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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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gehört hatte. Die Waffe zitterte in ihrer Hand.
    «Ich kenne das System so gut wie du, Dom», sagte er, ohne C. J. aus den Augen zu lassen. «Also verhafte mich. Dann sehen wir, wohin das führt.»
    Plötzlich begriff Dominick, dass Chris Recht hatte. Dass Chris das System austricksen würde, weil er genau wusste, wie es funktionierte. Chris wusste, was ihn ein Deal kosten würde, was er tun musste, um C. J. reinzureiten. Er hatte seine Informationen für schlechte Zeiten gesammelt, wie andere Leute Geld unter der Matratze verstecken. Geheimnisse, die er in kleinen Häppchen herausrücken würde, pikante Einzelheiten, die ihn nach und nach ans Ziel brächten. Und Dom begriff auch, dass die Wahrheit nie ans Licht kommen würde. Die Fragen nach dem Warum würden nie beantwortet werden.
    Es geschah so schnell, dass Dominick selbst Tage später nicht sagen konnte, wie der genaue Ab-lauf der Ereignisse war. Er hörte C. J. schreien. Er sah die rasche Bewegung. Chris duckte sich und griff nach unten. Dom hörte sich rufen, aber er wußte nicht einmal, was er rief. Er spürte den Adrena-linschub, sein Herz pochte bis zum Hals. Er hörte den ohrenbetäubenden Schuss, roch den scharfen Pulvergeruch, schmeckte den Rauch in der Kehle.
    Dominick wusste nicht, was zuerst passiert war.
    Was die Dominosteine zum Kippen gebracht hatte.
    Ein Moment nur, der Bruchteil einer Sekunde. Doch noch während es geschah, wusste er, dass er die Szene immer wieder im Kopf durchspielen würde.
    Für den Rest seiner Tage.

EINUNDNEUNZIG

    Es herrschte vollkommene Stille. Die Explosion hatte alle Geräusche ausgelöscht. Dominicks Herz raste, seine Kehle war wund. Der Boden unter ihm schien sich zu wölben, zu versinken. Er blinzelte.
    Langsam kam der Ton zurück, das Nachklingen des Schusses vermischte sich mit dem Heulen der Sirenen, die immer lauter wurden, als drehte jemand am Radio die Lautstärke auf.
    Er sah C. J. an, die ebenfalls erstarrt war. Tränen rannen ihr über das blutige Gesicht, ihr Mund stand offen und ihre Lippen zitterten. Schweigend steckte er seine Waffe ins Holster und packte den Mann, der sterbend auf der Straße lag. Er kniete über ihm, tastete ihn schnell ab, fand die Waffe. Dom hatte gewusst, dass er bewaffnet war. Er zögerte nur eine Sekunde, dann wickelte er sich den Ärmel um die Hand, zog die .36er aus dem unverschlossenen Wadenholster und drückte sie in Chris’ ausgestreck-te Hand. Er achtete darauf, nicht in das Blut zu treten, das um Chris’ Kopf eine Lache bildete. Rot und rutschig breitete es sich auf der staubigen Straße aus. Chris’ Augen starrten auf den Rinnstein. Es sah aus, als beobachtete er das Blut, wie es aus dem Loch in seiner Stirn auf die Straße und in den Gully lief. Sein Fuß zuckte noch ein paar Mal.
    «Er wollte dich töten, weil du seine Verbindung zu Ricardo Brueto entdeckt hast», sagte Dominick, während er die Leiche untersuchte. Er sah sie nicht an. «Brueto verkaufte Drogen und half Valle Geld zu waschen. Masterson war der Vermittler zwischen den Kartellen. Du wolltest ihn enttarnen. Du hast mich angerufen. Du bist gegen die Wand gefahren, um ihn aufzuhalten. Ich kam und habe ihn aus dem Wagen geholt. Er hat die Waffe gezogen. Ich habe ihn erschossen.»
    Er starrte die Leiche an. Zumindest der letzte Teil stimmte… oder nicht? Dominick hatte die rasche Bewegung gesehen – wie es in Polizeiberichten und Entlastungmemos hieß –, die verstohlene Handbe-wegung, die einen Polizisten zu der vernünftigen Annahme verleitet, der Verdächtige habe eine Waffe und wolle sie benutzen. Die Bewegung, die den tödlichen Gebrauch einer Waffe rechtfertigte. Chris hatte nach seiner Wade gegriffen, als er sich duckte. Dominick wusste, dass er ein Wadenholster trug.
    Er hätte ihn durchsuchen sollen, als er ihn aus dem Wagen holte, doch alles war so schnell gegangen…
    Aber warum steckte die Waffe noch im Holster?
    Warum war sie nicht in seiner Hand?
    Die Sirenen heulten.
    «Das war’s. Das ist alles», sagte er. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ging zu ihr.
    «Gib mir die Pistole, C. J.»
    Er berührte die .22er in ihrer zitternden Hand.
    Sanft öffnete er ihre Finger und nahm ihr die Waffe ab, sicherte sie und steckte sie in den Bund seiner Hose. Er legte den Arm um sie und brachte sie weg von der Leiche, weg von dem Blut, das auf die Straße lief. Weg von dem Sterbenden, dessen Geheimnis sie nun teilten.
    Er setzte sie auf den Rand des Fahrersitzes ihres völlig zerbeulten

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