Morpheus #2
plötzlich seine verdammte Magnum gezogen! Masterson hat ihn rauskommen sehen.
Als der Typ die Knarre zog, hat Jimmy geschossen.
Wir wissen noch nicht, was drin los ist, aber wir können nicht länger warten. Die Jungs von der City sollen mit uns reingehen.» Vorjahren war Fulton der Leiter der Sondereinsatztruppe gewesen, und er war verdammt gut.
«Okay. Gehen wir rein», sagte Dominick. Ein Ad-renalinstoß jagte durch seinen Körper. Ein Haus zu stürmen, wenn man mit feindlichem Beschuss rechnen musste, war kein Routineeingriff. «Ich hole nur noch meine Weste.»
«Ich habe Blendgranaten im Kofferraum», sagte Fulton. Beim Betreten nichtgesicherter Gebäude wurden Blendgranaten zur Deckung eingesetzt.
«Ich geh mit dem Team hinten rein», sagte Manny, der eben dazugekommen war.
«Okay, ich nehme die Vorderseite», sagte Fulton.
«Dorsett soll im Norden sichern, Dom, du über-
nimmst die Südseite. Jeder nimmt fünf Jungs mit.
Dom, auf mein Kommando wirfst du die Blendgranate durchs Fenster. Also los. Keiner kommt raus.
Verstanden?»
Weniger als drei Minuten später ging die Blendgranate los, und aus den Fugen der Sperrholzbret-ter vor den Fenstern spritzte grelles Licht. Das Holz dämpfte die gellende Explosion.
«Polizei! Hier ist die Polizei! Legen Sie sich flach auf den Boden! Alle Mann flach auf den Boden!», schrien Fulton und Manny gleichzeitig, während sie ihre Teams ins Haus führten und einen Raum nach dem anderen sicherten. Über Funk hielten sie gegenseitig sich auf dem Laufenden.
«Wohnzimmer! Okay!»
«Küche! Okay!»
«Badezimmer vorn! Okay!»
Manny entdeckte das Hinterzimmer zuerst. «Hier ist was! Eine Art Kammer! Fernseher läuft!», meldete er durch das Funkgerät. Dann war es eine Sekunde still, bevor sein Team den Raum stürmte.
«Polizei! Hinlegen!»
«Okay!»
«Geschlossene Tür!»
«Bin genau hinter dir, Bär.» Fultons Stimme.
«Mach auf!»
Dominick hörte über Funk das Splittern von Holz.
Gleichzeitig schrie jemand: «Polizei!» Darauf folgte eine unheimliche Stille von ein paar Sekunden.
«Scheiße», rief einer. Ein anderer: «O Gott.»
«Was ist denn los? Sagt doch was!», rief Marlon aus dem Funkgerät.
«Oh, Mist», rief Manny angewidert, «was für eine Schweinerei.»
«Wir haben LBJ gefunden», sagte Fulton. «Aber die Kings waren anscheinend vor uns da.»
«Mein Gott. Ist er tot?», fragte Dominick.
«Warte. Wir haben einen Kollegen ans Wasch-becken verloren», sagte Manny, dann schrie er:
«Kotz da nicht rein, du Idiot! Das ist ein verdammter Tatort! Beweg deinen Arsch nach draußen!» Kurze Stille, dann sagte er leiser: «Mehr als tot, Dommy-Boy. So viel Blut hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Der Typ starrt mit großen Augen aus der Wanne raus und trägt eine verdammte Krawatte um den Hals.»
«Sie haben ihm das Maul gestopft», mischte sich Fulton ein. «Dom, komm her. Ich habe das Gefühl, das ist kein Fall mehr. Das hier ist Krieg.»
NEUNUNDSIEBZIG
«Das kann nicht Ihr Ernst sein, Andy», sagte Dominick eine Woche später. Er folgte dem stellvertretenden Staatsanwalt Andy Maus aus dem Gerichtssaal auf den brechend vollen Gang. «Vier Monate Arbeit, und Sie lassen sich das gefallen?»
«Ich habe keine Wahl, Dom», gab Andy zurück.
Er bahnte sich seinen Weg in Richtung der Rolltreppe. Wahrscheinlich hoffte er, Dominick abzuhängen und damit das Gespräch zu beenden. «Die Feds haben Vorfahrt. Es liegt in ihrer Gerichtsbarkeit, und sie haben einen Beschluss vom Bundesgericht. Ich kann Valle nicht vor dem Landesgericht anklagen, solange die Feds nicht mit ihm fertig sind.
Außerdem lässt sich Richter Surace bestimmt nicht mit einem Fall den Terminplan blockieren, an dem bereits ein Bundesgericht dran ist. Sie haben ja gehört, was er gesagt hat. Ohne Gerichtsbeschluss, Zeitbeschränkung und einen Haufen Federal Mars-hals kann ich nicht mal hallo zu Valle sagen. Das bisschen Saft lohnt das Pressen nicht, Jungs.»
«Das FBI erntet also die Früchte und die Schlagzeilen und die Klage wegen Geldwäsche und Betrug, und wir dürfen uns mit den Leichen und den Berichten rumschlagen?», schimpfte Manny. «Das stinkt zum Himmel.»
«Was habt ihr denn immer? Habt ihr etwa den Fall verloren?» Wie aufs Stichwort tauchte Mark Gracker aus Saal 4-10 auf, im Gefolge des Bundesstaatsanwalts, den de la Flors als Aufpasser in die Anhörung geschickt hatte. Er grinste wie ein Honig-
kuchenpferd, als er den Blick über den Flur schweifen ließ
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