhs schubste er LBJ weg von der offenen Tür in Richtung Bad.
    Doch der knallharte Gangster mit dem Ruf des eiskalten Killers konnte sich ausmalen, wie schlimm es werden würde. Er fing zu heulen an. «Erschieß mich, Mann», flehte er.
    «Ist nicht drin», sagte Rico. «Wer das Schwert nimmt…»
    «Er hat gesagt, ich war hier sicher», winselte LBJ.
    «Er hat gelogen», sagte Rico knapp. Dann schloss er die Badezimmertür, holte das Messer heraus und begann mit dem Teufelswerk.

SECHSUNDSIEBZIG

    «Wach auf, Dornröschen. Anruf von oben», rief Mannys Stimme aus dem Nextel. «Der Alltag hat uns wieder.» Dann fing er an, eine Marschmelodie zu pfeifen.
    Ohne die Augen zu öffnen, griff Dominick nach dem Telefon auf dem Nachttisch. «Mann, bin ich froh, dass ich nicht jeden Tag von dir geweckt werde. Wie spät ist es?»
    «Sieben nach drei. Sind Kinder in der Nähe? Ich bin beleidigt. Ich dachte, ich klinge morgens besonders sexy.»
    «Schon gut, jetzt bin ich ja wach. Was zum Teufel ist los?»
    «Hör gut zu, ich hab’s nämlich selbst nicht ganz kapiert. Die Geldwäsche-Task-Force von IMPACT
    hat heute Nacht mit Hilfe eines geliehenen Spitzels von der Drogenfahndung eine Geldübergabe in der Nähe von Columbia ausgehoben. Rat mal, an wen einhundert Mille geliefert werden sollten? Freddy
     Mack von der BB-Gang.»
    «Fat Mack?»
    «Kommt dir bekannt vor? Einer von diesen verdammten Spitznamen. Derselbe Fat Mack, der für Roberto Valle das Maniac betrieben hat, seit sein Gang-Bruder Elijah Jackson beschlossen hat, eine Runde mit den Fischen zu drehen. Derselbe Fat Mack, den wir verkabelt haben und der Valles Geschäfte durch die Hintertür erledigt und damit den Latin Kings in die Quere kommt. Die Welt ist klein.
    Jedenfalls drohen ihm jetzt vierzig Jahre wegen Geldwäsche im großen Stil, Beihilfe und Betrug, und plötzlich ist der große böse Mack gar nicht mehr so groß und böse. Und liefert den einen Mann ans Messer, der ihm vielleicht die Zeit im Knast verkürzen könnte, falls er lange genug lebt, dass er einen Gerichtssaal von innen sieht. Jetzt rate mal, Dommy, welchen Namen Chris aus ihm rausgekit-zelt hat? Diesmal kommst du bestimmt drauf.»
    «Bin ich froh, dass du nicht neben mir liegst», stöhnte Dominick. «Roberto Valle?»
    «Viel besser. Amerikas meistgesuchtes Arschloch, Dommy. LBJ. Lil’ Baby Jerome. Der gottverdammte Morpheus. Der hardcore Cop-Killer-Gangster, der die ganze Sache angefangen hat, als er Victor Chavez die Kehle durchgeschnitten hat.
    Als Nächstes hat Fat Mack über das Maniac ausge-packt, uns genau beschrieben, wo die Bücher stehen, und alles bestätigt, was wir wussten. An der Stelle ist ihm wohl eingefallen, wie sehr sich damit seine Lebenserwartung verkürzt hat, und er hat nach einem Anwalt geheult. Wir haben die Adresse, wo LBJ ist. Chris ist schon unterwegs. In Liberty City. Scheiß Liberty City, Dommy. Wenn’s stimmt, hat er die ganze verdammte Zeit genau vor unserer Nase gesessen. Praktisch um die Ecke.»
    «Wer ist noch dabei?»
    «Fulton hat die Sondereinsatztruppe angefordert, aber die brauchen dreißig bis vierzig Minuten, bis sie

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